Wehe, wenn die Funken fliegen

Coaching. Um Meinungsverschiedenheiten auszuräumen, empfielt Andrea Huber drei Wege

Wann immer Menschen aufeinandertreffen, kommt es von Zeit zu Zeit zu Konflikten. Ein Konflikt entsteht, wenn Meinungen, Bedürfnisse oder Ziele aufeinanderknallen und keine Lösung in Sicht ist. Missverständnisse, alte Verletzungen oder unausgesprochene Erwartungen liegen dabei oft unter dem vordergründigen Thema. Die Krux: Entweder schweigen wir, ziehen uns zurück, hoffen, dass es vorbeigeht. Oder wir gehen nach vorne, werden laut, wollen uns rechtfertigen oder unbedingt recht haben. Beides ist menschlich – doch es macht den Konflikt meist nur größer.
Foto oben: Der Weg aus dem Konflikt führt mitten hindurch: Problematisch ist ein Konflikt nur, wenn er ungelöst bleibt. © picture alliance / Shotshop | marcus 

Was wirklich helfen kann, zeige ich Ihnen im Folgenden:
1. Die STOPP-Regel: Einer der häufigsten Reaktionen im Streit ist, dass wir zu schnell reagieren. Ein falsches Wort, ein lauter Ton – und schon eskaliert die Situation. Die STOPP-Regel lässt uns Ruhe bewahren. 

S wie Stopp! Drücken Sie innerlich die Pausetaste. Sagen Sie sich: „Ich muss nicht sofort reagieren.“ Allein dieses kurze Innehalten verhindert, dass Sie Worte sagen, die Sie später bereuen.

T wie Tief durchatmen. Ein bewusster Atemzug bringt das Nervensystem runter. Der Puls sinkt, der Kopf wird klarer. Das schafft Abstand zu Ihrer spontanen Wut.

O wie Observieren. Fragen Sie sich: Worum geht es gerade? Ist es wirklich der Streitpunkt oder vielleicht etwas Altes, das da hochkommt?

P wie Perspektive wechseln. Stell Sie sich vor, Sie würden den Konflikt von außen beobachten. Was könnte er oder sie gerade fühlen oder brauchen? Wie würde die Situation dann wirken? In meinen Coachings nutze ich begeistert das „Insel-Modell“. Ich erkläre es ausführlich in meinem Buch.

P wie Positiv antworten. Finden Sie eine Antwort, die klärt statt verletzt. Zum Beispiel: „Ich will, dass wir uns verstehen – gerade bin ich überfordert. Können wir kurz durchatmen?“

2. Gemeinsame Lösungen suchen: In vielen Streitigkeiten geht es plötzlich nur noch darum, wer recht hat. Doch genau das ist die Sackgasse. Wer gewinnt, hat zwar kurzfristig recht, aber langfristig verliert die Beziehung. Besser ist der Fokus aufs Wir, nicht aufs Ich. Ein Satz wie: „Mir geht’s nicht darum, recht zu haben, sondern darum, dass wir eine Lösung für uns beide finden“ öffnet Türen, wo vorher nur Fronten waren. 

Formulieren Sie konkret, etwa „Lass uns absprechen, wer welche Aufgabe übernimmt“ oder „Wie können wir es schaffen, dass wir beide Zeit für uns haben?“. Das bedeutet vielleicht, dass keiner zu 100 Prozent seinen Willen durchsetzt. Doch beide bekommen etwas, das ihnen wichtig ist. Im Job oder in Teams lohnt es sich, Vereinbarungen schriftlich festzuhalten. In der Familie reicht meist ein klarer Satz: „Ab heute probieren wir es so.“

3. Aufschreiben bringt Klarheit: Nicht jeder Konflikt explodiert laut. Viele brodeln leise und tief. Immer wieder dieselben Themen, immer wieder dasselbe ungute Gefühl. Sie versuchen, darüber zu reden, doch die Gespräche drehen sich im Kreis. 

Genau hier kann Schreiben Wunder wirken. Sie können sich völlig frei ausdrücken – und oft erkennen Sie dabei Dinge, die Ihnen vorher gar nicht bewusst waren. Das ist ein machtvoller Schritt, um innere Spannungen zu verstehen und dadurch Konflikte zu lösen. Nehmen Sie Stift und Papier und schreiben Sie einfach drauflos. Fragen Sie sich: „Was genau hat mich verletzt?“, „Welche meiner Bedürfnisse wurden nicht erfüllt?“, „Was wünsche ich mir eigentlich wirklich?“. Oft erkennen Sie beim Lesen, dass es nicht um das vordergründige Thema ging, sondern um etwas Tieferes: Respekt, Nähe, Sicherheit, Anerkennung.

Viele Konflikte lassen sich bereits mit diesen Tipps entschärfen. Wenn Sie gar nicht weiterkommen, hilft Unterstützung von außen. Es zeigt, dass Ihnen die Beziehung, das Team oder die Situation wichtig ist. Dieser Schritt kann entscheidend sein, um festgefahrene Konflikte zu lösen. Ein Coach hilft dabei, eigene Muster zu erkennen und neue Wege auszuprobieren.
Ihre Andrea Huber

______________________________
Andrea K. Huber ist ­Coachin im Leistungssport, hat sich auf Stress­management spe­zialisiert und berät Unter­neh­men und Privatpersonen in heraus­fordernden Situa­tionen. Infos unter: www.andrea-huber-coaching.de 

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter!

Das könnte Ihnen auch gefallen

»Ein Stück unserer Heimat!«

Kultur. Eine Jury hat den Siegerentwurf zum Wiederaufbau der ­Bornplatzsynagoge gekürt. Er ­vereine die Wünsche