Hamburg und die HafenCity koppeln sich in der Bundestagswahl positiv vom Trend ab: ein klarer SPD-Sieg und deutlich zulegende Grüne. Falko Droßmann (SPD) geht für HH-Mitte nach Berlin
„Ich konnte in Hamburg Mitte den Abstand zum Zweitplatzierten gegenüber der letzten Wahl deutlich ausbauen. Falko Droßmann muss weder grüner, noch schwarzer noch gelber werden. Er bleibt rot“, antwortet der gutgelaunte SPD-Sieger, der mit gewonnenem Direktmandat nach Berlin gehen wird, auf die Frage, warum die Grünen so stark in Mitte und in Hamburg sind. Denn ihnen, wie auch der SPD, gelang in Hamburg das seltene Wahlkunststück, sich vom Bundestrend deutlich positiv abzukoppeln. Die SPD fuhr in Mitte mit 28,6 Prozent einen klaren Sieg (Infografik oben; © statistik-nord.de) ein und die Grünen konnten mit 27,9 Prozent ihr Ergebnis mehr als verdoppeln. Rot-grüner Aufschwung – auch in der HafenCity.
Und anders als in Mitte war das Rennen um den roten oder grünen Erststimmensieger im Waterfrontquartier lange sehr eng. „Ich bin begeistert“, so Droßmann, „von diesem guten Ergebis in Hamburg-Mitte und der HafenCity. Dort ist die SPD erstmals stärkste Kraft geworden.“ Und der große grüne Erfolg dokumentiert für Spitzenkandidat in Mitte, Manuel Muja: „Das Ergebnis zeigt, dass in der HafenCity wie in Mitte eine sozial-ökologische Politik gewünscht wird. Es freut mich, dass wir Grüne uns als eine von zwei starken Parteien in der HafenCity etablieren können.“
Doch auch der vierte Sieger kann über seine 14,8 Prozent in der HafenCity strahlen. FDP-Spitzenkandidat James Robert „Jimmy“ Blum schwärmt: „Ich bin beseelt von 14.352 Stimmen in Mitte und der HafenCity. Das bedeutet 14.352 Mal Vertrauen in meine Arbeit und meine Person. Wer in der HafenCity lebt, ist bereit für Neues und Aufbruch, wofür auch unsere libralen offenen Werte und Ideen stehen. Jetzt erhole ich mich ein paar Tage und dann geht’s weiter mit Politik im Bezirk.“ Trauer über den persönlichen Nicht-Einzug in den Bundestag bei Blum wie bei Muja keine Spur.
Für Christoph de Vries, CDU-Spitzenmann in Mitte mit nur 13,1 Prozent („das habe ich mir komplett anders vorgestellt“), gab es am Montagmorgen nach CDU-Desaster im Bund trotzdem noch vorm Frühstück Erfreuliches vom Bundeswahlleiter: „Ich bin erleichtert und wahnsinnig glücklich, weil ich völlig überraschend doch noch in den Bundestag eingezogen bin.“ Für den „Last-Minute-Man“ und seine CDU insgesamt jedoch „ eine schmerzhafte Niederlage, an der es nichts zu beschönigen gilt“.
Geschockt zeigt sich am Tag danach David Stoop von den Linken („ich bin total verkatert vom schlechten Ergebnis“), der nur erleichtert ist, dass Die Linke über drei Direktmandate doch noch im Bundestag ist. Für sich und seine Linke kennt er jetzt kein Pardon: „Wir müssen als Linke aus unseren Reflexen herauskommen und nicht immer die gleichen Antworten geben.“ Stoop will nachhaltigen Neuanfang. Den gibt’s für Falko Droßmann in Berlin. Was macht er dort als Erstes? „Den richtigen Eingang ins Reichstagsgebäude finden.“ Siegerhumor. Wolfgang Timpe