MSC-Neubau: »Lernen statt Lärm & Gefahr«

Lohsepark/Am Sandtorkai.

Aufruf zur Demo am 28. Mai 2024. © Initiative Schulcampus HafenCity

In den großen Fensteröffnungen des MSC-Gebäudes in der Speicherstadt standen die Mitarbeiter:innen der Reederei MSC und staunten nicht schlecht: Vor ihrer Zentrale Am Sandtorkai war ein Demonstrationszug von Kindern und Eltern angekommen und protestierte gegen den geplanten MSC-Neubau am Ericusfleet. Eingeladen hatte dazu die Eltern- und Quartiers-Initiative Campus HafenCity unter dem Titel „Lernen statt Lärm & Gefahr“.

Rund 150 Kinder und Erwachsene  waren der Einladung gefolgt und auf die Straße gegangen. Denn das MSC-Gebäude soll auf einer der letzten Grünflächen am Ericusfleet in der HafenCity entstehen und direkt neben dem temporären Campus HafenCity. „So laut wie ein Rockkonzert“ werde die Baustelle sein, sagte Hans-Christian Kölln, Elternrats-Vorsitzender des Campus HafenCity. Zudem auch noch gefährlich nah, nämlich direkt gegenüber von den Klassenraum-Containern, die entlang der Stockmeyerstraße aufgestellt werden.

MSC-Zentrale Am Sandtorkai: Eltern- und Kinderdemo gegen den Neubau von MSC am Ericusfleet, für ruhiges Lernen in der Campusschule HafenCity nebenan. © Sebastian Vollmert

Dass ausgerechnet Ksenija Bekeris, Senatorin für Schule und Berufsbildung, in einem Schreiben von den Eltern und Kindern „Kompromisse“ gefordert hat, während MSC ein Wunschgrundstück erhalten soll, wurde auf einem Demo-Schild angeprangert. Kölln machte am Ende der Kundgebung klar: Eltern und Kinder werden sich auch weiterhin nicht mit den Plänen von SPD und Grünen abfinden, die Lernbedingungen des Campus HafenCity drastisch zu verschlechtern, damit die Reederei ihr Wunschgrundstück erhält. Sondern sie werden sich weiterhin dafür engagieren, dass die Kinder unter den Rahmenbedingungen zu Schule gehen können, die ein guter Lernort braucht. Jens Fischer

MSC: »Das Geschäft deutlich ausbauen!«

Immobilendeal. Der neue HHLA-Gesellschafter MSC ­baut in der HafenCity auf dem Baufeld 73 an der Stockmeyerstraße seine neue Deutschland-Zentrale

Jackpot oder Notverkauf“ titelte der Politiknewsletter „Hamburger Tagesjournal“ des Journalisten Mathias Adler. Vor allem war es eine echte Business-Bombe, die Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschen­tscher und Wirtschafts- und Innovationssenatorin Dr. Melanie Leonhard am Morgen des 13. September 2023 zündeten. Die beiden verkündeten zusammen mit Soren Toft, dem CEO der weltgrößten Reederei MSC (Mediterranean Shipping Company), den Einstieg von MSC mit 49,9 Prozent bei der HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG). Hamburgs Top-Reederei Hapag-Lloyd und Gesellschafter und Logistiker Klaus-Michael Kühne schäumten, während die Hafenwirtschaft eher vorsichtig optimistisch reagierte. 
Foto oben: Die neue Zentrale der MSC am Ericusfleet (roter Pfeil). Finanzsenator Andreas Dressel: „Wir können die Partnerschaft mit immer mehr Leben füllen.“ © Fotofrizz

Die geplante neue Zentrale der MSC am Ericusfleet (roter Pfeil). Finanzsenator Andreas Dressel: „Wir können die Partnerschaft mit immer mehr Leben füllen.“ © Fotofrizz

Nach Monaten immer neuer Bad News, dass es immer weniger Containerumschläge im Hafen gebe, war die Beteiligung des Container- und Kreuzfahrtriesen MSC am Hafen auch ein Big Point für die hafen-verantwortliche Senatorin Melanie Leonhard – gegen den Abwärtstrend und den Stillstand. Erstens war der Scoop komplett geheim geblieben, und zweitens war es eine positive Macherinnen-Meldung für Hamburgs wichtigsten Wirtschaftszweig, den Hafen. Der „MSC-Move“ (Adler) bringt Bewegung in den eher behäbigen Hafenrhythmus, soll Entwicklung (neue Arbeitsplätze) und neue Umsätze (mehr Ladung) bringen. So oder so, der Anfang von Entwicklung ist nun mal Bewegung. Man darf gespannt sein. 

Zug um Zug wurde der MSC-Einstieg inzwischen auf den Weg gebracht, und am 19. Januar 2024 wurde ein erstes Teilversprechen des HHLA-MSC-Deals eingelöst: Die schweizerische MSC, mit Hauptsitz in Genf, baut ihre Deutschland-Präsenz aus und errichtet ihre neue Deutschland-Zentrale in Hamburg – in der HafenCity, auf dem Baufeld BF 73 an der Stockmeyerstraße am Ericusfleet. Nils Kahn, Geschäftsführer von MSC Deutschland: „Hamburg hat für MSC seit jeher eine große Bedeutung. Die Stadt ist einer unserer Heimathäfen, und die neue Zentrale ist ein wichtiger Teil unserer Vision für Hamburg. Mit künftig 500 bis 700 Beschäftigten am Standort wollen wir unser Geschäft in Hamburg und Deutschland insgesamt deutlich ausbauen. Als Hamburger freue ich mich besonders, dass wir durch die geplanten öffentlichen Räumlichkeiten noch stärker in den Austausch treten und Teil von Hamburg werden können.“ 

Neben den MSC-Büroflächen entstehen mit dem MSC-Gebäude östlich des Lohseparks auch mindestens 800 Quadratmeter öffentlich zugängliche Räumlichkeiten. Der Gebäudekomplex soll mit mindestens sieben Stockwerken und über 13.000 Quadratmetern Bürofläche errichtet werden. Darüber hinaus sind derzeit eine Dachterrasse mit Blick über HafenCity und Speicherstadt, ein Restaurant sowie ein Showroom von MSC in der Diskussion. Dieser Teil soll vor allem der Hamburger Öffentlichkeit zugutekommen und öffentlich zugänglich sein. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard: „Die MSC Mediterranean Shipping Company engagiert sich langfristig im Hamburger Hafen – die neue Deutschland-Zentrale in der HafenCity macht diese Verbundenheit deutlich. Die neue Unternehmenszentrale stärkt Hamburgs Position als führender deutscher Schifffahrts-Standort und auch das Netzwerk der maritimen Industrie hier vor Ort. Wir freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit und über die zusätzlichen Arbeitsplätze, die entstehen werden.“

In der direkten Nachbarschaft  am Lohsepark ist man mit der Standortwahl der MSC-Zentrale weniger glücklich. „Eine wunderschöne alte Weide wächst dort, umgeben von einem Birkenwäldchen. Es ist eines der letzten ökologisch wertvollen Grundstücke in der Hafen­City, das der rot-grüne Senat nun bebauen lassen will“, sagt Marianne Wellerhoff, Zweite Vorsitzende des Nachbarschaftsvereins Netzwerk HafenCity e. V. (siehe Kommentar Seite 17). Und sie ergänzt, dass es an­dere „attraktive Baufelder“ in der HafenCity gebe, unter anderem das BF 119 an der S-Bahn-Station Elbbrücken. Für Finanzsenator Dr. Andreas Dressel steht der gesellschaftliche Mehrwert im Vordergrund: „Dass MSC mit der neuen Deutschland-Zentrale einen attraktiven Ankerpunkt in der HafenCity bekommt, war ein wichtiges Essential. Damit können mehr Wertschöpfung und mehr Arbeitsplätze geschaffen werden – gut für MSC und gut für Hamburg.“ Wolfgang Timpe

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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