Erste Hamburg-offizielle Pop-Up-Bikelane „Beim Schlump“ eröffnet, weitere temporäre Radspuren sollen folgen − demnächst auch am Sandtorkai
Es wird enger für die Autofahrer in Hamburg. Die neue rot-grüne Koalition macht ernst mit der Mobilitätswende und schafft in einem ersten Schritt mehr Platz für Radfahrer. Gestern gab der grüne Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks grünes Licht für den ersten temporär eingerichteten Fahrradstreifen − im angelsächsischen Slang „Pop-Up-Bikelane“ genannt. Diese erstreckt sich auf jeweils 550 Meter in beide Richtungen der Straße Beim Schlump zwischen Gustav-Falke-Straße und Bogenstraße, also etwa zwischen Grindelallee und U-Bahnstation Beim Schlump in Eimsbüttel.
Foto oben: Verkehrssenator Dr. Anjes Tjarks und Kirsten Pfaue, Koordinatorin der Mobilitätswende in der Verkehrsbehörde, eröffneten heute die erste offizielle temporäre Fahrradspur am Schlump: „Die erste Pop-Up-Bikelane in Hamburg ist ein weiterer wichtiger und sichtbarer Baustein der Mobilitätswende und zugleich der breiteste Radweg unserer Stadt.“ © Wolfgang Timpe
Die plakativ gelb gekennzeichnete temporäre Radspur ist zwischen 2,20 und 3,20 Meter breit (an der breitesten Stelle) und wird jetzt ein Jahr lang getestet. Die Autofahrer müssen in dieser Zeit auf jeweils eine Spur pro Fahrtrichtung verzichten. Laut Verkehrsbehörde sind in diesem Bereich in Uni-Nähe rund 3.000 Radfahrer und 6.800 Autos unterwegs, die sich ab jetzt auf dem neu zugeteilten Platz vertragen müssen. Gekostet hat die Einrichtung des Radstreifens 60.000 Euro. „Die erste Pop-Up-Bikelane in Hamburg ist ein weiterer wichtiger und sichtbarer Baustein der Mobilitätswende und zugleich der breiteste Radweg unserer Stadt“, sagte Verkehrssenator Tjarks gestern bei der Eröffnung. Für den Radfan Anjes Tjarks brächten Pop-Up-Bikelanes den Radfahrenden zusätzliche Sicherheit, da sie dort deutlich besser von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen würden. „Zudem sind die Pop-Up-Bikelanes,“ so der Verkehrssenator, „räumlich vom Rest der Straße getrennt. Die Kombination aus Sicherheit und Komfort wird die Attraktivität des Radverkehrs weiter steigern und so die Mobilitätswende voranbringen. Zudem sind Pop-Up-Bikelanes sehr schnell und mit geringen Kosten zu errichten.“
Für Radverkehr-Koordinatorin Kirsten Pfaue in der Verkehrsbehörde sei es „allerhöchste Eisenbahn“, dem Radverkehr mehr und vor allem sicheren Platz einzuräumen. „Dies wird den Bedürfnissen vieler Menschen gerecht, die mit dem Rad unterwegs sind,“ so Pfaue, „und es zahlt direkt auf die Lebensqualität in der Stadt ein.“ In der einjährigen Testphase sollen Erfahrungen gesammelt werden, die dann in den endgültigen Umbau der Straße (geplant ab 2022) mit einfließen könnten. So zumindest sei es vorgesehen, wie Janett Kotte vom LSBG (Landesbehörde Straßen Brücken Gewässer) vor Ort berichtete. Noch in diesem Jahr soll die nächste Pop-Up-Bikelane in der Max-Brauer-Allee zwischen Holstenstraße und Stresemannstraße eingerichtet werden. Und geplanterweise auch noch 2020 auf 1,9 Kilometern vom Baumwall über den Sandtorkai bis zu den Deichtorhallen an der Brooktorbrücke.
In den sozialen Medien hat der neue und zunächst temporäre Radweg gestern für viel Lob und Begeisterung gesorgt, einige machten Vorschläge, wo weitere Pop-Up-Bikelanes sinnvoll wären. Aber auch Skeptiker meldeten sich zu Wort. So fragte die Initiative „Radentscheid Hamburg“ auf Twitter, wie gewährleistet werde, „dass Autofahrer diesen Streifen nicht benutzen“, wie es überall in Hamburg der Fall ist. Und ein Facebooker kommentierte: „Ich finde es peinlich, wenn 1.100 Meter als Erfolg gefeiert werden. Ich bin wie viele Radler*innen mit durchschnittlich 20 km/h unterwegs. Rechnet mal selber aus, wie viel Minuten ich eure tolle Errungenschaft genießen kann. Ich komm auf drei Minuten.“ Nun ja, aller Anfang ist klein und große Kulturwechsel im Mobilitätsalltag der Menschen brauchen halt. So viel Geduld sollte man mitbringen. Potemkinsche Fahrradluftschlösser helfen auch den tretlagerfans nicht weiter. Wichtiger ist, dass das im Koalitionsvertrag festgezurrte Umsetzungstempo beibehalten wird – und in der HafenCity man sicherer und am Sandtorkai entlangcruisen kann. Wolfgang Timpe