»Theater hat mir krass gefehlt!«

Interview. Der Musiker und Schauspieler Jendrik Sigwart spielt in der Wiederaunahme von »Oberaffengeil« im Schmidts Tivoli, einer 80er- und 90er-Jahre-Revue, den DJ Bubu 

Die Revue „Oberaffengeil“ lässt im Schmidts Tivoli die 80er und 90er Jahre wiederaufleben – mit Vokuhila-Frisur, Breakdance, Zauberwürfel oder Boygroup-Songs. Zum Ensemble der Show gehört auch Jendrik Sigwart, der Hamburger hat Deutschland 2021 mit seinem Lied „I don’t feel hate“ beim Eurovision Song Contest (ESC) vertreten. Obgleich er den vorletzten Platz belegte, möchte der 30-Jährige diese Erfahrung nicht missen.
Foto oben: Space-look und musikalische Gassenhauer in der Revue. Jendrik Sigwart: „Alphavilles ,Forever Young’ setzt als Karaoke den Schlusspunkt zum Mitsingen für alle.“ © Morris Mac Matzen | mmacm.com

Sie wurden 1994 geboren. Haben Sie jemals einen Walkman besessen? Natürlich. Ich weiß noch genau, wie ich als Kind im Auto meine Kassetten gehört habe. Ich hatte einen türkisen Walkman, mein Bruder einen blauen.

Sie haben die 80er Jahre nicht unmittelbar erlebt. Was verbinden Sie mit dieser Dekade? Geile Filme, geile Musik. Die beste Musik ist in den 80ern entstanden. Damals gab es diese ganzen Synthesizer-Sounds, die jetzt gerade ein Revival erleben. 

Welche Eighties-Musik mögen Sie am liebsten? Tina Turner, Rick Astley und Queen haben coole Songs. Für mich war Freddie Mercury eine Queer-Ikone.

Haben Sie durch die Revue „Oberaffengeil“ Facetten der 80er entdeckt, die Sie bisher nicht kannten? Falco war mir kein Begriff, selbst meinen Eltern hat „The Sound of Musik“, der Falco-Song, der in der Show war, gar nichts gesagt. Das liegt wohl daran, dass er eher ein österreichisches Ding war.

Wie geht es Ihnen, wenn in der Show Nicoles „Ein bisschen Frieden“ ­erklingt, mit dem sie 1982 den Grand-Prix-Sieg für Deutschland holte? Ich erinnere mich an meinen eigenen ESC-Auftritt, allerdings habe ich ja nicht so gut ab­geschnitten wie ­Nicole. 

Schauspieler Jendrik Sigwart zu den 80er Jahren: „Geile Filme, geile Musik. Die beste Musik ist in den 80ern entstanden.“ © Morris Mac Matzen | mmacm.com

Waren Sie enttäuscht, als Sie 2021 Vorletzter geworden sind? Mein Ziel war es, einfach beim ESC mitzumachen. Mit der Zeit hat sich von außen immer mehr Druck aufgebaut, man hat mir das Gefühl gegeben: Du musst doch Erster werden wollen. Dadurch kam für mich dieser Wettbewerbsgedanke dazu. Nach dem Event habe ich gedacht: Oh Gott, ich habe Deutschland enttäuscht. Irgendwann wurde mir aber klar, wie viel Energie ich in meine Performance gesteckt hatte. Ich bin immer noch stolz auf mein Lied „I don’t feel hate“ und auf seine Message.

Machen Sie eigentlich noch Musik? Als Hobby. 2024 bin ich 30 geworden. Darum habe ich mir vorgenommen, 30 Songs zu veröffentlichen. Das habe ich tatsächlich geschafft, am Ende sind es sogar 32 Lieder geworden. Alle selbst geschrieben und von Freunden produziert. Man kann sie bei Spotify hören.

Was fasziniert Sie mehr? Als Musiker kreativ zu sein oder auf einer Theaterbühne zu stehen? Ich brauche beides. Als ich ein Jahr lang überhaupt kein Theater gespielt habe, habe ich gemerkt, wie krass mir das gefehlt hat. Gerade bei „Oberaffengeil“ ist es toll, zusammen mit anderen zu performen und zu singen. Dieses Miteinander hat mir in der Musikwelt gefehlt.

Gibt es in „Oberaffengeil“ eine Szene, die Sie besonders begeistert? Ich liebe meinen Auftritt als DJ Bubu, nicht DJ Bobo. Diese Figur sieht ein bisschen so aus wie der verrückte Professor aus dem Film „Zurück in die Zukunft“. Wenn ich sie spiele, habe ich so viel Spaß, dass ich sie immer größer gespielt habe. Auch Alphavilles Hit „Forever young“, der neu in die Inszenierung gekommen ist, mag ich total. Er steht als Karaoke am Ende, alle sollen ihn mitsingen.“ Interview: Dagmar Leischow

Info „Oberaffengeil“ läuft bis zum 16. August im Schmidts Tivoli. Karten und weitere Informationen unter www.tivoli.de

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter!

Das könnte Ihnen auch gefallen

»Hinwegmalen sprengt Grenzen!«

Deichtorhallen. Die 63-jährige Malerin Katharina Grosse zeigt »Wunderbild«-Formate. Mit ihrer Spraypistole plus Acrylfarben kreiert die

»Meister der Leichtigkeit«

Kunst. Die Ausstellungen »Dreams« in der Galerie Hafenliebe und »Trio« im Forum StadtLandKunst Im Juni