Quo vadis Hamburg-HafenCity? Das neue Elbbrückenquartier wächst – ein Ausblick
Na klar, Zahlen wollen beeindrucken: 11.000 Arbeitsplätze sollen entstehen, 1.400 Wohnungen, der größte Platz soll 9.000 Quadratmeter groß wie der Rathausmarkt sein, und dann setzt ein neuer Hamburg-Leuchtturm mit 245 Metern Höhe auch noch das Ausrufezeichen. Die Rede ist vom Elbbrückenquartier samt Elbtower und seinem geplanten Kiezmittelpunkt, dem Amerigo-Vespucci-Platz. Das Elbbrückenquartier bildet „hinter“ dem Baakenhafen das letzte Puzzleteil beim Bau des neuen Stadtteils HafenCity, der 2005 mit den ersten Häusern am Sandtorkai begonnen hatte. Und zugleich soll mit dem Quartier erstmals eine Anbindung zum Grasbrook (siehe Bericht S. 20), auf die Veddel, nach Rothenburgsort und an den Billebogen gelingen. Neues Hamburg – ostwärts in die Zukunft.
(Foto oben: Hosoya Schaefer/Chipperfield)
1. Elbbrückenquartier Neben dem südlichen Überseequartier wird das Elbbrückenquartier die zweite Stadt im Stadtteil, das zweite urbane Zentrum der HafenCity. Hochhäuser, Wasserflächen zu drei Seiten und der große Amerigo-Vespucci-Platz prägen den Geschäftsstandort mit 30 Prozent Wohnanteil. Großunternehmen wie auch kleinere Firmen und Einzelhändler sollen sich ansiedeln.
Mit seinen engen Wasserbezügen zur Elbe, zum Baakenhafen und zum Billhafen sowie zur grünen Insel Entenwerder in Rothenburgsort hat das künftige Quartier zum Teil auch Potenzial als attraktiver Wohnstandort. Rund 60 Prozent der Gebäudeflächen sind für Büronutzung und rund 10 Prozent für Gastronomie, kleinteiligen Einzelhandel und Sondernutzungen eingeplant.
Ab 2021 soll der 245 -Meter hohe Elbtower das architekto-nische Hamburg- und HafenCity-Signal am Stadteingang sein. Zusammen mit der heutigen U4- und künftig zusätzlichen S-Bahn-Station Elbbrücken (Eröffnung Ende 2019) wird der Elbtower bis Billebogen und Grasbrook ausstrahlen.
2. Elbtower Er ist mit 245 Metern fast doppelt so hoch wie der Michel und nur 35 Meter niedriger als der Fernsehturm. Der neue Elbtower an den Elbbrücken wird nicht Hamburgs höchstes Bauwerk, aber das höchste Gebäude. Das Besondere: Der Elbtower wird allein von einem privaten Investor gebaut und bezahlt − der Signa Prime Selection AG. Das Unternehmen, das dem österreichischen Milliardär René Brenko gehört, ist seit 2013 in Hamburg aktiv und hat nach dem Alsterhaus und den Alsterarkaden Anfang des Jahres auch die Gänsemarkt-Passage gekauft. Für das Grundstück kassiert die Stadt 122 Millionen Euro, der Investor will etwa 800 Millionen Euro in den Bau investieren. Der Entwurf stammt vom britisachen Star-Architekten David Chipperfield, der unter anderem für den Umbau der Museumsinsel in Berlin verantwortlich zeichnete und in Hamburg für das Empire–Riverside-Hotel.
Im Turm sollen etwa 70.000 Quadratmeter Bürofläche, ein Hotel mit 16.000 Quadratmeter Fläche, Gastronomie, Fitness und Spa sowie öffentlich nutzbare Flächen entstehen. Lassen sich 70.000 qm Bürofläche vermieten? Signa-Vorstandsmitglied Timo Herzberg. „Wir gehen davon aus, dass der Elbtower die Ansiedlung von neuen Unternehmen nach sich ziehen wird. Das ist ein positiver Effekt für die ganze Stadt.“ Mehr noch, so Herzberg weiter: „Der Elbtower wird eine große Strahlkraft haben und wichtige Impulse setzen, die für den angrenzenden Billebogen und den künftigen Stadtteil Grasbrook initial wichtig sind. Insofern gehört er zum Auftakt für die große zusammenhängende Stadtentwicklung in diesem gesamten Bereich.“ Der Sprung über die Elbe und die Elbbrücken gewinnt an Realitätsnähe.
3. Amerigo-Vespucci-Platz Der 9.000 Quadratmeter große Amerigo-Vespucci-Platz soll das neue Quartierszentrum bilden. Das Konzept sieht vor, das Areal flexibel als Kieztreffpunkt und für Veranstaltungen zu nutzen – auf dem größten öffentlichen Platz in der gesamten HafenCity. Durch die ziegelroten Warftwände, die den künftigen Amerigo-Vespucci-Platz einrahmen, wird die Freiraumgestaltung des benachbarten Quartiers Baakenhafen mit Baakenpark und Promenaden optisch aufgenommen. Auch hier integrieren die Warftwände unterschiedliche Funktionen wie Gehstufen, Sitzstufen und Rampen.
Elbbrückenquartier, Elb-tower und Amerigo-Vespucci-Platz: Der Dreiklang für die städtebauliche, wirtschaftliche und auch kulturelle Stadtteilplanung Elbbrücken kann klappen, auch angesichts des demographischen Wandels und des wachsenden Sexappeals von Großstadtleben einer immer älter werdenden Gesellschaft. Urbanes Leben braucht halt gestalteten Platz. Ostwärts in die Zukunft. Wolfgang Timpe