Interview. Mit der »Nord by Nordwest«-Schauspielerin Marleen Lohse sprach Dagmar Leischow über ihre Netflix-Serie »Alphamännchen« und ihr Indie-Pop-Debütalbum »Wide awake«
Sie ist einfach eine gefragte Schauspielerin: Marleen Lohse. Die meisten Leute kennen sie aus der Reihe „Nord bei Nordwest“, für die sie regelmäßig auf Fehrmarn vor der Kamera steht. Als Tierärztin Jule Christiansen ist sie den Zuschauer:innen ans Herz gewachsen. Nicht zuletzt, weil es zwischen ihr und dem Tierarzt und Polizisten Hauke Jacobs immer mächtig knistert. Eine Chance auf ein Happy End wird es aber wohl laut der 41-Jährigen eher nicht geben, im Videocall sagt sie: „Ich glaube, dann wäre die Geschichte auserzählt. Die Reihe lebt ja von dem Schwebezustand.“
Foto oben: Schauspielerin, Musikerin und Mutter, Marleen Lohse: „Ich habe durch meinen Sohn gelernt, dass man ein ganzes Bündel an Emotionen hat.“ © Lily Cummings
Während Marleen Lohse in „Nord bei Nordwest“ eine absolute Sympathieträgerin verkörpert, verwandelt sie sich in der neuen Netflix-Serie „Alphamännchen“, einer deutschen Adaption der spanischen „Machos Alfa“, in die recht toughe Scheidungsanwältin Kim. Sie ist mit Erik (David Rott) liiert. Als sie ihm vorschlägt, eine offene Beziehung zu führen, überfordert das ihren Partner. Er ist einer von vier Männern um die 40, die miteinander befreundet sind. Irgendwann wird ihnen bewusst, dass sich die Welt geändert hat, sie sich aber nach wie vor an alte Rollenbilder klammern. Das bietet Stoff für allerlei Situationskomik. Ob lustig oder liebenswert: Als Schauspielerin wird Marleen Lohse jeder Anforderung gerecht.
Vielseitig ist die gebürtige Soltauerin, aufgewachsen in Hoisdorf bei Ahrensburg, nicht allein in Bezug auf die von ihr dargestellten Charaktere. Obwohl sie schon als Mädchen dank ihrer Hauptrolle in der Serie „Die Kinder vom Alstertal“ bekannt wurde und heute hauptsächlich auf dem Bildschirm zu sehen ist, spielte die Wahlberlinerin nach ihrem Schauspielstudium in Potsdam anfangs vor allem Theater. In dieser Zeit hatte sie einen ganz direkten Draht zum Publikum. Weil ihr dieser zusehends gefehlt hat, freut sie sich jetzt umso mehr, als Sängerin auf der Bühne die überwiegend englischsprachigen Indie-Popsongs ihres Debütalbums „Wide awake“ live zu präsentieren.

Marleen Lohses Ziel ist es nicht unbedingt, sich parallel zur Schauspielerei eine zweite Karriere aufzubauen. Tatsächlich hat sie immer schon gerne Musik gemacht. Ursprünglich wollte sie Coversongs aufzunehmen. Bis sich der erste Text für ein Lied entwickelt hat und Marleen Lohse zu dem Ergebnis gekommen ist, dass eigene Titel doch irgendwie passender für sie waren. „Vieles ist sehr persönlich, manchmal erzähle ich aber auch eine Geschichte“, erklärt sie. „Auf jeden Fall bin ich als Sängerin näher an mir dran als als Schauspielerin. Darum habe ich wahrscheinlich so lange gewartet, bevor ich mit meiner Musik nach außen gegangen bin.“
Heraus sticht auf ihrer ersten Platte das letzte Stück „Genau für dich gemacht“. Marleen Lohse singt es ausnahmsweise mal auf Deutsch, im Hintergrund hört man deutlich Babygeräusche. Warum? „Das ist ein sehr persönlicher Song“, erläutert sie. „Einerseits ein Schlaflied für meinen Sohn, andererseits ein Durchhaltelied für uns Eltern.“ Ihr Kind hat nämlich anfangs ziemlich viel geweint, das war für Marleen Lohse eine prägende Erfahrung. „Ich habe durch meinen Sohn gelernt, dass man ein ganzes Bündel an Emotionen hat“, sagt sie. „Sie dürfen auch einfach mal da sein. Man muss nicht immer für alles sofort eine Lösung parat haben.“
Während „Genau für dich“ also autobiografisch ist, spricht „Not made for Beaches“ der Sängerin nicht hundertprozentig aus der Seele. „Tatsächlich bin ich ein Strandmensch“, stellt sie klar. In ihrer Jugend war sie oft in Pelzerhaken, sie hat einen Surfkurs belegt und manchmal die gesamten Ferien an der Ostsee verbracht. Inzwischen ist Fehrmarn für sie dank der regelmäßigen „Nord bei Nordwest“-Dreharbeiten fast eine zweite Heimat geworden: „Ich finde es schon schön, über die Fehrmarnsundbrücke zu fahren.“ Dagmar Leischow
Info Marleen Lohse tritt am Sonntag, 1. Februar, 20 Uhr, im Kent Club auf. Karten und weitere Informationen unter www.kj.de




