Stiftung Hamburg Maritim. Das Dampfschiff „Schaarhörn“ ist dank ehrenamtlicher Unterstützung wieder fahrtüchtig und bis Ende Oktober am Bremerkai zu besichtigen
Was ist eigentlich los mit dem historischen Dampfschiff „Schaarhörn“? Viele Jahre lag es über den Winter im Sandtorhafen, konnte auch besichtigt werden, und im Sommer fuhr es mit Gästen im Hafen und auf der Elbe. Aber jetzt hat man es lange nicht mehr gesehen.
Foto oben: Museums-Dampfschiff „Schaarhörn“: Und um zu leben, muss eine Maschine drehen und ein Schiff fahren. © mauritius images / Kuttig – Travel / Alamy
Zuerst hatte die Pandemie das schöne Schiff, wie so vieles, stillgelegt, und als dann 2021 vorsichtig ein Neuanfang versucht werden sollte, gab es einen Störfall am Kessel, der eine Generaluntersuchung nötig machte. In der Folge musste der erlaubte Überdruck des Kessels von 13 auf 9 bar vermindert werden. Die Enttäuschung in der ehrenamtlichen Mannschaft war groß, denn es wurde weithin bezweifelt, ob man das Schiff mit dem geringeren Kesseldruck noch fahren kann.
Während die Stiftung Hamburg Maritim, der Eigner der „Schaarhörn“, versucht, Spenden für einen neuen Kessel aufzutreiben – es geht dabei um einen Betrag von bis zu zwei Millionen Euro –, wurde das Schiff von der ehrenamtlichen Mannschaft weiter gepflegt und auf Vordermann gebracht. Gleichzeitig suchten die Mannschaft und die Stiftung Hamburg Maritim nach Möglichkeiten, das Schiff auch mit dem verminderten Kesseldruck sicher zu betreiben. Unter anderem Dank einer großzügigen finanziellen Unterstützung der Hapag Lloyd Stiftung konnte die Planung und Durchführung einer Probefahrt realisiert werden.
Mehrere Probeläufe der Maschine wurden bei liegendem Schiff unternommen, und im August konnte mit Genehmigung des TÜV und der BG Verkehr eine erste Probefahrt mit dem reduzierten Kesseldruck unternommen werden, bei der alle nötigen Manöver durchgetestet wurden. Alles verlief zufriedenstellend, auch für die Prüfer von TÜV und BG Verkehr, die mit an Bord waren. So besteht gute Hoffnung, dass die „Schaarhörn“ im Herbst zumindest einige Ausbildungsfahrten für die Mannschaft durchführen kann, denn die ehrenamtliche Besatzung muss ihre Fertigkeiten immer wieder auf dem Laufenden halten, und neue Ehrenamtliche müssen eingearbeitet werden. Und um zu leben, muss eine Maschine drehen und ein Schiff fahren.
All das ist natürlich kein Ersatz für einen neuen Kessel, und Sponsoren dafür werden dringend gesucht. Aber der Aufwand, vor allem für die ehrenamtliche Mannschaft, das Schiff auch in der Zwischenzeit funktionstüchtig zu halten, ist es wert.
Denn die „Schaarhörn“ ist eine echte Hamburgensie, in Hamburg gebaut (bei Jansen & Schmilinsky) und seit 1908 im Dienst der Freien und Hansestadt unterwegs, bis sie 1972 außer Dienst gestellt wurde. Nach einer Odysee mit verschiedenen Besitzern in verschiedenen Häfen wurde sie dann von 1990 bis 1995 von „Jugend in Arbeit“ in Harburg grundlegend restauriert und seitdem von einer ehrenamtlichen Crew als Traditionsschiff und schwimmendes Museum in Hamburg erhalten.
Und wer sich von der Schönheit des Schiffes und der Dampfmaschinentechnik – Maschine und Kesselanlage sind noch original von 1907 – ein Bild machen möchte, kann das noch bis Ende Oktober jeden Sonntag tun. Die „Schaarhörn“ ist dann im Hansahafen, beim Hafenmuseum am Schuppen 50, zur Besichtigung geöffnet. Und wer noch mehr tun will: Neue ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für Maschine, Nautik und Service sind immer hochwillkommen! Wolfgang Weisbrod-Weber
Info
Das Museumsdampfschiff „Schaarhörn“ liegt am Traditionsschiffanleger Bremer Kai im Hansahafen zwischen Schuppen 50 und Schuppen 51, Australiastraße 51a, 20457 Hamburg. Hier starten auch Rundfahrten mit bis zu 85 Personen. Mehr Infos, auch für Lesungen, unter: www.schaarhoern.de