»Wir lassen uns nicht länger hinhalten!«

Verkehr. Am 8. April demonstrierten über 300 Familien mit Kindern, junge und ältere Anwohner sowie ADFC-Unterstützer für sichere Verkehrswege und Tempo 30 in der HafenCity

Mit selbst gebastelten Plakaten, Kinderwagen, Lastenrädern und entschlossenen Stimmen demonstrierten am Dienstag, 8. April 2025, rund 300 Menschen in der HafenCity für mehr Verkehrssicherheit. Familien mit Kindern, junge und ältere Anwohner:innen und Unterstützer des ADFC versammelten sich unter dem Motto „Für Tempo 30 und sichere Verkehrswege in der HafenCity“. Der Demonstrationszug startete an der Campusschule HafenCity, und schon zu Beginn war die Atmosphäre von Entschlossenheit geprägt. 
Foto oben: Demo-Speaker und früherer Oberkirchenrat Wolfgang Vogelmann verweist in seiner Ansprache auf Tempo-30-Maßnahmen in Paris und New York: „Hamburg bleibt dagegen bislang völlig tatenlos.“ © Kay Brockmann

Der erste Zwischenstopp war der Brooktorkai, wo die Teilnehmenden des siebenjährigen Jungen gedachten, der genau ein Jahr zuvor an dieser Stelle von einem Bus erfasst und tödlich verletzt worden war. Von dort zog die Menge weiter über die Osakaallee zur Magdeburger Brücke. Im Januar 2023 starb dort eine 34-jährige Radfahrerin, als sie von einem rechtsabbiegenden Lkw überfahren wurde. Zwei Todesopfer in zwei Jahren – für die HafenCity-Bewohner:innen ist das Maß voll.

Wolfgang Vogelmann, ehemaliger Oberkirchenrat, stellte den Anspruch Hamburgs, eine Weltstadt zu sein, infrage – insbesondere im Vergleich zu Metropolen wie New York oder Paris, die längst stadtweite Tempolimits von 40 beziehungsweise 30 km/h eingeführt hätten. „Hamburg bleibt dagegen bislang völlig tatenlos.“ 

Kundgebung an der Kreuzung Überseeallee/Osakaallee: „Wir wollen nicht im An- und Abreiseverkehr des Überseequartiers untergehen, bis wieder jemand zu Tode kommt.“ © Kay Brockmann

Die Demonstrierenden trugen Plakate mit Aufschriften wie „Tempo 30 jetzt“, „Mehr Entschleunigung für alle“ oder „Weniger Autos, mehr Fahrräder“. Die Botschaft war klar: Die Anwohner:innen wollen nicht länger hinnehmen, dass das Verkehrsaufkommen steigt, während sichere Infrastrukturen fehlen. Ein Mitglied der AG Verkehr des Netzwerks HafenCity e. V. brachte es unter lautem Applaus auf den Punkt: „Bei allen Forderungen wurden wir immer wieder mit dem Hinweis auf die bevorstehende Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers vertröstet. Dieser Tag ist nun gekommen – wir lassen uns nicht länger hinhalten. Wir wollen nicht im An- und Abreiseverkehr untergehen, bis wieder jemand zu Tode kommt.“

Die zentrale Kritik: Das ursprüngliche Verkehrskonzept der HafenCity ist fast 25 Jahre alt – und in keiner Weise auf heutige Anforderungen an sichere, nachhaltige und zukunftsorientierte Mobilität ausgelegt. Die Forderungen der Demonstrierenden im Überblick:

Auch der ADFC Hamburg unterstützte den Protest deutlich. Ein Sprecher machte klar, dass die Behörden oft mehr Handlungsspielraum hätten, als sie öffentlich darstellen. Der ADFC unterstützt die Anwohnerinnen und Anwohner in ihrem Einsatz für mehr Sicherheit und bietet fachliche Hilfe an, diese Ziele zu erreichen.

Die Demonstration war die größte, die es bisher in der Hafen­City aus der Nachbarschaft heraus gegeben hat. Begleitet wurde sie von der Polizei, verlief durchgehend friedlich und endete mit einem starken Appell: „Es darf kein weiteres Todesopfer geben – wir fordern Maßnahmen und fordern diese laut und unüberhörbar.“

Der Unmut in der Nachbarschaft war an diesem Tag deutlich spürbar. Die Teilnehmenden machten unmissverständlich klar: Wenn keine echten Verbesserungen folgen, wird dies nicht die letzte Demonstration gewesen sein. Schon in den Tagen nach der Eröffnung des Westfield Überseequartiers zeigten sich die schlimmsten Befürchtungen bestätigt – der Besucherandrang war so groß, dass der Verkehr zeitweise völlig kollabierte. Es braucht jetzt ein radikales Umdenken: Die HafenCity ist für ein solches Verkehrsaufkommen nicht ausgelegt – und darf nicht unter der Last des motorisierten Individualverkehrs zusammenbrechen. Lutz Metterhausen

Info: www.netzwerk-hafencity.de

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