Kommentar. Fünf Architekturbüros inklusive Landschaftsplaner sind in einem Wettbewerb mit den Entwürfen für eine neue Oper auf dem Baakenhöft von Kühne-Stiftung und Senat beauftragt worden – auch das Büro, das für Investor Klaus-Michael Kühne einen Entwurf vorgelegt hat, den niemand außer den Vertragspartnern Senat und Kühne Stiftung kennt. Aktive der Sradrgesellschaft fordern schon lange eine Debatte zum Für und Wider einer neuen Oper wie auch des Standorts Baakenhöft in der HafenCity

Am Anfang steht die Wahrheit. Ich finde erstens toll, dass Hamburg ein architektonisch und technisch höchst anspruchsvolles, neues Operngebäude bekommt. Zweitens freue ich mich, dass die Stadtbürger:innen durch das Gebäudegeschenk von Milliardär Klaus-Michael Kühne im Wert von einem sehr stolzen Millionen-Euro-Preis relativ günstig zu einer Weltmetropolenbühne kommen. Und drittens finde ich das Baakenhöft, das letzte Elbwasser-umschlungene Filet-Grundstück für ein solches Opernprojekt, das wie in Oslo oder Kopenhagen ein Ort für alle werden soll, grundsätzlich hervorragend geeignet – andere aber auch. So weit, so gut.
Foto oben: der erfolgreiche Opernneubau in Oslo. © Mats Anda/GettyImages | Norwegische Nationaloper & Ballett
Nach der strengstvertraulichen Einigung zwischen Stadt und Kühne-Stiftung erfolgen dann die Bekanntgabe und eine öffentliche Debatte – über das Für und Wider einer neuen Oper? Über den besten Standort? Über die künstlerische Zukunft der Hamburgischen Staatsoper? Und über Nutzungsideen des neuen Opernareals für alle? Aktuell: leider nein. Fehlanzeige! So weit, so schlecht.
Zur Wahrheit gehört auch: Was haben erfolgreiche Erfindungen, Evolutionen und Revolutionen gemeinsam? Dass sie zunächst im strikt Geheimen stattfinden und bestens vorbereitet werden. Ohne Bürgermeister Henning Voscheraus Top-secret-Sitzungen mit dem Hamburger Architekten Volkwin Marg (gmp) und dem damaligen HHLA-Chef gäbe es die HafenCity heute nicht. Als zweiter Schritt folgte dann jedoch eine öffentliche, auch schmerzhafte Debatte inklusive Baukrisen. Und heute, fast 30 Jahre später, ist, Nörgeln hin oder her, die HafenCity samt Elbphilharmonie Hamburgs internationales Markenzeichen. So geht Zukunft.
Erfolgreiches soll man adaptieren. Also braucht die neue Oper zeitnah zwingend eine öffentliche Debatte über Qualität und Standort. Stadtgesellschaft 2025 führt ohne Beteiligung von Öffentlichkeit und Bürger:innen zu elitären Ufos, die keine gesamtstädtische Akzeptanz finden. Man muss die Menschen mitnehmen – auch im Stadtteil. Kein Wunder, dass das Murren in der Bürgerschaft und ganz besonders im Stadtteil HafenCity und ihrer Uni immer lauter wird. Kein Wunder, dass die Hamburgische Architektenkammer „Transparenz, Wettbewerb, Qualität und Stärkung der Innenstadt“ einfordert. Ja, bitte, endlich reden, gern auch darüber, ob eine neue Oper mit Weltgeltung ein Kultur-Booster für die schwächelnde Innenstadt sein könnte. Fragen über Fragen, die nicht im Geheimen geführt und entschieden werden sollten. Am Ende steht die öffentliche Debatte. Wolfgang Timpe