Westfield: »Eine angemessene Kompensation für Verluste!«

Nachgehakt. Im Exklusiv-Gespräch nimmt Theda Juliane Mustroph, General Manager des Westfield Hamburg-Überseequartiers, gegenüber der HafenCity Zeitung Stellung zum Status quo der Baustelle, dem vagen Eröffnungstermin 2025 und ihrem Gemütszustand

Eröffnet es nun im späten ersten Quartal, oder eröffnet es nicht – das Westfield Hamburg-Überseequartier? Wir haben mal, Stand 1. Dezember, bei General Manager Theda Juliane Mustroph exklusiv nachgefragt. Antwort: „Für alle Beteiligten den besten Start ermöglichen.“ Da ist noch konkrete Luft nach oben. Lesen Sie mal.
Foto oben: Wie ist die Stimmung im Überseequartier? Theda Mustroph: „Natürlich gab es bei den Verschiebungen auch Enttäuschung und Frustration, was absolut nachvollziehbar ist. Umso ­wichtiger ist der enge Austausch mit unseren Partnern und allen Beteiligten. Aber grundsätzlich ist die Vorfreude auf die Eröffnung und das neue Quartier groß!“ © rock&stars digital / URW

Frau Mustroph, die Frustration über die dritte Nichteröffnung des Überseequartiers am 17. Oktober 2024 ist traurige Geschichte. Wie ist denn inzwischen die Stimmung bei den Mieter:innen? Natürlich gab es bei den Verschiebungen auch Enttäuschung und Frustration, was absolut nachvollziehbar ist. Umso wichtiger ist der enge Austausch mit unseren Partnern und mit allen Beteiligten. Aber grundsätzlich ist die Vorfreude auf die Eröffnung und das neue Quartier groß! Die Überzeugung bezüglich der Attraktivität, Zukunftsfähigkeit und Einzigartigkeit des Westfield Hamburg-Überseequartiers stand auch bei unseren Partnern niemals infrage. Wir haben alle eines gemeinsam, wir blicken nach vorn – und freuen uns auf das, was kommt.

Theda Mustroph zum Brandschutz: „Um einmal die Komplexität zu verdeutlichen: Diese Systeme, wie zum Beispiel der Brandschutz, sind riesig. Allein die Sprinkleranlage umfasst 360 Kilometer Rohrleitungen, 72.000 Sprinklerköpfe und 130 Wasserventile. Es gibt 2.480 motorisierte Rauch- und Brandschutzklappen und circa 4.000 Feuermelder.“ © rock&stars digital / URW

Die Keyaccount-Kunden, Schlüsselmieter wie Breuninger, Lego Discovery Centre, Rewe oder Port des Lumières, kommen als starke große Unternehmen mit den finanziellen Folgen der Verschiebung sicher leichter zurecht, wenn auch zähneknirschend. Für mittlere und kleinere Unternehmen ist die Situation existenzgefährdend, da kein Umsatz da ist und trotzdem die jeweiligen Kredite zur Unternehmensgründung und -ausstattung sowie häufig auch die aufgestockten Kurzarbeitergelder für die Mitarbeiter:innen bezahlt werden müssen. Wie helfen Sie denen? Unibail-Rodamco-Westfield möchte ein verlässlicher Partner für seine Mieter sein. Deshalb gehören der Austausch über den neuen Eröffnungstermin und eine faire Kompensation für die Verzögerung selbstverständlich dazu. Unser Ziel: eine partnerschaftliche Lösung für alle betroffenen Händler und Betreiber, die eigentlich im April oder Oktober 2024 starten wollten – inklusive einer angemessenen Kompensation für entstandene Verluste.

Technische Brandschutz-Abnahmen und andere Mängel führten seinerzeit zur abgesagten Eröffnung. Was haben Sie dagegen inzwischen unternommen, wo gibt es jetzt, rund zwei Monate danach, erste Erfolge, und wo hakt es noch? Wir konzentrieren uns im Moment auf die Inbetriebnahme und Prüfung der Gebäudetechnik wie beispielsweise Brandschutz- und sicherheitstechnische Anlagen und andere Systeme der technischen Gebäudeausrüstung. Darüber hinaus befinden wir uns in der finalen Phase der Außenarbeiten, der dekorativen Details und der Finalisierung einiger noch nicht fertiggestellter Mietereinheiten. Dazu gehören Malerarbeiten, die Installation von Armaturen und andere ästhetische Elemente. Wir kommen gut voran. Aber nur, um einmal die Komplexität zu verdeutlichen: Diese Systeme, wie zum Beispiel der Brandschutz, sind riesig. Allein die Sprinkleranlage umfasst 360 Kilometer Rohrleitungen, 72.000 Sprinklerköpfe und 130 Wasserventile. Es gibt 2.480 motorisierte Rauch- und Brandschutzklappen und circa 4.000 Feuermelder.

Sie wollen laut Pressemitteilung von damals im „späten 1. Quartal 2025“ eröffnen? Was heißt das, wissen Sie schon – Stand 1. Dezember 2024 –, wann Sie eröffnen können? Wir haben das Projektmanagement verstärkt und setzen alles daran, das Quartier bis zum späten ersten Quartal 2025 fertigzustellen. Die Prämisse dafür sind die hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Den neuen Eröffnungstermin stimmen wir eng mit den Mietern ab, damit er zur Einzelhandelssaison passt und für alle Beteiligten den besten Start ermöglicht.

Was unternehmen Sie zur Mängelbeseitigung? Theda Mustroph: „Wir haben das Projektmanagement verstärkt und setzen alles daran, das Quartier bis zum späten ersten Quartal 2025 fertigzustellen. Den neuen Eröffnungstermin stimmen wir eng mit den Mietern ab, damit er zur Einzelhandelssaison passt und für alle Beteiligten den besten Start ermöglicht.“ © Catrin-Anja Eichinger

Nicht nur das Überseequartier, auch die Stadt Hamburg und der Senat sind nach wie vor gefordert. Bis heute gibt es keine schlüssigen Konzepte für schöne fußläufige Verbindungswege zwischen Innenstadt und Überseequartier, zwischen HafenCity und City. Lediglich ein paar Pflanzkübel auf St. Annen und Hammaburg-Patz und die nur um zwei Stationen verlängerte Buslinie 4 bestimmen die spärliche Infrastruktur und schlechten Aufenthaltsqualitäten der neuen Mitte Hamburgs. Nehmen Sie als Überseequartier Einfluss auf eine höhere Attraktivität des Flanierens Ihrer geplanten täglich 45.000 Besucher:innen zwischen Elbe und Binnenalster? Die Stadt Hamburg hat in diesem Jahr einiges bewegt, um die Achse attraktiver zu gestalten – mit schnellen Maßnahmen für jetzt und einem Ideenwettbewerb für die Zukunft, den wir mit ausgewertet haben. Mittelfristige Lösungen werden gerade im Arbeitskreis Innenstadt der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen diskutiert. Klar, die Strecke ist an manchen Stellen noch ausbaufähig. Aber mit der Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers wird sich die Achse beleben, und die Umgebung wird sich nach und nach mit spannenden Nutzungen weiterentwickeln.

Was fordern Sie von der Stadt als Gegenleistung für Ihre 2,26 Milliarden Euro Investitionen? Dies ist nach wie vor eine privatwirtschaftliche Investition. Warum sollten wir eine Gegenleistung fordern? Die Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg und den Behörden ist partnerschaftlich und konstruktiv. Unser gemeinsames Ziel ist klar: Das Westfield Hamburg-Überseequartier soll bald eröffnen, ein Erfolg für Hamburg werden und echte Mehrwerte für die Menschen und die lokale Community schaffen. Daran arbeiten wir zusammen – und zwar mit vollem Einsatz!

Warum soll sich die Innen­stadt auf das Überseequartier freuen? Weil hier etwas wirklich Besonderes entsteht. Das Westfield Hamburg-Überseequartier wird ein Ort, der die Stadt und das Leben der Menschen bereichert – ein Platz zum Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und einfach Sein. Hier, wo über so lange Zeit auf einer ehemaligen Industriefläche ungenutzter Raum brachlag, entsteht Leben. Direkt an der Elbe haben wir ein Stück Stadt realisiert, das Hamburgs Urbanität neu definiert.Natürlich war so ein großes Projekt nicht ohne Herausforderungen, aber genau deshalb sind wir stolz darauf, was hier entsteht. Es geht um mehr als Gebäude – es geht um einen lebendigen Ort, nachhaltig und mit der lokalen Community im Kopf konzipiert, für alle Hamburger und Besucher. Unser Quartier wird die Stadt noch ein Stück lebenswerter machen.

Theda Mustroph zu Diversität: „Uns geht es darum, viele kleine Leuchttürme zu schaffen und den Besuchern die Möglichkeit zu geben, Neues zu entdecken.“ © rock&stars digital / URW

Zahlen und Probleme hin oder her, Frau Mustroph, Butter bei die Fische: Wie bewahren Sie sich angesichts der vielen Herausforderungen und der immer noch nicht terminlich feststehenden Eröffnung Ihren Optimismus? Es ist eigentlich ganz einfach: Ich bin von diesem Projekt völlig überzeugt. Und glauben Sie mir, ich freue mich riesig darauf, all das, was wir hier, gemeinsam mit unseren Mietpartnern und allen weiteren Partnern, geschafft und geschaffen haben, endlich zu zeigen. Das wird ein richtig spannender neuer Ort für Hamburg, für alle Hamburger und alle, die die Stadt besuchen.

Der Kontakt in die direkte Nachbarschaft der HafenCity war auch schon einmal enger. Wie sollen die HafenCitizens, die Bewohner:innen und die Gewerbe, in den nächsten Wochen von Ihnen „geführt“, informiert werden? Damit die HafenCity und auch das ganze Areal des Überseequartiers lebendig wird, ist ein Miteinander unglaublich wichtig. Auch das Konzept einer sehr diversen Nutzung spielt hier mit rein. Wir haben daher den Austausch von Anfang an gesucht und auch betrieben, auf verschiedenen Kanälen – von direkten Gesprächen mit allen am Westfield Hamburg-Überseequartier Beteiligten und unseren Nachbarn sowie innerhalb der HafenCity-Gemeinschaft und darüber hinaus. Es gab über die letzten Jahre rund 270 Einzelmeetings mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und der HafenCity und 17 größere Nachbarschaftsevents, bei denen wir aktiv den Dialog mit unseren Nachbarn gesucht haben. Daran haben insgesamt über 600 Anwohner teilgenommen. Und ich bin mir sicher, dass der Austausch noch lebendiger wird, sobald wir das Quartier eröffnen.

Gibt es denn neben dem Quartiersleuchtturm Breuninger, dessen Logos schon in den riesigen, hell erleuchteten Fassadenfenstern tanzen, und den bunten immersiven Social-Media-Postings der kreativen Port-des-Lu­mières-Macher:innen weitere gute Nachrichten? Ich denke, dass Anson’s auf 2.600 Quadratmetern ins Quartier kommt, was wir jetzt im Oktober angekündigt hatten, wäre noch ein weiterer Leuchturm, um Ihr Bild aufzugreifen. Aber wie ich vorher schon sagte, dieses Projekt lebt von seiner Diversität, und die macht es am Ende auch so besonders. Jeder empfindet doch andere Dinge spannend, interessant und schön: unsere Kulturangebote, neueste Entertainment-Konzepte, große Flagship-Stores weltbekannter Marken, individuelle Boutiquen, Stores von Local Champions aus der Stadt oder auch Gastronomie von internationalen Größen oder Betreibern aus der HafenCity und Hamburg. Uns geht es darum, viele kleine Leuchttürme zu schaffen und den Besuchern die Möglichkeit zu geben, Neues zu entdecken.

Wie schalten Sie persönlich eigentlich vom Alltag der Baustelle, Mietersorgen und den letzten Mieter-Akquisitionen ab? Ich muss ehrlich sagen, eine Baustelle, ein Projekt wie das Westfield Hamburg-Überseequartier, ist so komplex und aufregend, dass es einen eigentlich nie richtig loslässt. Es ist ein bisschen so, als sehe man ein Kind aufwachsen – mit Sorgen, aber auch mit großer Freude. Auch das legt man nicht einfach ab, wenn man das Haus verlässt. Und das ist auch gut so. Freude zu haben an dem, was man tut, ist für mich jeden Tag in meinem Job wichtig. Natürlich mag ich Tage lieber, an denen alles super läuft. Aber auch wenn das mal nicht so ist, weiß ich, dass dieser Tag mich dem Ziel, in naher Zukunft eines der spannendsten Stadterneuerungsprojekte in Deutschland erfolgreich zu eröffnen und einer wunderbaren Stadt wie Hamburg einen echten Mehrwert zu liefern, wieder einen Schritt näherbringt. Das ist immer ein gutes Gefühl. Und ich freue mich sehr auf diesen Zieleinlauf. Interview: Wolfgang Timpe

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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