Kandidatenwettbewerb. Ob Baerbock, Laschet oder Scholz es ins Kanzleramt schaffen, ist fürs Regieren in Berlin und für Deutschland wichtig, für die sechs Direktwahlkandidaten von Hamburg-Mitte relativ unwichtig. Sie wollen sich von den Wähler:innen vor Ort mit deren Erststimme direkt in den Bundestag wählen lassen
Kann SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz Vorbild sein für die sechs Direktkandidaten im Wahlkreis 18 von Hamburg-Mitte? Ja, zumindest was den Wettbewerb der hiesigen Direktwahlkandidaten Falko Droßmann (SPD), Christoph de Vries (CDU), Manuel Muja (Grüne), David Stoop (Die Linke), James Robert Blum (FDP) und Nicole Jordan (AfD) betrifft.
Foto oben: Vorbild für die sechs Direktwahlkandidaten im Wahlkreis 18 für Hamburg-Mitte? Der SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat jedenfalls zurzeit in vielen Umfragen die SPD zur stärksten Fraktion* getrimmt und liegt mit persönlichen Werten bei der Kanzlerfrage** mit bis zu 21 Prozent vor den Mitbewerbern Armin Laschet (CDU/CSU) und Annalena Baerbock (Grüne). Auch, weil Scholz wie weiland Ex-SPD-Kanzler Gerhard Schröder, sich für keinen Landauftritt zu schade ist. Hier als Mähdrescher-Lenker in seinem Wahlkreis auf einem Acker in Brandenburg bei Berlin. *INSA-Umfrage, BamS v. 29.08.21: SPD 24%; CDU/CSU 21%; – **Kanzlerfrage: Scholz 31%, Baerbock 14%, Laschet 10% © Picture Alliance | Felix Zahn
Was macht den ehemaligen Ersten Bürgermeister Hamburgs denn gerade so erfolgreich, dass er nach Jahren des SPD-Absturzes im Bund auf bis zu zehn Prozent nun seit Längerem sich selbst und die Partei auf die Wahlkampf-Überholspur gebracht hat? Vom ehemaligen Verfolger bringt er plötzlich seine SPD bei manchen Umfrageinstituten mit einem 23-Prozent-Ergebnis Ende August bei der Sonntagsfrage in die Poleposition, ein Prozentpunkt vor der CDU; und bei den persönlichen Beliebtheitswerten als Kanzlerkandidat schafft er mit bis zu 40 Prozent Zustimmung deutlich über 20 Prozent Vorsprung zu seinen Herausforderern Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne).
Also: Erstens liefern die Wettbewerber Laschet und Baerbock bislang eine schwache, manchmal peinliche Performance ab. Zweitens, und da wird es spannend, ist Olaf Scholz sich wie weiland Ex-SPD-Kanzler Gerhard Schröder, genannt „Acker“, nicht zu schade, in kleinste Meinungsführerrunden übers Land zu tingeln – wie oben im Bild, wo er bei einem Wahlkampfauftritt in Brandenburg bei Berlin mit Mähdrescher durchs Kornfeld pflügt.
Demut vor jeder Stimme und vor Meinungsbildnern, die für positive Flüsterpropaganda sorgen, hat noch nie geschadet. Dazu kommt sicher noch die klare Themensetzung bei Mindestlohn, Wohnungsbau oder grüner Industriepolitik – alles mit Fakten und Zahlenversprechen hinterlegt, an denen man ihn später messen kann. Das hat schon in Hamburg gewirkt und könnte jetzt auch im Bund funktionieren. Deutschland braucht und die Wähler wünschen sich starke Persönlichkeiten mit Charisma, Haltung, Verlässlichkeit, Verantwortung und Mut zur Zukunft. Sie wissen noch nicht, wer das für Sie am ehesten in Hamburg-Mitte sein könnte? Wir geben Orientierung. Wolfgang Timpe
Lesen Sie mal, was die sechs Direktkandidaten auf unsere 16 Fragen antworten. Bitte umblättern und informieren – ab Seite 18.