Wahl 2025: »Wir müssen bunter denken!«

Wahl 2025. Was will der Unternehmer und FDP-Bürgerschaftskandidat Jimmy Blum in
Hamburg und der HafenCity ändern? Und warum schafft es die FDP ins Parlament?

Herr Blum, Sie sind, wie man so sagt, ein bunter Medienhund und gehen keinem Selfie von sich mit anderen und Echtzeitkommentaren zu Nachrichtenlagen aus dem Weg. Warum stehen Sie so gerne in der Öffentlichkeit? Ich sehe die Öffentlichkeit als eine Chance, wichtige Themen anzusprechen und mit Menschen in Kontakt zu treten. Die soziale Interaktion ist mir sehr wichtig, und ich finde, dass der direkte Austausch mit den Bürgern entscheidend ist, um ihre Bedürfnisse und Anliegen zu verstehen. Zudem kann ich über soziale Medien und Events viel Aufmerksamkeit auf die Themen lenken, die mir am Herzen liegen, insbesondere die wirtschaftlichen Herausforderungen, der Wohnungsmangel und die ewigen Staus in Hamburg. Das kann so nicht weitergehen!
Foto oben: Bürgerschaftskandidat Jimmy Blum aus der HafenCity: „Vielleicht haben die Menschen einfach nur Angst vor Veränderungen und haben es sich zu gemütlich gemacht?“ © Catrin-Anja Eichinger

Sie haben als Kind amerikanisch-deutscher Eltern die doppelte Staatsbürgerschaft. Was an Ihnen ist deutsch und was US-amerikanisch? Ich habe die besten Eigenschaften beider Kulturen in mir vereint. Die deutsche Seite in mir schätzt Struktur, Disziplin, Ernsthaftigkeit und Dinge bis zum Ende durchzudenken. Während ich von der amerikanischen Kultur die Offenheit, den Pioniergeist und den Enthusiasmus für Neues und die gute Laune übernommen habe. Diese Mischung aus Tradition und Innovation prägt meine Sichtweise und meinen Umgang mit Herausforderungen – sowohl im beruflichen als auch im politischen Bereich. Für mich ist das Glas auf jeden Fall immer halb voll. Das ist eindeutig mein US-Anteil!

Sie sind als FDP-Mitglied überzeugter Wirtschafts­liberaler. Die Prognosen für die FDP zur Bürgerschaftswahl liegen zurzeit bei vier Prozent, und es wird aller Voraussicht nach sehr knapp, überhaupt in der kommenden Bürgerschaft vertreten zu sein. Warum treten Sie trotzdem an? Lieben Sie das Scheitern? Moment! Wie kommen Sie denn darauf? Ich erinnere kurz an die Europa- und Bezirkswahlen im Sommer, da wurden uns auch schlechte Ergebnisse vorausgesagt. Am Ende haben wir sieben Prozent bei der Europawahl und bei den Hamburger Bezirkswahlen über sechs Prozent erhalten. 

Was stimmt Sie hoffnungsvoll? Die Hamburger schätzen liberale Werte. Natürlich sind Niederlagen nie erfreulich, doch die gehören nun auch mal dazu und sind Teil des politischen Lebens. Ich trete an, weil ich an meine Überzeugungen glaube und für die Werte der FDP einstehe. Unsere liberalen Ansätze sind wichtig für die Entwicklung Hamburgs. Ohne eine florierende Wirtschaft geht nichts in unserer schönen Stadt. Keine Kultur, keine sozialen Projekte und keine Zukunftperspektiven. Das haben wir in den vergangenen fünf Jahren in den Bezirken in Hamburg gezeigt, und wir wurden dafür auch von den Wählern belohnt. Mit meinen Kollegen und mir wird die Stimme der wirtschaftlichen Vernunft gehört. Es geht mir nicht nur um den Wahlerfolg, sondern auch darum, einen Beitrag zur politischen Diskussion zu leisten und alternative Lösungen aufzuzeigen.

Jimmy Blums Wahlkampf-Forderungen für Hamburg: „Wiederbelebung der Innenstadt durch die Schaffung von günstigem Wohnraum. Ordnung und Sicherheit für Bürger und Touristen. Thema Verkehr zur Chefsache erklären, die City muss (wieder-)belebt werden! © Catrin-Anja Eichinger

Was sind, ganz kompakt, Ihre wichtigsten Wahlziele – für Hamburg und für den Bezirk Hamburg-Mitte? Kurz und knapp: Wiederbelebung der Innenstadt durch die Schaffung von günstigem Wohnraum. Ordnung und Sicherheit für Bürger und Touristen. Thema Verkehr zur Chefsache erklären, die City muss (wieder-)belebt werden! Wir bereichern die City auch durch Schafffung von Wohnraum. Und da sind wir bei meinem weiteren wichtigen Thema: Wir müssen Bauen erheblich vereinfachen und Lücken auffüllen, Dächer aufstocken und den Antragsdschungel entschlacken.
Wir müssen auch mal bunter denken. Für die Mö, die Mönckbergstraße, schlagen wir nach dem Vorbild der Ramblas in Barcelona Pavillons und Terrassen für Gastronomie zum Verweilen vor. So wird die Aufenhaltsqualität für alle gesteigert. Dazu gehört auch ein sauberer und sicherer Hauptbahnhof. Der Verkehr wird zur Chefsache erklärt. Es wird ein Verkehrskonzept für Gesamt-Hamburg mit allen Verkehrsteilnehmern erarbeitet. 

Die jüngste NDR-Trend-Umfrage von Ende November sieht den rot-grüne Tschentscher-II-Senat mit einer SPD mit 30 Prozentpunkten und den Grünen mit 21 offenbar vor seiner dritten Amtszeit. Warum ist Rot-Grün so erfolgreich? Vielleicht haben die Menschen einfach nur Angst vor Veränderungen und haben es sich zu gemütlich gemacht? Was ist denn aktuell erfolgreich? Der halbe Hafen wurde ins Ausland verscherbelt, wir sind Stauhauptstadt in Deutschland. Wenn wir irgendwann endlich am Ziel sind, suchen wir stundenlang nach einem Parkplatz. Wenn wir mit der Bahn oder dem Bus in Hamburg ankommen, müssen wir aufpassen, dass wir nicht auf eine Spritze treten oder bestohlen werden. 
Meine Freundin Claudia sucht seit über einem Jahr nach einer bezahlbaren Wohnung – egal wo in Hamburg. Ich bin auf sehr vielen Veranstaltungen und mache fast täglich Haustürwahlkampf. Da hört sich das ganz anders als „zufrieden“ an. Und wie gesagt, Umfragen und Wahlendergebnisse liegen erfahrungsgemäß häufig weit auseinander. Mit der FDP in der Bürgerschaft gibt es dann auch neue, für Hamburg attraktive Senatsoptionen.

Was würden Sie als FDP-Mitglied eines Senats sofort ändern in Hamburg? Ich werde die Bauhanse umsetzen und so schnell für neuen Wohnraum sorgen. 

Sie leben mit Ihrem Mann Sven-Uwe, einem Rechtsanwalt, in der HafenCity. Was macht für Sie das neue Quartier aus, und wo muss sich deutlich was verbessern? Die HafenCity ist ein faszinierendes Beispiel für modernes urbanes Leben. Die Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeitmöglichkeiten in einem Quartier ist vorbildlich. Die funktionale Trennung von Schlafen, Arbeit und Freizeit, die wir in der Innenstadt haben, ist hier bereits durchbrochen worden. Schwierig finde ich, dass es bisher keine Brücke zum neuen Graßbrook-Quartier vom Baakenhafen gibt. Das bedeutet, dass Fahrradfahrer und Fußgänger immer erst über die Elbbrücken in die bestehende HafenCity oder zur Innenstadt kommen. So wird der neue Stadtteil direkt abgehängt, das muss geändert und sofort verbessert werden. Interview: Wolfgang Timpe 

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