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BossHoss: »Mehr Sichtbarkeit für Frauen!«

Vorschau/Verlosung. Am 15. Oktober treten The BossHoss in der Sporthalle Hamburg auf. Alec Völkl erzählt HCZ-Autorin Dagmar Leischow, warum er das Maskuline brechen will 

Bei einem Cowboy denkt man an einen einsilbigen Mann. Sänger Alec Völkl alias „Boss Burns“ ist jedoch alles andere als schweigsam. Egal, ob der Berliner von seiner Rinderzucht, seiner Familie oder seiner Musik erzählt: Er redet gern und viel. Auch musikalisch prescht der 51-Jährige mit Sascha „Hoss Power“ Vollmer auf dem zehnten BossHoss-Album „Electric Horsemen“ teilweise mit PS-starken Songs vorwärts. Einige Stücke hüllen sich in elektronische Beats – ohne ihr Nashville-Flair vollständig aufzugeben. Auf der anderen Seite wissen die Großstadt-Cowboys auch, wie Pop und Rock funktio­nieren. 
Foto oben: Alec Völkl alias „Boss Burns“ (rechts): „Wir sind auf jeden Fall eher Großstadtjungs. Uns ­interessieren Muscle-Cars und Harleys mehr als Pferde.“ © Pascal Buenning

Was verbindet einen Großstadt-Cowboy eigentlich noch mit dem machomäßigen Westernhelden? Der Cowboy bietet natürlich eine große Spielwiese an Klischees – vom klassischen Western bis zum Tarantino-Roadmovie. Wir sind auf jeden Fall eher Großstadtjungs. Uns interessieren Muscle-Cars und Harleys mehr als Pferde. Trotzdem fasziniert mich Westernromantik. Der Cowboy sitzt abends mit den Jungs am Feuer und macht noch ein bisschen Musik. Wenn er in die Stadt kommt, bleibt er ein, zwei Tage. Dann reitet er davon – keiner weiß, wohin. Seine Unabhängigkeit und seine Freiheitsliebe imponieren mir.

Cover des neuen Albums „Electric Horsemen“. © Universal

Dabei sind Sie ein Familienvater, der von sich sagt, seine Mutti-Skills seien unschlagbar. Meine Tochter ist gerade zwei geworden, mein Sohn ist sieben. Ich bin also voll drinnen im Kleinkind-Business. Sagen wir so: Mein Leben ist zweigeteilt. Während einer Tour kann ich schon meinen Rock ’n’ Roll-Traum leben und mein Rockstar-Ding durchziehen. Ich gehe auf die Bühne, 10.000 Leute jubeln mir zu. Wenn ich dann nach Hause komme, heißt es: „Wechsel dem Kind mal die Windel, bring den Müll runter.“ Das ist ein derber Kontrast, der aber gut ist. Das Familienleben hält mich am Boden. 

Stichwort Familie: Sie betreiben mit Ihrer Schwägerin in Ostfriesland eine Rinderzucht. Wie ist es dazu gekommen? Als ich den TV-Koch Lucki Maurer, der in Bayern einen Biohof hat, kennengelernt habe, war klar: Der Cowboy braucht jetzt Rinder, damit es authentisch wird. Auch meine Schwägerin hatte Bock, etwas Neues zu machen. Wir haben Lucki drei Wagyu-Rinder abgekauft, inzwischen besitzen wir vier. Nun haben wir uns einer Challenge gestellt: Wenn wir es in zwei Jahren nicht schaffen, das erste Tier zur Schlachtung zu schicken, hören wir auf, Fleisch zu essen.

Könnten Sie sich vorstellen, ganz aufs Land zu ziehen? Wegen der Kinder denke ich immer wieder über ein Häuschen im Grünen nach. Doch dann merke ich: Ich brauche die Stadt, ich brauche das Gewusel. Wenn ich rausgehe, muss um mich herum etwas passieren.

Gewinnspiel 
Die HafenCity Zeitung (HCZ) verlost 1 x 2 Eintrittskarten für das Konzert von BossHoss in der Sporthalle Hamburg. Senden Sie uns bitte eine E-Mail mit Ihrer Adresse und Ihrer Handynummer unter dem Stichwort „BossHoss“ an gewinnspiel@­hafen­cityzeitung.com. Der ­Einsendeschluss ist Freitag, 26. Mai 2023, 18 Uhr. Der Rechtsweg ist aus­geschlossen. ­Adressen werden nicht an Dritte gegeben, ­automatisierte Mails nicht berücksichtigt.

Genauso scharen Sie auf Ihrem Album „Electric Horse­men“ gern Menschen um sich. Mit Ilse DeLange singen Sie zum Beispiel das Lied „You“,
im Video ersetzen Frauen Ihre Band. Was soll das aussagen?
Mehr Sichtbarkeit für Frauen! Als feststand, dass Ilse zu uns stoßen würde, überlegten wir: Warum drehen wir den Spieß nicht einfach um? Statt Ilse in eine Boygroup einzupferchen, stehen Sascha und ich mit einer Girlband auf der Bühne. Es ist mal ganz gut, das Maskuline zu brechen, das BossHoss sonst so sehr nach vorne rückt.

In dem Stück „What a Woman Would Do“ feiern Sie mit dem Satz „A queen is a better king“ abermals die Frauen. Würden wir in einer besseren Welt leben, wenn sie von Frauen regiert werden würde? Davon bin ich überzeugt. Alphamännchen verteidigen ihr Revier, sie sind schlechtere Diplomaten als Frauen. In Konflikten setzen sie nicht unbedingt auf Empathie, sondern machen auf dicke Hose. Darum sollten wir uns häufiger fragen: Was würde eine Frau in dieser Situation wohl tun? Insofern ist das ein feministischer Song.

Mit „Best Friends Forever“ feiern Sie und Sascha Vollmer dagegen Ihre Freundschaft. Absolut. Wir kennen uns seit 2000. Wenn uns keine tiefe Freundschaft verbinden würde, würde unsere Band nicht funktionieren. Gefühlt sehen wir uns jeden Tag, wir telefonieren dauernd. Seit 20 Jahren stemmen wir BossHoss mit allen Höhen und Tiefen. Wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können. Und weil wir auch mit Michael Patrick Kelly befreundet sind, haben wir ihn für dieses Lied dazugeholt.

Michael Patrick Kelly war bei „Sing meinen Song“ einer Ihrer Gäste. Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Sendung gemacht? Sie hat uns sehr bereichert. Als Musiker ist man vor allem in seinem eigenen Genre unterwegs. Bei „Sing meinen Song“ sind wir auf Menschen getroffen, deren Musik völlig anders war. Da hatte ich teilweise das Gefühl: Nicht so mein Ding! Bis ich die Person besser kennengelernt und dadurch verstanden habe, warum sie diese Musik macht. Das zeigt mal wieder: Man muss einfach offen sein. Dagmar Leischow

INFO

The BossHoss treten am Sonntag, 15. Oktober, 19.30 Uhr, in der Sporthalle auf. Weitere Informationen unter www.fkpscorpio.com

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