Westfield-Überseequartier: »Ein Desaster für die Mieter«

Kurz kommentiert. Ein Wassereinbruch in Technikräume hat offenbar das absolut kurzfristige Verschieben der Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers 14 Tage vor der HafenCity- und Innenstadt-Premiere verursacht. Zweifel an der Soloursache des Wassereintritts wie fehlende Absprachen mit Mietern im Quartier sorgen für dicke Fragezeichen

Das neue Herz der HafenCity hörte auf zu schlagen, ehe es dem Stadtteil und der Stadt Leben einhauchen konnte. 14 Tage vor der groß geplanten Hollywood-reifen Eröffnung mit Popstar Rita Ora aus London strichen die Investoren und Centermanagementbetreiber von Unibail-Rodam­co-Westfield (URW) die seit Wochen gehissten Segel und sagten die Premiere des City-Urknalls für Innenstadt und HafenCity mit 170 Geschäften für Einzelhandel, Gastronomie und Entertainment ab: „Wasserschaden an zentraler technischer Anlage des Quartiers … Mit Blick auf die Sommerferien und den saisonalen Einzelhandelskalender verschiebt Unibail-Rodamco-Westfield die Eröffnung auf Ende August 2024.“
Foto oben: „Wir sind unglaublich enttäuscht, aber zum Glück ist Kunst zeitlos“, schrieb der Top-Mieter Port des Lumières am 11. April auf Instagram ironisch-lässig zur Absage der Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers. Die immersive Kunst muss warten. © Culturespaces

So traurig, so schlecht. Alle, vor allem die Mieter, die ihre Mitarbeiter:innen für die Eröffnung am 25. April eingestellt hatten, mussten sie, bevor es losging, gleich mal in Kurzarbeit schicken – und, wenn sie sie halten wollen, das Kurzarbeitergeld der Arbeitsagentur auf 100 Prozent ihres Gehalts aufstocken. Wer soll das bezahlen? Darum wird vereinzelt heftig gerungen. Wie immer gilt: Die Großen haben es leichter, die „kleineren“ Unternehmer:innen sind häufig existenziell gebeutelt. Horrende neue Kosten ohne Umsatz. Ein Desaster für die Mieter. 

Das erwartete pralle Leben zum langen Brücken-Feiertagswochenende zum 1. Mai fiel aus. Der jetzt geplante Eröffnungskorridor für die Eröffnung ist auf „Ende August 2024“ verschoben. Einzig realistischer Termin: Do., 29. August, einen Tag nach den Ende der Sommerferien und der letzte Get-together-Businesswerktag im August. Irgendwie zwischen Baum und Borke: Zu spät u.a. für die Sommerkollektion der Mode-Einzelhändler und zu früh für die Herbst- und Wintermoden. Mal abwarten, wann die Tore zum Überseequartier wirklich öffnen. © moka-studio | URW

Und warum eigentlich eine auf „Ende August“ verschobene Eröffnung ohne neuen Termin? Vertrauen geht anders. Jetzt treibt Murphy sein Unwesen auf der Wieder-Dauerbaustelle Überseequartier Süd. „Die Zeit“ und der NDR enthüllen weitere bislang offenbar geheim gehaltene Unfälle sowie wohl rechtswidrige, zu niedrige Löhne (wie immer oft über Subunternehmer, was die Sache nicht besser macht). Meine Meinung: Die Welt erlebt zurzeit Schlimmeres als eine verschobene Eröffnung. Aber dass ein milliardenschwerer internationaler Konzern seine Mieter erst parallel zu den Medien informiert („Ich wurde morgens kalt erwischt“, so ein Mieter) und den neuen Termin dann noch nicht einmal mit ihnen bespricht, zeigt fehlendes Managementgespür. Aus der Kulisse hört man, dass der 29. August 2024 der neu angesetzte Eröffnungtermin sei. Kommunikation? Null. Bei Mietern ist das Ver­trauen erst mal weg. „Das glaube ich erst, wenn es passiert ist“, so ein Mieter, der ungenannt bleiben möchte. Leider: Ohne Worte! Wolfgang Timpe

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