Blankenese. Den „Klönschnack“ kennt fast jeder. Das erste anzeigenfinanzierte People-Magazin aus den Elbvororten prägt bis heute sein Erfinder: Klaus Schümann. Eine Nahaufnahme
Der Mann kann knapp. „Gedruckt, im Netz und unter Menschen.“ Präzise und immer mit kleinem Understatement-Lächeln kommen die klaren Worte sei-ner journalistischen und unternehmerischen Verlagsphilosophie daher. Klaus Schümann, 73, Erfinder und Chefredakteur des renommierten Anzeigenmagazins „Klönschnack“ aus Blankenese. Ja, er schnackt und klönt gerne, aber mit dem öffentlichen Reden über sich selbst hat er es nicht so. Auf die Frage, ob es etwas ausführlicher gehe, sagt er ganz im Geiste von Loriot: „Ich heiße Klaus Schümann, bin ein leidenschaftlicher Medienmann, liebe das Blattmachen und kombiniere das gerne auch mit Veranstaltungen.“
Foto oben: „Klönschnack“-Chefredakteur und Eventmanager Klaus Schümann: „Mir geht es gut, ich bin jetzt 73, fühle mich jung und mache noch ein paar Jahre.“ © Catrin-Anja Eichinger
In die Berufswiege waren dem gelernten Schriftsetzer mit abgebrochener Grafikausbildung zwar Buchstaben gelegt, aber eine Hamburger Verlagskar-riere stand nicht auf dem Fahrplan. Das hat sich durchs Machen ergeben. Mit 25 jungen Jahren hat Klaus Schümann sich 1970 selbstständig gemacht, als die IBM Composersatz lieferte und IBM-Kugelkopfschreibmaschinen Jedermannsatz und -Schriftgestaltung ermöglichten. Der noch heute existierende Grafikdienstleister Atelier Schümann residierte im Karolinenviertel auf einer Etage mit zehn Mitarbeitern und machte unter anderem Fotosatz für Grafiker und Agenturen.
Neben der notwendigen PR als Finanzbasis haben wir von Anfang an auf eine Vollredaktion gesetzt, die für alle Blankeneser berichtet hat. Der ,Hamburger Klönschnack‘ ist bis heute unverändert im besten Sinn ein Heimat-Blatt.“
Blattmacher Klaus Schümann
Der verlegerische Urknall erfolgte für Schümann 1983 mit der Gründung des „Hamburger Klönschnack“ in Blankenese. Noch heute, 38 Jahre später, leuchten seine Augen spitzbübisch, wenn er von der Uridee erzählt: „Ich kannte in Blankenese jeden Grashalm. Anders als die klassischen Anzeigenblätter mit Schwarz-Rot auf dünnem Zeitungspapier wollte ich von Anfang an ein richtiges farbiges Magazin für die Menschen in den Elbvororten mit der Hauptstadt Blankenese machen.“ Dass die Blankenser wie viele Hamburger Unternehmer:innen und Kaufleute gerne unerkannt wohlhabend oder reich sind und ein schönes Leben in Zurückgezogenheit pflegen, hat die Arbeit fürs erste Hamburger Anzeigen-People-Magazin sportlich sein lassen. „Natürlich“, erinnert sich Schümann, „wir haben die Menschen hier vor Ort ans Licht gezerrt. Das war neu und beschwerlich.“
Und selbstverständlich ist er mit seinem Team in den ersten drei Jahren bis zur kaufmännisch schwarzen Null durch „ein Tal der Tränen“ marschiert. Mit Geduld und journalistischem Handwerk stellte sich dann Zug um Zug die Anerkennung ein. „Dass die Auflage von 18.000 auf bis heute 70.000 Exemplare gestiegen ist und wir zwölfmal im Jahr mit mindestens 100 und in Spitzenmonaten mit bis zu 196 Seiten erfolgreich erscheinen, hat einen Grund: Neben der notwendigen PR als Finanzbasis haben wir von Anfang an auf eine Vollredaktion gesetzt, die für alle Blankeneser berichtet hat. Politisch von links über liberal bis konservativ und zu allen Themen, die die Menschen vor Ort bewegen. Der ,Hamburger Klönschnack‘ ist bis heute unverändert im besten Sinne ein Heimat-Blatt.“
Inzwischen gehört das Anzeigen-People-Magazin zum Verlag des „Hamburger Abendblatts“, der Funke Medien Hamburg GmbH. Doch weder wollten die Zeitungsverleger vom Großen Burstah auf die lebende „Klönschnack“-Marke Klaus Schümann verzichten, noch wollte er sich in einen langweiligen Ruhestand verabschieden. „Ich möchte meinen bunten Alltag so behalten, wie er ist. Sicher, manchmal gerne mit etwas weniger Tages- oder Terminstress. Doch meistens erlebe ich positiven Stress, der für mich immer noch die Funken sprühen lässt.“ Und ist er denn durch den Verkauf wenigstens reich geworden oder hat der selbstständige Unternehmer es schon bereut, sich in Großverlagshände begeben zu haben? „Nein. Ich kann komplett selbstständig das Blatt weitermachen. Ich war und bin nicht reich. Mir geht es gut, ich bin jetzt 73, fühle mich jung und mache noch ein paar Jahre.“ Das Thema, einen Nachfolger zu finden, legt Falten auf die hohe Stirn von Klaus Schümann. Ergebnis: offen.
Die scharze Nerdbrille zur weißen Haarpracht verweist auf seine Leidenschaft fürs Lesen. „Mein tolles Hobby holt mich vom positiven Alltagsstress herunter: Ich lese wie verrückt. Kein Tablet, auch nicht im Bett. Das Buch muss ich haptisch fühlen, auch einen 1.000-Seiten-Wälzer.“ Gerade bewältigt er den 400-Seiten-Roman „Zeit der Unschuld“ von Edith Wharton, der in den Goldenen Zwanzigern in New York spielt. Und wenn er nicht liest, trommelt der Schlagzeuger in seiner Freizeit mit der eigenen Bluesrock-Band – unter anderem seinen persönlichen Topsong „Sweet Home Chicago“ von Eric Clapton. Und auch Paolo Contes „It’s Wonderful“ findet er „hinreißend“. „Musikalisch habe ich ein weites Herz, spiele in meiner Bluesrock-Band, mag Chansons und Klassik. Nur der wummernde Bass beim Hip-Hop ist nicht meins.“
Der würde auch nicht zu Klaus Schümanns Stil des Klönens, Schnackens und Machens passen – und auch nicht zum Klaus Schümann Verlag, neben der „Klönschnack“-Aufgabe und dem eigenen Atelier Schümann sein drittes Standbein in der Schümann-Gruppe. Geschäftsmodell sind vor allem Veranstaltungen und Events, bei denen „wir durch die Begleitprodukte und ihre Finan-zie-rung durch Sponsoren Geld verdienen“. Gutes Geld.
Mein tolles Hobby holt mich vom positiven Alltagsstress herunter: Ich lese wie verrückt. Kein Tablet, auch nicht im Bett. Das Buch muss ich haptisch fühlen, auch einen 1.000-Seiten-Wälzer.“
Lesemaniac Klaus Schümann
Man muss aber auch erst mal auf die Idee kommen, so was Banales wie die Gästeliste einer Großveranstaltung zu vermarkten und für eine 1/1-Seite im kleinen Booklet-Format eine dreistellige Euro-Summe zu erwirtschaften. Beim letzten Blankeneser Neujahrsempfang des „Klönschnacks“ waren es über 70 Inserenten im kleinen 138-Seiten-Booklet. Schon klar, „Profit deckt erst einmal die Kosten und ist doch ein schönes Wort“. So viel Unternehmergeist darf sein. Auch ein Erfolg von 38 Jahren Netzwerken.
Am 7. April steht der 11. Hamburger Hafen Empfang mit über 500 geladenen Gästen im Internationalen Maritimen Museum an. Dass er unter anderem den Hapag-Lloyd-CEO Rolf Habben Jansen als Top-speaker gewinnen konnte, freut Schümann. Sein Event-Erfolgsgeheimnis? „Eine Veranstaltung braucht klare Konturen, alle Eingeladenen müssen genau wissen, warum sie kommen. Nur Redner aus der ersten Liga präsentieren, die fachlich wirklich etwas zu sagen haben – und unterhaltsam sind. Und man braucht viele Sponsoren, denn ohne Geld geht nix.“
Apropos Maritimes Museum. Wie findet denn der gemütliche Savoir-vivre-Blankeneser, der gerne Lunch im bürgerlichen Landhaus Scherrer genießt oder beim Blankeneser Ur-Italiener Dal Fabbro abhängt, die HafenCity? „Es ist ein wachsender Stadtteil direkt am Wasser, der hoffentlich noch mehr Charme und Patina bekommt und in dem man keine Fach-werkhäuser findet. Das Welterbe Speicherstadt und die HafenCity harmonieren prächtig, da läuft man als Besucher doch mit offenem Mund herum.“
Spricht’s, ruft „muss sofort los“ und ist schon aus der Tür. Wir haben überzogen, ein wichtiger Kunde wartet zum Businesslunch im Scherrer. Redaktionelle Inhalte, Anzeigenbuchunegn und ein Eventkonzept wollen festgezurrt werden. Verlagsmanager und Chefredakteur Klaus Schümann: Der Mann kann effizient.
Wolfgang Timpe