»Pionierarbeit für Bio­diversität in Metropolen«

Stadtnatur. Das Netzwerk HafenCity e. V. und der NABU ­gewinnen mit den schwimmenden Vegetationspontons »Dracheninseln« den 2. Preis beim Wettbewerb »Coole Orte in Hamburg«

© Lena Arndt

Ein stählerner Drache sitzt auf der Ersten Banksbrücke und blickt hinunter auf den Schleusenkanal. Links hängen Zweige ins Wasser, Teichhühner bauen sich hier im Sommer ihr Nest. Manchmal kommt ein Reiher zum Fischen vorbei oder auch ein leuchtend blauer Eisvogel.
Foto oben: NABU-Chef Malte Siegert über den „Dracheninseln“-Entwurf der 2. Sieger:
„Die ,Dracheninseln‘ sind ein gutes Beispiel, mit denen man im Kleinen zeigen kann, was im
Großen möglich wäre.“ © Visualisierung: NPIRE

Wie wäre es, wenn man es nicht dabei beließe, sondern hier ein Biotop schafft? Mitten in dem Gewerbegebiet rund um den Großmarkt? Das war die Überlegung des Nachbarschaftsvereins Netzwerk HafenCity e. V. und des NABU, und deshalb haben beide Vereine sich mit der Idee schwimmender Vegetationsinseln beim Wettbewerb „Coole Orte in Hamburg“ beworben. Und sie sind mit den „Dracheninseln“ auf den 2. Platz gekommen – mit, so die Jury, „einer besonderen Anerkennung für Pionierarbeit im Bereich Biodiversität in Metropolen“. Ausgelobt wurde der Preis von Airbnb und der Stiftung Die Grüne Stadt.

Die Jury lobte „das Engagement für mehr Aufenthaltsqualität und Biodiversität als vorbildlich und inspirierend“. Denn die Dracheninseln sollen die Drachenwiese ergänzen, die oberhalb des Schleusenkanals an der Lippeltstraße liegt. Für diese 1.100 Quadratmeter große Brache haben Netzwerk HafenCity e.V. und NABU eine gemeinsame Grünpatenschaft übernommen. Dort, wo mal Gebrauchtwagen verkauft wurden, entsteht seit Oktober vergangenen Jahres eine artenreiche Blühwiese. Umrahmt wird sie von sogenannten Benjeshecken, die aus Ästen und Grünschnitt bestehen und einen Lebensraum für Insekten bieten.

2. Preis des Wettbewerbs „Coole Orte in Hamburg“: Marianne ­Wellershoff (M.), 2. Vorsitzende des Netzwerks HafenCity e. V., ­und Andrea Haas vom NABU nehmen den Gewinner­scheck von den Jurymitgliedern Bernhard von ­Ehren (l.), Baumschule Lorenz von Ehren, Ellen ­Madeker (2. v. l.), Head of Public Policy DACU & CEE Airbnb, und Jens Spanjer (r.), ­Vorstandsvorsitzender Stiftung Die Grüne Stadt, entgegen. © Charlotte Pfeiffer Baumschule von Ehren | Airbnb

„Dieses Pilotprojekt zeigt, welches Potenzial für Stadtnatur auch an scheinbar ungeeigneten zentralen Orten besteht und wie man innovative urbane Lebensräume schaffen kann“, so die Jury-Begründung. „Die räumliche Nähe zu touristischen Magneten wie den Theatern verleiht dem Projekt Strahlkraft über Hamburg hinaus. Damit wird deutlich, dass wertvolle Stadtnatur auch an stark versiegelten urbanen Orten erfolgreich neu geschaffen werden kann.“

Die Baumschule Lorenz von Ehren stiftete für den 2. Platz einen 500-Euro-Pflanzengutschein. Diesen können Netzwerk HafenCity und NABU gut gebrauchen. Denn auch wenn das Preisgeld von 250.000 Euro an das erstplatzierte Quartiersmanagement Neustadt für Bänke und mehr Grün auf dem Großneumarkt geht: Die Dracheninseln möchten die Vereine trotzdem umsetzen, die Wasserbehörde des Bezirks Hamburg-Mitte hat dafür auch schon grünes Licht gegeben. Denn solche Vegetationsinseln sind Lebensräume – über der Wasseroberfläche für Insekten, darunter für Fische und Kleinstlebewesen. 

Darüber hinaus sieht Malte Siegert, 1. Vorsitzender des NABU Hamburg, auch noch grundsätzlichere Signalwirkung: „Die ,Dracheninseln‘ sind ein gutes Beispiel, mit denen man im Kleinen zeigen kann, was im
Großen möglich wäre. Man sieht, wie toll ehrenamtliches Engagement mit struktureller und finanzieller Begleitung durch Politik und Verwaltung Ideen umsetzen kann. Das ist einfach vorbildlich.“ Und so will NABU-Chef Siegert noch klarstellen: „Ohne Ehrenamt geht in unserer Gesellschaft nix. Das muss gefördert und beschützt werden!“

Dank der Dracheninseln können nun demnächst die Besucher:innen des Musicals „Harry Potter und das verwunschene Kind“ nicht nur die stählernen Drachen auf der Brücke bewundern, sondern auch schwimmende biotopische Vegetationsinseln im Kanal. Lena Arndt

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter!

Das könnte Ihnen auch gefallen

»Die Verschieberitis nervt!«

Verkehr.Statt positiv zu entscheiden, hat der Cityausschuss der Bezirksversammlung zum dritten Mal eine Tempo-30-Entscheidung vertagtPlus: