Das „Lighthouse Zero“ regt die Fantasie der Bewohner:innen an: „Ich war überzeugt davon, es handelt sich um eine Hafeneinrichtung zur Überwachung des Schiffsverkehrs.“ © Catrin-Anja Eichinger
Wohnung mit Weitblick

Arne Weber, Chef von HC Hagemann, hat Visionen, mit denen er wie mit dem „Lighthouse Zero“ aneckt

Zufällig steht der Autor dieser Zeilen gerade unter einem der markantesten Bauwerke der HafenCity – als er mit seinem Erbauer telefoniert, der in diesem Moment fast 1.000 Kilometer südlich in Tirol seinen Osterurlaub verbringt. Unter dem Bauwerk, weil es noch keinem Medium gestattet wurde, die oberen Etagen des „Lighthouse Zero“ auf der Spitze des Baakenhöfts in der HafenCity zu betreten. „Wenn wir einmal damit anfangen würden, müssten wir extra jemanden dafür anstellen, der den Ansturm bewältigt“, sagt Arne Weber, Inhaber und Geschäftsführer von HC Hagemann, einem Familienunternehmen, das aus der Stadt Hamburg nicht wegzudenken ist. 
Foto oben: Das „Lighthouse Zero“ regt die Fantasie der Bewohner:innen an: „Ich war überzeugt davon, es handelt sich um eine Hafeneinrichtung zur Überwachung des Schiffsverkehrs.“ © Catrin-Anja Eichinger

Visionär

Der 78-jährige Seniorchef Weber versteht sich als Visionär, der nicht selten von deutscher Bürokratie aufgehalten wird, wenn es um die Umsetzung von auf den ersten Blick spleenigen Ideen geht. Dabei ist ein Leuchtturm als Wohnung in der HafenCity im wahrsten Sinne des Wortes einleuchtend. „Wer hatte nicht schon mal den Wunsch, auf einem Leuchtturm zumindest seinen Urlaub zu verbringen?“, fragt Arne Weber. Die Idee kam dem Unternehmer mit Helgoländer Wurzeln, als er 2003 das Leuchtfeuer Großer Vogelsand in der Deutschen Bucht erwarb. Weber wollte ein Mini-Hotel auf dem Leuchtturm einrichten, scheiterte aber an behördlichen Auflagen. Nach zehn Jahren Entwicklungsarbeit und viel Energie war es so weit, und der „Lighthouse Zero“ konnte als Musterwohnung und Prototyp eingerichtet werden. 

Arne Weber, Bauunternehmer, ist Seniorchef der 1869 gegründeten HC Hagemann. Familiäre Wurzeln hat der im Januar 1944 geborene Weber zu Deutschlands einziger Hochseeinsel Helgoland. Sein Großvater und auch sein Vater hatten eine Helgoländerin geheiratet. Kaum ein Gebäude auf der Insel, das nicht von HC Hagemann gebaut wurde. Erwähnenswert das Designhotel Atoll Ocean Resort auf Helgoland. In Hamburg ist die Firma an vielen Orten und Baustellen aktiv. Einer der wichtigsten Kunden ist die Hochbahn. Soeben haben die Experten die Haltestelle Rödingsmarkt aufwendig restauriert. Arne Weber hat zwei Söhne, von denen Christian Weber als Geschäftsführer die Geschicke der Firma leitet.

Der Blick aus dem Lighthouse auf die Elbe in Richtung Westen auf die Hafenanlagen aus einer Höhe von 20 Metern über dem Gelände. © HC Hagemann
Der Blick aus dem Lighthouse auf die Elbe in Richtung Westen auf die Hafenanlagen aus einer Höhe von 20 Metern über dem Gelände. © HC Hagemann

Sehenswürdigkeit

Wer in der HafenCity Passanten oder Touristen befragt, was die Funktion des Turms ist, bekommt die unterschiedlichsten Antworten. Eine Bewohnerin der HafenCity sagt: „Ich war überzeugt davon, es handelt sich um eine Hafeneinrichtung zur Überwachung des Schiffsverkehrs.“ Seniorchef Weber sagt: „Wenn Sie das ,Lighthouse Zero‘ googeln, wird es als Sehenswürdigkeit in Hamburg bezeichnet.“

Ein wenig Aufklärungsarbeit ist vielleicht dennoch vonnöten: Das „Lighthouse Zero“ ist tatsächlich eine Musterwohnung mit einer Wohnfläche von rund 240 Quadratmetern, die in einer Höhe von 20 Metern einen 360-Grad-Panoramblick über die HafenCity bietet. „Auf dem Dach haben wir eine Fotovoltaikanlage, die das Bauwerk versorgt“, erklärt Weber. Noch ist der Fahrstuhl zur oberen Ebene außen angebracht. „Das wird sich bei unserem nächsten Modell, das wir entwickelt haben, ändern, und der Fahrstuhl ist im Treppenhaus integriert.“ 

Die Abenddämmerung auf der Lighthouse-Terrasse genießen. © HC Hagemann
Die Abenddämmerung mit Panoramablick von der Lighthouse-Terrasse auf die HafenCity und den Hafen genießen. © HC Hagemann

Markenschutz

Weber ist überzeugt, dass die Zeit der Nachfrage kommen wird, und entwickelte ein größeres Modell. „Das nächste Lighthouse wird eine Wohnfläche von 400 Quadratmetern bekommen.“ Dabei soll das Lighthouse überall Platz finden können, an Gewässern genauso wie an Berghängen. „Es ist unfassbar schwierig, in Deutschland eine Baugenehmigung zu bekommen“, beschreibt Weber die Hindernisse bei der Realisierung. „Alles, was nicht in die Norm passt, wird abgelehnt.“ Interessenten gebe es genug, behauptet Weber. Auch habe es schon Anfragen von Filmfirmen für Dreharbeiten und Modelagenturen für Fotoshootings gegeben. Weber bleibt hart und verweigert eine werbliche Nutzung.

„Wir haben uns das Lighthouse als Marke schützen lassen“, erläutert der Unternehmer und sagt mit Stolz: „Das ist einzigartig auf der Welt. Das gibt es nur in Hamburg.“ Beim Kaufpreis müssen Interessenten ab circa fünf Millionen Euro aufwärts rechnen. Das Grundmodell in der HafenCity war in der Kalkulation mit zwei bis drei Millionen zu niedrig angesetzt, da Dinge wie Statik, Brandschutz und Fahrstuhltechnik vom Architekten BiwerMau neu entwickelt werden mussten.Arne Weber ist ein rastloser Unternehmer, arbeitet immer noch jeden Tag von neun bis in die Abendstunden und hat schon die nächste Vision in petto, die er realisieren wird. „Wir befassen uns zurzeit mit dem 3-D-Betondruck. Hierzu befindet sich eine Entwicklung mit der TUHH in der Startphase.“ Doch das ist eine andere Geschichte.             Matthias Schinck

Technische Daten „Lighthouse Zero“

Bauzeit: Juli 2015 bis Dezember 2015

Bauherr: HC Hagemann GmbH & Co. KG

Schaft: fünf Betonfertigteile mit einem Durchmesser von 3,26 Metern

Durchmesser Wohnplattform: 19,58 Meter mit umlaufendem Balkon

Oberkante Wohnplattform: 20,175 Meter über Gelände

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