Kunst. Die Stiftung StadtLandKunst feiert 2024 ihr 10-jähriges Jubiläum. Die HCZ sprach mit Gründerin Iris Neitmann über Erfolge und Zukunftspläne
Frau Neitmann, die Stiftung StadtLandKunst feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum. Wie fällt Ihre Bilanz für die Stiftung wie auch für die Galerie, das Forum
StadtLandKunst aus? Die Stiftung StadtLandKunst hat sich seit ihrer Gründung in 2014 sehr schnell entwickelt. Schon 2015 haben wir unsere Website gestartet, den Plan „Kulturorte in Speicherstadt und HafenCity“ herausgegeben, eine Kindertheater-Aufführung veranstaltet und ein großes Sommerfest in der Halle 424 in der HafenCity im Oberhafen mit Kunstausstellung, Grußworten unserer Stiftungspatin Senatorin a. D. Dr. Dorothee Stapelfeldt sowie mit Konzerten der Jazzgruppen Something like Jazz und Django de Luxe.
Foto oben: Werke des französischen Malerstars Jean Miotte ab 14. März im Forum StadtLandKunst. Hier: Malerei auf Leinwand, 160 x 130 cm. Links im Bild eine Plastik aus Zweigen von Rolf Bergmeier. © Visualisierung: Iris Neitmann
Seit der Eröffnung des Forums StadtLandKunst in 2016 haben wir museale Ausstellungen, Textveröffentlichungen, Lesungen und Konzerte veranstaltet. Dabei haben wir je nach Thema zusammengearbeitet mit anderen Institutionen wie zum Beispiel der Patriotischen Gesellschaft (Hamburg), dem Nationalen Historischen Museum Zagreb, der Botschaft der Republik Moldau (Berlin), dem Hamburger Architektur Sommer oder der HafenCity Universität. Insgesamt sind es bis heute 42 Ausstellungen, Veröffentlichungen und Veranstaltungen, nachzuschauen im Kapitel „Dokumentationen“ auf unserer Website. Außerdem erweitern wir laufend unsere Sammlung bildender Kunst, ebenfalls zu entdecken auf unserer Website.
Die kooperativ organisierte Nutzung des Forums StadtLandKunst durch Stiftung, Galerie Hafenliebe und Architekturbüro ermöglichte die bisherigen spannenden Projekte. Wir arbeiten auch weiterhin in dieser fruchtbaren Kooperation.
Welches waren für Sie als Kuratorin die spannendsten Künstler:innen und Werke? Alle in der Werke-Sammlung der Stiftung vertretenen Künstlerinnen und Künstler sind etwas Besonderes. Spontan möchte ich auf zwei Künstler dabei näher eingehen: Rudolf Gerhard Bunk (1908–1974) ist ein Maler und Bühnenbildner, der mit seiner künstlerischen Ausrichtung und Qualität und zugleich mit seinem Leben seit 1933 zwischen Berlin, Dalmatien, der ägyptischen Wüste und schließlich Hamburg sehr unsere Idee des „Künstlers zwischen Hamburg und der Welt“ verkörpert. Sein„Frauenakt mit Buch“ von 1969 war das Titelbild unserer ersten Ausstellung.
Rolf Bergmeier (*1967) erarbeitet Plastiken aus Zweigen, die wir in einem Bericht zu einer Ausstellung im Nationalmuseum in Skopje entdeckt haben. Einige der Originale lässt Bergmeier verkleinert in Bronze gießen oder druckt sie verkleinert selbst aus Pflanzenpolymer. Seine philosophische, von der Natur ausgehende Materialfindung und Abstraktion ist für Galerie und Stiftung gleichermaßen faszinierendes Kultur-Zeitzeugnis. Drei Werke von Bergmeier sind der jüngste Zugang in der Stiftungssammlung.
Der Untertitel der Website von StadtLandKunst lautet: „Forum für Kulturwelten“. Was ist darunter zu verstehen? Wir sind ein Ort für interkulturelle Begegnung durch Malerei, Skulptur, Architektur, Musik und Tanz. Ein schönes Beispiel: Im Dezember 2022 kam das Prima-Streichquartett zu Videoaufnahmen für ihre eigene Website in das Forum. Am Abend gab das Quartett dafür ein Konzert für Gäste des Forums StadtLandKunst. Ein Nachbar hat spontan das grandiose Konzert als Video aufgenommen. Es kann seither über einen Link auf unserer Website angeschaut werden.
Ein anderes Beispiel ist die Ausstellung und Diskussionsveranstaltung „Städtisches Grün als Klima- und Kulturaufgabe“, die die Stiftung ebenfalls als Video dokumentiert.
Sie sagten mal, dass Sie sich neben den Werken besonders für die Menschen, die Lebenswelten der Künstler:innen interessieren. Wie kam es dazu? Die Galerie arbeitet mit Künstlerinnen und Künstlern weltweit. Wir haben sehr früh bemerkt, dass uns nicht Einzelarbeiten, sondern das Gesamtwerk von Künstlerinnen und Künstlern interessiert. Wir schauen auf die unterschiedlichen Charaktere und Lebenswelten der Kunstschaffenden, um die Besonderheit und Authentizität der Werke zu erkennen, ihren Wert als Kultur-Zeitzeugnisse.
Was hat Ihr Forum StadtLandKunst, was ein klassisches Museum nicht hat? Als kleine Institution sind wir sehr frei, spontan Künstlerinnen und Künstler oder aktuelle Themen zu entdecken, daraus lang- oder kurzfristige Projekte in unterschiedlichsten Kooperationen umzusetzen. Museen wie die Kunsthalle Hamburg, das Centre Pompidou Paris, das Metropolitan Art Museum New York oder der Prado in Madrid sind wichtige Häuser, Stolz der Stadt oder Nation. Daneben gibt es viele kleine Museen, wie zum Beispiel das Museo Sorolla in Madrid, das Museum Penzberg bei München oder das Münterhaus in Murnau, die viel zu einer lebendigen Kulturszene an vielen Orten beitragen, oft mit gleichzeitig regionalem und internationalem Kunstbezug.
Was ist für Sie 2024 das Highlight für Ihre Arbeit als Kuratorin? Den französischen Malerstar Jean Miotte (1926–2015) hatte ich 2014 in seinem Anwesen in Südfrankreich besucht. Wir erwogen schon damals eine Ausstellung mit Werken Miottes. Ich freue mich sehr, dass wir nun ab Mitte März eine überraschende Vielfalt aus seinem Werk präsentieren können: Malerei, Grafik und Wandteppiche. Im zweiten Halbjahr stehen dann Ausstellungen und Veranstaltungen zum 10-Jahres-Jubiläum der Stiftung StadtLandKunst an, deren Planung wir gerade beginnen.
Was wünschen Sie sich für die kommenden zehn Jahre? Das Ziel unser Stiftung für die Zukunft ist, ein kleines „Museum“ zu begründen, gern in der HafenCity, das mehr Raum bietet als unser Forum, dabei unsere vielfältige, oftmals spontane Arbeit weiter ermöglicht und das Spektrum möglicher Veranstaltungen erweitert. Interview: Wolfgang Timpe
Info: Forum StadtLandKunst, Am Sandtorpark 12, 20457 Hamburg-HafenCity; T. 040-44 08 85; info@stadtlandkunst-hamburg.de; www.stadtlandkunst-hamburg.de