Wirtschaft. Wie schon inoffiziell bekannt und bislang auch nicht dementiert, nun offiziell: Die Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers am 17. Oktober ist geplatzt – und Investor Unibail-Rodamco-Westfield muss inzwischen Mehrkosten von insgesamt über 120 Prozent, rund 2,26 Milliarden Euro verkraften
Jetzt endlich offiziell. Am Donnerstag, 19. September 2024, teilt der Bauherr Unibail-Rodamco-Westfield (URW) endlich auch offiziell mit, was bislang schon öffentlich war, laut Bericht der HCZ HafenCity Zeitung vom Sonntag, 1. September 2024: Das Westfield Hamburg-Überseequartier eröffnet nicht am 17. Oktober diesen Jahres, sondern es wird „die Eröffnung der Flächen für Einzelhandel, Gastronomie und Freizeit des Westfield Hamburg-Überseequartier auf das späte erste Quartal 2025 verschoben“, wie der Investor URW in einer Pressemitteilung von heute morgen mitteilt. Und: Das große Aufräumen hat bei URW begonnen – im Bereich der Bautechnik (an eben bautechnischen Abnahmen scheitert nun zum dritten Mal eine geplante Eröffnung!) und auch im Bereich Finanzen. URW schreibt in seiner Pressemitteilung: „Die Verzögerung der ursprünglich für den 17. Oktober 2024 angekündigten Eröffnung schafft zusätzliche Zeit für den Abschluss der Inbetriebnahmephase des Projekts. Dies betrifft hauptsächlich Aspekte der Gebäudetechnik wie Brandschutz- und sicherheitstechnische Anlagen sowie andere Systeme der technischen Gebäudeausrüstung.“ So weit, so schlecht, denn die Thematik schleppt die Großbaustelle nun schon seit Monaten mit sich herum und war, neben einem behafteten Wasserschaden im April diesen Jahres immer schon mit Grund für die bisherigen geplatzten Eröffnungstermine.
Doch damit nicht genug. Das börsennotierte internationale Immobilien- und Projektentwicklungs- und Centermanagement-Unternehmen URW muss laut URW zusätzlich Kosten hinnehmen: „Die verspätete Eröffnung des Einzelhandelsbereichs wird zu zusätzlichen Kosten in Höhe von schätzungsweise 100 Millionen Euro führen, die im Wesentlichen im Zusammenhang mit der verlängerten Bauzeit und den Kompensationen für die Mietpartner entstehen.“ Damit beträgt das Gesamtinvestitionsvolumen jetzt offiziell rund 2,26 Milliarden Euro. Ferner läuft seit Juli 2024 eine „umfassende, unabhängige Untersuchung“ der URW-Finanzen „durch Accuracy (Experten für forensische Buchhaltung) und White & Case (Rechtsberatung)“. URW weiter zur Business-Untersuchung durch Dritte: „Sie hat sich bisher darauf konzentriert, die Hauptursachen für die erheblichen Kostensteigerungen und Verzögerungen zu identifizieren.“
Auf der Halbjahresbilanzpressekonferenz im Juli hatte der CEO, der Vorstandsvorsitzende des Investors URW, Jean-Marie Tritant deutlich gemacht, dass beim Bau des Westfield Hamburg-Überseequartiers „die Situation inakzeptabel sei, wichtige Lehren daraus gezogen und weitere notwendige Maßnahmen eingeleitet würden“. Zeitgleich kündigte er eine unabhängige Untersuchung an, die sich auf die Ermittlung der Grundursachen für die erheblichen Kostensteigerungen und Verzögerungen konzentriere und von Accuracy (forensische Buchhaltungsspezialisten) sowie White & Case (Rechtsberatung) unter der Aufsicht des Vorstands durchgeführt werde. Schließlich sagte URW-CEO Jean-Marie Tritant laut Schätzung im Juli 2024 auf der Halbjahres-PK „die aktualisierte Schätzung der Gesamtinvestitionskosten für das Überseequartier in der HfenCity bekannt: eine Steigerung von 1,64 Milliarden Euro auf 2,16 Milliarden Euro. Der Anstieg der gesamten Projektkosten teilt sich auf in 160 Millionen Euro, die direkt auf die verspätete Eröffnung, technische Maßnahmen zur Behebung des Wasserschadens (im April 2024; d. Red.) und Entschädigungen der Mietpartner zurückzuführen sind, und 360 Millionen Euro, die auf Kostenüberschreitungen zurückzuführen sind – hauptsächlich auf Basis von Änderungsaufträgen, Mengenlücken und Rückstellungen für Schadensfälle.“
Mit der Bekanntgabe der aktuellen Verzögerung ins „späte 1. Quartal 2025“ gibt URW auch bekannt, dass durch die „Verschiebung der Eröffnung des Einzelhandelsbereichs voraussichtlich Mehrkosten in Höhe von schätzungsweise 100 Millionen Euro entstehen werden, vor allem im Zusammenhang mit der verlängerten Bauzeit und Entschädigungen für die Mietpartner“. So belaufen sich die Gesamtinvestitionen des Überseequartier-Projektes, das mal mit einer Milliarde Euro Investitionssumme veranschlagt war, auf nunmehr rund 2,26 Milliarden Euro. Langsam ausgesprochen: eine Kostensteigerung um über 120 Prozent. Ein handfestes Managementdesaster.
Dazu teilt URW in der aktuellen Pressemitteilung mit: „Die Untersuchung läuft noch und die vollständigen Ergebnisse werden dem Aufsichtsrat sowie dem Vorstand von URW vorgelegt. Gleichzeitig hat URW bereits Maßnahmen ergriffen, um das interne Monitoring zu verbessern und das Finanzcontrolling auf Projektebene zu stärken.“ Man nennt es wohl einen internen Super-Gau, von dem das weltweit erfolgreiche Unternehmen URW mit dem Überseequartier-Projekt nun schon zum dritten Mal heftig durchgeschüttelt wird.
Dass die „Flächen für Einzelhandel, Gastronomie, Unterhaltung und Kultur im Westfield Hamburg-Überseequartier zu 93% vermietet“ sind, ist zwar eine hervorragende Quote und wirkt angesichts der Nichteröffnungen leider zugleich wie ein Rufen im Walde. Also: Alles zurück auf Los und aufs Frühjahr 2025 hoffen. Hamburg, die HafenCity und vor allem auch die Mieter im Überseequartier hätten endlich mal langsam mal die Eröffnung verdient. Wolfgang Timpe
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