Augenzeuge. Der langjährige St.-Katharinen-Pastor Frank Engelbrecht war ein gestaltender Zuhörer, Voranbringer und Seelenbetreuer der Menschen
Was wären wir ohne dich!“ Dieser Ruf gilt in der Regel ganz besonderen Menschen: unseren Kindern, Eltern, besten Freundinnen und Freunden, Rettern aus der Not, der Liebe unseres Lebens. Mir kommt der Satz anlässlich des Jubiläums unser aller HafenCity Zeitung, die seit 15 Jahren kostenfrei für alle in der HafenCity samt Nachbarschaft erscheint: Was wären wir also ohne dich, HCZ? Was wäre die HafenCity und damit auch unsere Stadt ohne dich? Denn die HafenCity liefert als Stadtteil im Herzen Hamburgs seit jeher Paradigmen für die Entwicklung der ganzen Stadt und darüber hinaus: mal zum Guten, wie mit ihrer soziokulturellen Vielfalt und lebendigen Nachbarschaft, mit Gemeinschaft im Feiern und Trauern, mit Kitas, Schulen und Universitäten, Gastronomie und Kultur, Wohnen von gefördert bis Luxus und Highlights wie Elbphilharmonie, Oberhafenquartier und – bis vor Kurzem – dem Bolzplatz am Lohsepark. Bei anderem seufze ich: Musste das sein? Die autogerechte Verkehrsinfrastruktur, zu wenig Mut beim Grün und kein Zugang zum Wasser, stattdessen Mega-Einkaufscenter und Elbtower. Das alles und mehr kam und kommt in der HCZ zu Wort.
Foto oben: 28. Juni 2021, Freude und Hoffnung. Nach über einem Jahr Corona und dramatischen Lockdowns wirbt Pastor Engelbrecht für die Kulturinitiative „Play Out Loud“. © Catrin-Anja Eichinger
Was also wären unsere HafenCity und unsere Stadt ohne die HCZ? Ein unfassbares Stück ärmer! Denn als die Herausgeber der HafenCity Zeitung, Conceiçao Feist und Thomas Hampel sowie Michael Baden, der sich vom IT-Nerd zum Kommunikations-Nerd der HafenCity wandelte, vor 15 Jahren beschlossen, die Zeitung zu verlegen, hoben sie nichts weniger aus der Taufe als das Ohr, das Auge, das Sprachwerkzeug und Gedächtnis-Archiv des Stadtteils. Das war ungefähr zur gleichen Zeit, als wir um die Gründung des Netzwerk HafenCity e. V. gerungen haben.
So erwachten im Quartier, das zunächst vor allem als Bau- und Infrastruktur-Projekt gedacht war, Bürgersinn und die Lust am Mitdenken, Mitmachen und Sich-Einmischen. Was eben noch Lieblingsspielball hochverdienter Planer und Projektentwickler samt Politik und Verwaltung war, bekam mit einem Male Stimme, Seele und Herz engagierter Bürger:innen.
Dabei war die HafenCity Zeitung, die HCZ, mit ihrer Unabhängigkeit entscheidende Geburtshelferin und Ermöglicherin bis auf den heutigen Tag. Hier half in der Anfangsphase nicht zuletzt das freiwillige Engagement ihrer Macher. Sie waren frei in ihrer Freiwilligkeit. Mit der Zeit und steigenden Auflagenzahlen kamen ökonomische Herausforderungen dazu und jener Gegenwind, mit dem kritischer Journalismus stets zu rechnen hat und den er nie scheuen darf.
Nicht in allen Phasen vermochte die HCZ über die Jahre diesen Stürmen in gleichem Maße zu trotzen. Sie hatte stärkere und schwächere Phasen, die auch mit Krisen, Lebensentscheidungen, Personalveränderungen zusammenhingen. Aber gerade in den letzten Jahren hat die Zeitung für mich noch einmal deutlich an Kraft gewonnen und den Pioniergeist des Anfangs neu entfacht.
So ist die HCZ für mich heute im 15. Jahr ihres Bestehens jung wie nie und zugleich erwachsen, ein Geschenk des Himmels und bodenständig, richtig gut gemacht, mit Humor, Witz, kritischem Geist, Lust am Gelingen, überparteilich – ganz klar –, aber engagiert.
Was wären wir also ohne euch, die HCZ-Macher, ohne dich: unsere HafenCity Zeitung? Nicht auszudenken! Deshalb: Hochachtung, Gottes Segen und vor allem großer Dank an alle: von den früheren Herausgebern bis Wolfgang Timpe und all den vielen anderen, ohne die es die HCZ nicht gäbe. Hoch sollt ihr leben und weiter so und mehr davon! Die HafenCity und mit ihr unsere Stadt braucht gute Leute wie euch heute und morgen und dringender denn je. Frank Engelbrecht
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Frank Engelbrecht war über 20 Jahre lang Pastor der Hauptkirche St. Katharinen, begleitete das Entstehen der HafenCity von Stunde null an und ist heute Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Blankenese.