Tempo 30 auf allenBezirksstraßen in der HafenCity!

Tempo 30 auf allen
Bezirksstraßenin der HafenCity

Verkehr. Der Cityausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte gibt grünes Licht für mehr Sicherheit im Verkehr

Die Sitzung des Cityausschusses am Montagabend des 9. September dürfte in die Geschichte der HafenCity eingehen. Nach jahrelangen Debatten, zahllosen Eingaben von Anwohner:innen, einer Demo mit mehr als 300 Teilnehmenden und zivilgesellschaftlichen Ini­tiativen hat der Ausschuss einen Beschluss gefasst, der für viele ein Befreiungsschlag ist: Tempo 30 auf allen Bezirksstraßen der HafenCity soll kommen. Der Antrag war vom Netzwerk HafenCity e. V. im Dezember 2024 zunächst in das HafenCity-Forum eingebracht worden und von dort offiziell in den Cityausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte überführt worden. Bemerkenswert ist dabei, dass die Fraktionen von SPD, Grünen, Linken und die FDP-Gruppe dem Antrag ohne Änderungen zustimmten. Damit ist der Weg frei für eine umfassende Verkehrssicherheitsmaßnahme, die nach Ansicht vieler Anwoh­ner:innen längst überfällig war.
Foto oben: Künftig Tempo-30-Straße: Großer Grasbrook. © Lutz Metterhausen

17 Straßen betroffen – ein ganzes Quartier wird sicherer

Der Beschluss betrifft sämtliche 17 Bezirksstraßen in der HafenCity: Am Kaiserkai, Am Dalmannkai, Großer Grasbrook, Hübenerstraße, San-Francisco-Straße, Tokiostraße, Singapurstraße, Vancouverstraße, Chicagostraße, Stockmeyerstraße, Koreastraße, Hongkongstraße, Yokohamastraße, Steinschanze, Kobestraße, Baakenallee und Kirchenpauerstraße. Da die Hauptverkehrsstraßen wie zum Beispiel die Überseeallee, Shanghaiallee oder Am Sandtorkai nicht unter der Verantwortlichkeit des Bezirks liegen, konnte in diesem Fall nur über die Bezirksstraßen entschieden werden.

Im Cityausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte wurde für alle Bezirksstraßen in der HafenCity Tempo 30 beschlossen. © Lutz Metterhausen

Diese Bezirkstraßen sind das Rückgrat der alltäglichen lokalen Mobilität im Quartier. Hier gehen Kinder zur Schule, fahren Radfahrer:innen zur Arbeit, flanieren Touristen zwischen Elbphilharmonie, Speicherstadt und Überseequartier. Tempo 30 sorgt nicht nur für eine signifikante Erhöhung der Verkehrssicherheit, sondern auch für spürbar weniger Lärm und bessere Luftqualität. Zahlreiche Studien belegen, dass bei niedrigeren Geschwindigkeiten die Zahl schwerer Unfälle drastisch sinkt. Für die HafenCity, die in den vergangenen Jahren immer wieder tragische Verkehrsunfälle erlebt hat – darunter der Tod einer Radfahrerin an der Magdeburger Brücke und der eines Kindes am Brooktorkai –, ist dieser Beschluss daher auch ein wichtiges Signal an die Anwohnerschaft: Sicherheit hat Priorität.

Politik kündigt weiteren Einsatz an

Tempo 30 war nicht das einzige Verkehrsthema, das in den letzten Monaten und Jahren durch Bewohner:innen der HafenCity über das HafenCity-Forum eingebracht worden ist. Es gibt zu schmale Radwege, knappe Ampelschaltungen, mehrspurige Durchfahrtsstraßen, unübersichtliche Kreuzungen, schlechte Schulwege und viele weitere Probleme, die immer wieder zu gefährlichen Situationen führen. Auch hier haben die Fraktionen der aktuellen Ampelkoalition (SPD, Grüne und FDP-Gruppe) Unterstützung angekündigt.

„Wir haben uns gemeinsam die Lage in der HafenCity vor Ort angeschaut und sehen den Handlungsbedarf über Tempo 30 hinaus“, so Stefan Abreu de Sousa von der SPD. „Die Koalition arbeitet daher bereits an einem weitergehenden Antrag, der die unterschiedlichen Verkehrsprobleme im Quartier aufgreift und konkrete Lösungen vorschlagen soll.“ Dieser geplante Antrag soll unter anderem die Versmannstraße in den Mittelpunkt rücken. Dort droht mittelfristig ein Ausbau auf vier Fahrstreifen. Eine Entwicklung, die nach Einschätzung vieler Anwohner:innen zu noch mehr Autoverkehr, höherem Lärmaufkommen und einem erheblich gesteigerten Risiko für Fußgänger:innen und Radfahrende führen würde. Eine klare politische Festlegung auf einen dauerhaften Erhalt von nur zwei Fahrspuren – jeweils eine pro Richtung – kombiniert mit der Einrichtung einer parallelen Fahrradstraße wäre daher ein starkes Signal für eine sichere, zukunftsorientierte und menschenfreundliche Mobilität. Eine solche Fahrradstraße hätte zudem überregionale Bedeutung: Sie wäre ein zentrales Teilstück der Radroute 3, die eine direkte Verbindung der südlich der Elbe gelegenen Quartiere mit der Innenstadt und den nördlichen Stadtgebieten schafft. Gleichzeitig würde sie die Erschließung des geplanten autoarmen Stadtteils Grasbrook unterstützen und so einen entscheidenden Beitrag zu einer umweltfreundlichen Erreichbarkeit leisten.

Breite politische Unterstützung

Auch die Kreuzung Stockmeyerstraße/Am Lohsepark könnte in den geplanten Antrag einbezogen werden. Die Sichtverhältnisse sind dort für Fußgänger:innen und Radfahrende äußerst unübersichtlich, was das Unfallrisiko deutlich erhöht. Dies ist besonders problematisch angesichts der unmittelbaren Nähe zur Schule Campus HafenCity, deren Schüler:innen diese Kreuzung täglich in großer Zahl nutzen. Eine Umgestaltung könnte hier einen klaren Beitrag zu sicheren Schulwegen leisten. Darüber hinaus bietet die noch nicht fertiggestellte Baakenallee die einmalige Chance, in der finalen Gestaltung gezielt verkehrsberuhigende Maßnahmen vorzusehen. So ließe sich von Beginn an eine sichere und quartiersverträgliche Straßenführung umsetzen, bevor sich problematische Verkehrsmuster verfestigen.

Auch für die Versamnnstraße in der östlichen HafenCity wurde Tempo 30 beschlossen. Das aktuell temporäre Projekt, dass sie nur zweispurig mit Radweg und Baufahrstreifen geführt wird, endet im nächsten Jahr. Die Zweispurigkeit muss dann erneut und final beschlossen werden. © Lutz Metterhausen

In der Diskussion zeigten sich neben der SPD auch die Grünen und Die Linke klar an der Seite der Anwohner:innen. Vertreter:innen beider Fraktio­nen betonten, dass sie die Belange der HafenCity ernst nehmen und sich auch in Zukunft für eine sichere und zukunftsfähige Verkehrsgestaltung einsetzen wollen. Damit ist Tempo 30 nicht nur ein isoliertes Projekt, sondern Teil einer größeren verkehrspolitischen Debatte um die künftige Entwicklung der HafenCity.

Umsetzung ist der nächste entscheidende Schritt

So erfreulich der politische Beschluss ist – umgesetzt ist damit noch nichts. Mit der Zustimmung des Ausschusses wurde die Verwaltung aufgefordert, die Umsetzung zu planen. Das bedeutet: rechtliche Prüfungen, konkrete Anordnung der Tempo-30-Zonen, Beschilderung, gegebenenfalls bauliche Anpassungen und Koordination mit der Straßenverkehrsbehörde und der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM). 

Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass gerade bei Maßnahmen wie Tempo 30 lange Prüfungen und Abstimmungen drohen, die teilweise in Absagen enden können. Daher werden die Anwohner:innen diesen Prozess genau beobachten, um sicherzustellen, dass der Beschluss nicht verwässert, verzögert oder sogar die Umsetzung verhindert wird.

Den Druck aufrechterhalten

Der Beschluss ist ein großer Erfolg für alle, die sich seit Jahren für mehr Verkehrssicherheit einsetzen. Aber er ist auch ein Auftrag: Die Umsetzung muss zügig und konsequent erfolgen, damit der Effekt spürbar wird. Die HafenCity hat gezeigt, dass zivilgesellschaftliches Engagement Wirkung zeigt und dass Politik bereit ist zuzuhören, wenn Argumente gut vorbereitet und beharrlich vorgetragen werden. Jetzt gilt es, den Druck aufrechtzuerhalten, bis die Tempo-30-Schilder tatsächlich stehen. Lutz Metterhausen

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