Tournee. Jetzt gehen Sasha und seine Frau Julia Röntgen mit ihrem zweiten Kinderbuch „Toto und der Mann im Mond – Aufbruch in neue Abenteuer“ auf musikalische Lesereise
Im Studio des Restaurants Bullerei in Hamburg schallt einem ziemlich laut ein Kinderlied entgegen. Der Sänger Sasha und seine Frau Julia Röntgen machen gerade einen Soundcheck für ihre Lesung mit Musik. Das Paar veröffentlicht mit „Toto und der Mann im Mond – Aufbruch in neue Abenteuer“ sein zweites Kinderbuch. Die Geschichte des Jungen Toto, der auf dem Mond einige Abenteuer erlebt, hat Julia Röntgen geschrieben, für die Lieder zeichnet ihr Mann verantwortlich.
Foto oben: Sasha und seine Frau Julia Röntgen: „Unser Sohn ist ein riesiger David-Bowie-Fan und schmeißt sich gern in verrückte Klamotten.“ © Oliver Vonberg
Frau Röntgen und Sasha, hat Ihr Sohn Otto für Toto, die Hauptfigur aus Ihrem Kinderbuch, Pate gestanden?
Julia Röntgen: Ja. Wir hätten als Titel auch „Otto und der Mann im Mond“ wählen können, aber wir wollten ein bisschen Abstand zu unserem Sohn haben.
In einem Kapitel wird Toto ausgelacht, weil er im Rock zur Schule geht. Ist Otto etwas Ähnliches passiert?
Röntgen: Er ist ein riesiger David-Bowie-Fan und schmeißt sich gern in verrückte Klamotten. Dafür wurde er in der Kita schon ausgelacht. Allein deshalb war es mir wichtig, klarzustellen: Man kann tragen, was man will.
Ein anderes Kapitel dreht sich ums Gewinnen und Verlieren. Ist das bei Ihnen zu Hause ein Thema?
Röntgen: Otto hat schon oft das „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel umgeworfen, wenn er verloren hat.
Sasha: Es gibt eben gute und schlechte Verlierer. Ich weiß nicht, ob ich als Kind ein guter Verlierer war. Auf jeden Fall bin ich es als Erwachsener geworden. Das Problem ist: Ich bin ein totaler Regel-Freak, das geht mir selber auf den Sack. Wenn jemand die Spielregeln verändert, habe ich Schwierigkeiten damit. Ich lese auch jede Anweisung fünfmal durch.
Röntgen: Ich spiele einfach los und gucke, wie etwas funktionieren kann.
Und Otto? Nach wem kommt er?
Sasha: Er ist ein Fifty-fifty-Mix – sowohl optisch als auch charakterlich.
Hat er Ihr musikalisches Talent geerbt?
Sasha: Was unser Sohn richtig gut kann, ist beatboxen. Er hat ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl, alles andere wird sich ergeben. Otto mag jedenfalls Musik. Neben David Bowie findet er auch manchmal Papa-Lieder gut.
Röntgen: Er liebt „I Feel Lonely“, das singt er mittlerweile richtig gut mit.
Im nächsten Jahr kommt Otto in die Schule. Wie gehen Sie damit um?
Röntgen: Mit einem Therapeuten … (lacht). Ich fand Schule leider schrecklich. Einfach weil ich es hasse, wenn man Sachen machen muss. Darum habe ich mir immer Berufe ausgesucht, in denen man freier arbeiten kann und nicht so an Zeiten gebunden ist.
Sasha: Ich war auch nicht gern in der Schule. Aber bei Otto könnte es ja anders werden. Er freut sich wahnsinnig auf die Schule, diese Vorfreude wollen wir ihm natürlich nicht nehmen. Ich wünsche allen Kindern, dass sie Freude am Lernen kriegen.
Wenn die Kinder zur Schule gehen, muss man früh aufstehen.
Röntgen: Dass die Schule um acht Uhr morgens anfängt, ist für mich echt ein Problem. Denn ich bin kein Morgenmensch. Otto ist es auch nicht. Ich musste ihn heute um halb neun wecken.
Sasha: Als Junge bin ich jeden Morgen wütend zur Schule gegangen, weil ich dachte: Ich habe noch nicht ausgeschlafen, mein Gehirn funktioniert noch gar nicht.
Und wie sehen Sie den Elternabenden entgegen?
Röntgen: Ich werde mich wirklich bremsen müssen, weil ich ein Revoluzzer-Gen in mir habe und mein Kind hardcore beschützen will. Am besten einigen wir uns darauf, dass du zu den Elternabenden gehst.
Sasha: Ich muss die diplomatischen Aufgaben übernehmen. Ich kann nämlich ein bisschen mehr an mir abperlen lassen und habe eine längere Zündschnur.
Ihr Podcast heißt auch „Elternabend“. Unter anderem haben Sie sich darüber unterhalten, warum Sie erst spät Nachwuchs bekommen haben.
Sasha: Meine Eltern haben zweimal geheiratet und sich wieder getrennt. Da mein Vater für mich nicht unbedingt das beste Vorbild war, hatte ich nicht das Selbstbewusstsein zu glauben, ich könnte ein guter Vater werden. Hinzu kam, dass ich lange dachte: „Ich möchte keine Kinder, ich möchte diese Verantwortung nicht tragen.“ Aber weil wir uns so sehr lieben, waberte das Thema doch immer in unseren Köpfen.
Röntgen: Ich habe zu Sasha gesagt: „Du musst deine guten Gene weiterreichen.“ Dabei habe ich mit 16 meiner Mutter erklärt: „Ich möchte definitiv keine Kinder haben, weil ich zu viel Angst vor Kriegen und Katastrophen habe.“
Was bedeutet es Ihnen, inzwischen ein stabiles Familienleben kennenzulernen?
Sasha: Mit Julia ist eine Großfamilie in mein Leben gekommen. Dadurch habe ich ein anderes Verhältnis zu diesem Thema entwickelt. Ich genieße es sehr, Teil einer Familie zu sein, die zusammenhält.
Röntgen: Meine Eltern sind seit fast 60 Jahren verheiratet. Zwar hatten sie ihre Höhen und Tiefen, aber im Alter sind sie einfach happy, zusammen zu sein. Zur Ehe habe ich eine eher konservative Einstellung. Ich finde, man sollte sich nicht gleich trennen, wenn es Probleme gibt, sondern um eine Beziehung kämpfen. Interview: Dagmar Leischow