Wie sich der»Kurze Olaf« verdoppelt

Stadtplanung. Das Naturkundemuseum soll für 595 Millionen Euro als städtisches Teileigentum in den Elbtower kommen, und das Becken-Konsortium will die 100-Meter-Ruine bis auf 199 Meter zu Ende bauen

Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg hatte Einzigartiges zu verkünden, denn sonst tritt die geballte Regierungsmacht nicht als Quintett mit vier Senatorinnen und Senatoren inklusive Erstem Bürgermeister zu einer Pressekonferenz im Rathaus an. Die Nachricht: Der Elbtower in der HafenCity, der nach Baustopp durch die René-Benko-Signa-Pleite seit über zwei Jahren als 100 Meter hohe Bauruine, als „kurzer Olaf“, vor sich hindämmerte, soll als offenbar beste und wirtschaftlichste Lösung die Heimat für das geplante neue ­Naturkundemuseum werden. Grundlage für das Naturkundemuseumist der Staatsvertrag von 2021 zur Gründung des Leibniz‑Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) und die damit verbundene Verpflichtung Hamburgs, ein modernes Forschungs- und Ausstellungshaus zu schaffen. Man prüfte 13 Standorte und hatte zuletzt zwei offenbar realistische Optionen: einen städtischen Neubau auf den Baufeldern 74/75 im Lohsepark der HafenCity mit geschätzten Kosten von rund 824 Miollionen Euro und eben den Elbtower. 
Foto oben: Visualisierung des neuen, nur 199 Meter hohen Elbtowers als städtebaulicher Abschluss der HafenCity. Finanzsenator Andreas Dressel: „Aus der Not eine Tugend machen.“ © ONIRISM für David Chipperfield Architects

Nun verkündete der Senat, dass man plant, als Stadt Hamburg das Sockelgeschoss des Elbtowers für das Naturkundemuseum zu einem „Festpreis“ von 595 Millionen Euro zu kaufen. Bürgermeister Peter Tschentscher: „Für den Senat ist es wichtig, dass die Fertigstellung des Elbtowers in der Verantwortung und Federführung der privaten Investoren bleibt und die Stadt über einen Erwerb des Teileigentums für das künftige Naturkundemuseum hinaus keine wirtschaftlichen Risiken aus dem Projekt übernimmt. Der Kaufpreis für das Teileigentum und den Einbau des Naturkundemuseums soll dabei vertraglich fest abgesichert werden. Ich freue mich, dass mit diesem Vorgehen zwei Ziele der Stadt gleichzeitig erreicht werden können: Hamburg erhält ein attraktives neues Naturkundemuseum, und die HafenCity kann mit der Fertigstellung des Elbtowers an den Elbbrücken städtebaulich vollendet werden.“ Die Hamburger Investorengruppe um Dieter Becken plant, den Elbtower nach der Einigung mit dem Elbtower-Architekten David Chipperfield auf 199 Meter Höhe zu Ende zu bauen – zwölf Büroetagen weniger als in dem ursprünglich 245 Meter hohen Turm geplant. Die attraktive Aussichtsplattform – wie die Plaza in der Elbphilharmonie – soll jedoch verwirklicht werden.

Visualisierung des neuen Naturkundemuseums im Elbtower. Stadtplanungssenatorin Karen Pein: „Für Hamburg kann es in vielfacher Hinsicht eine vorteilhafte Lösung sein, da so ein Rückerwerb und Abriss des Gebäudes verhindert werden kann. Die HafenCity kann so ihren geplanten, eindrucksvollen Abschluss mit der gewünschten öffentlichen Nutzung erhalten.“ © Ralph Appelbaum Associates, Pierre Gleizes_Greenpeace

Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin und Umweltsenatorin, war wichtig, dass das Naturkundemuseum im Elbtower für sie die Stärkung des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Hamburg für Artenvielfalt und Biodiversität mit internationaler Strahlkraft bedeutet und für sie von Beginn an „großen Charme“ hatte, und freut sich über das Ergebnis: „Es geht technisch und ist die wirtschaftlichste Lösung. Und damit ist es auch insgesamt der beste Weg. Für das Naturkundemuseum, aber auch für die ganze Stadt und alle ihre Besucherinnen und Besucher, die von diesem neuen Highlight enorm profitieren werden.“

Tschentscher betonte, dass das Naturkundemuseum im Elbtower auch wirtschaftlich funktioniere, da ein Museumsneubau Hamburg rund 824 Millionen Euro kosten würde, was 230 Millionen Euro mehr seien. Gespart sind die jedoch nicht! Zumal 595 Millionen Euro nicht mal eben in der Portokasse der Stadt sind und die 46.000 Quadratmeter für eine Archiv-, Büro- und Ausstellungsfläche mit rund 13.000 Euro pro Quadratmeterfläche deutlich über Marktpreis liegen (siehe Editorial S. 2), um dem Becken-Konsortium die Finanzierung des Zuendebauens zu ermöglichen. Finanzieren will man das mit Krediten und aus dem Sondervermögen Stadt und Hafen.

Die Fertigstellung des Bauwerks wird für 2026 angepeilt, wobei das Museum mit den Archiven Platz für 16 Millionen Exponate bieten und eine große Dauerausstellung zur Evolution präsentieren soll. Wolfgang Timpe

INFO Das neue Naturkundemuseum soll „Evolutionen“ heißen und für Weltwrite Artenvielfalt und Biodiversität forschen.

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