Oper, Elbphilharmonie: »Starkes Gemeinschaftserleben«

Elbphilharmonie. Das Musikfest Hamburg präsentiert die Premiere der Oper »Saint François d‘Assise« im Großen Saal

Das Internationale Musikfest Hamburg bietet in diesem Jahr ein ganz besonderes Ereignis: Am 2. Juni wird mit „Saint François d‘Assise“ von Olivier Messiaen erstmals eine der aufwendigsten Opernproduktionen auf die Bühne im Großen Saal gebracht, die jemals in der Elbphilharmonie zu sehen war – mit rund 300 Mitwirkenden. Von Staatsopernintendant Georges ­Delnon stammt ein völlig neues, eigens für die Architektur dieses Hauses entwickeltes Konzept mit einem großen LED-Ring über der Bühnenfläche. Der Bariton Jacques Imbrailo tummelt sich als St. Francois auf Stegkon­struktionen, die Sopranistin Anna Prohaska schwebt als L’Ange, der Engel, in luftiger Höhe. Die Videoeinspielungen wurden unter anderem auf dem Seenotrettungsschiff Sea-Watch 5, mit dem Klimaforscher Mojib Latif, in einem Hospiz oder in einem Duschbus in Hamburg-Altona gedreht.
Foto oben: Sopranistin Anna Prohaska schwebt in der Oper »Saint François d’Assise« als L‘Ange, als Engel in luftiger Höhe.© Marco Borggreve

All das nun maßgeschneidert für die Elbphilharmonie in Szene zu setzen, war für Georges Delnon der Ausgangspunkt dieser Aufführung. „Der gesamte Innenraum wird zur Bühne, die Zuschauer:innen werden zum Teil eines großen Ganzen im Sinne eines möglichst starken gemeinschaftlichen Erlebens dieses großartigen Werks“, schwärmt er. Gesucht wird nicht bloß nach dem optimalen Klang, vielmehr begreift Georges Delnon den Raumklang des Großen Saals als eigenständiges theatralisches Element. Er hofft, dass das Publikum praktisch in die Musik hineingesaugt wird.

Dirigent Kent Nagano. „Beziehung und Spannung zwischen Gesellschaft und Natur verdeutlichen“. © Claudia Höhne

Inhaltlich dreht sich die Oper um den heiligen Franz von Assisi. Olivier Messiaen hat sich intensiv mit der Beziehung des Menschen zu Gott und der Schöpfung auseinandergesetzt. Weit mehr sei es ihm aber darum gegangen, die Beziehung von Gesellschaft und Natur und die Spannung zwischen beidem zu verdeutlichen, sagt der musikalische Leiter Kent Nagano, der als Mess­iaen-Schüler 1983 an der Uraufführung beteiligt war. Er ist mit dem Werk des Franzosen so vertraut wie kaum ein zweiter, weltweit gilt er als einer der wichtigsten Interpreten seines Oeuvres. Der Dirigent erläutert: „Für Mess­iaen ist ,Saint François d’Assise‘ keine Oper, auch kein Oratorium. Es ist etwas, das er im Sinne von Berlioz spéc­tacle nannte“, ein musikalisches Geschehen, das man anschaut, nein, besser: das ins Auge sticht. Das Drama entsteht durch Sprache und Musik. Man sollte sich im Idealfall mit dem Rhythmus harmonisieren.

Das Ziel dieser Aufführung ist es, Franziskus im Spiegel der Gegenwart zu zeigen. Den Regisseur Georges Delnon hat die Frage umgetrieben: Wer ist Franziskus? Wo kann man seine Lehre in der heutigen Gesellschaft finden? Für ihn ist dieser Mann ganz viel, zum Beispiel Geistlicher, Umweltschützer oder Sterbebegleiter. All das soll sich in seiner Produktion herauskristallisieren. Sie lebt von den Kontrasten. Auf der einen Seite theatralisches Licht und Videoproduktionen, andererseits das konzertante Setting von Philharmonischem Staatsorchester, der Audi Jugendchor­akademie, dem Vokalensemble LauschWerk sowie den Solistinnen und Solisten. Dagmar Leischow

Die Oper „Saint Francois d’Assise“ wird am 2., 6. und 9. Juni, jeweils 17 Uhr, im Großen Saal der Elbphilharmonie aufgeführt. Karten und weitere Informationen unter www.elbphilharmonie.de

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