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»Da steckt Adrenalin drin«

Überseeboulevard Die Open-Art-Fotoausstellung „New York State of Mind“ von Christian Popkes eröffnet im September – plus Gastkolumne von Andreas Wrede: Mein New York

New York ist mein State of Mind: Seit vielen Jahren fotografiere ich die Metropole für Kalender. Die Ausstellung im Format der Open Art ist eine ganz besondere Erfahrung für mich. Ich brenne seit Langem für die Stadt, und als ich zuletzt drei Wochen vor Ort war, war ich ihr vollkommen ergeben“, so Christian Popkes. Und er fährt fort: „Für die Luftaufnahmen überwinde ich mich jedes Mal aufs Neue, in einen Helikopter für einen Doors-off-Flight zu steigen. In dem Moment wiegt meine Flugangst nicht so viel wie die Freude an den Aufnahmen, die dabei entstehen. Somit steckt darin auch viel Adrenalin, und sie spiegeln meine Faszination für New York wider.“ 
Foto oben: Brooklyn Bridge bei Nacht mit Blick auf Downtown Manhattan, New York City, vom östlichen Ufer des East River von Brooklyn aus gesehen.© Christian Popkes | www.popkes.com

Mit seiner Begeisterung für die Stadt möchte Christian Popkes alle Menschen anstecken, sowohl für die Vielfalt der Metropole als auch für die Möglichkeiten der Fotografie. So verbinde auch die Open-Art-Ausstellung mehrere Elemente: Einerseits würden zwei Städte verknüpft, die im steten Wandel seien – es gebe in Hamburg wie in New York ein Streben nach Neuem und Einzigartigkeit. Andererseits würden die Arbeiten des Fotografen zusammen mit Amateuraufnahmen des Fotowettbewerbs „elbsommer“ präsentiert, die oft allein durch Spaß an der Fotografie und der Stadt entstanden seien, so die Veranstalter der 28. Open-Art-Ausstellung „New York State of Mind“, etwa: New Yorker Gemütsverfassung.

Die Art-déco-Perle Empire State Building, New York City, 20 W 34th St., war mit seinen 102 Stockwerken und 381 Metern Höhe bis 1972 das höchste Gebäude der Welt. © Christian Popkes | www.popkes.com

Der Künstler hat sich auf eindrucksvolle Motive der Weltstadt New York in monochromen Schwarz-Weiß-Tönen spezialisiert. Sie zeigen die Stadt aus verschiedensten Perspektiven – von Luftaufnahmen bis hin zu Detailaufnahmen wird der Big Apple aus jedem Winkel ausgeleuchtet. Passend dazu wird der US-Generalkonsul Jason Chue aus New York bei der Vernissage am 28. September die Ausstellung eröffnen. 

Nicht nur deswegen ist diese 28. Open-Art-Ausstellung etwas ganz Besonderes, denn die Aufnahmen des Starfotografs werden zusammen mit den zehn Gewinnerbildern des diesjährigen „elbsommer“-Fotowettbewerbs gezeigt, die im Kontrast dazu ein buntes und vielfältiges Porträt Hamburgs zeichnen. Auf die Besucher:innen wartet eine einzigartige Ausstellung, die zwei Weltstädte fotografisch verbinden möchte. 

Für sechs Monate verwandelt sich der Überseeboulevard in ein Portal zur anderen Seite der Welt: Christian Popkes nimmt das Publikum auch durch die Anordnung seiner Fotografien mit auf eine Reise durch die Metropole mit überaus lebensnahen Eindrücken: Die beiden Zugänge zur Ausstellung beginnen mit Aufnahmen der Brücken nach Manhattan, gefolgt von der überwältigenden Massivität der Hochhäuser, die sich vor einem in den Himmel schrauben. Auf der anderen Seite der Gegensatz dazu: New York aus der Vogelperspektive, die die Wolkenkratzer mit den Straßen gleichzusetzen scheint. Es ist ein Wechselspiel aus außergewöhnlichen Details und einem ganzheitlichen Überblick der Stadt. In der Ausstellung steckt für den Fotografen eine wichtige Botschaft für alle: „Sie soll inspirieren und Ankerpunkte setzen: Wo bin ich, und wo will ich hin?“ 

Waverly Diner an der U-Bahn-Station West 4 St. in Greenwich Village, Manhattan, 385 6th Ave, in New York City. © Christian Popkes | www.popkes.com

Bereits seit 2010 unterstützt das Konzept der Open-Art-Galerie auf dem Überseeboulevard nationale und internationale Fotografen und bietet zwischen Speicherstadt und Elbe eine einmalige Location zur Präsentation ihrer Arbeiten. Die Resonanz auf die Ausstellungen ist enorm: Jeweils rund 250.000 Besucher erfreuen sich an den Ausstellungen des nördlichen Überseequartiers. Mit „New York State of Mind“ setzen die Ausstellungsmacher:innen ein neues schwarz-weißes Ausrufezeichen.

Christian Popkes beendete 1995 sein Fotografiestudium und begann als selbstständiger Fotograf in Hamburg zu arbeiten. Innerhalb weniger Jahre wurde er in den Bund freischaffender Fotodesigner, die Deutsche Gesellschaft für Photographie, die Association of Photographers sowie den Deutschen Werkbund aufgenommen und war bereits für Medien wie „stern“, „Spiegel“ und „Geo“ tätig. Bekannt wurde er insbesondere durch seine Schwarz-Weiß-Fotografien New Yorks, die die Stadt und ihre Geschichte porträtieren. Seit 2020 ist der Fotograf bei der Photopia Hamburg als Artistic Director tätig und war zudem Teil der Jury des diesjährigen „elbsommer“-Fotowettbewerbs.

Top-Ten-Gewinner des „elbsommer“-Fotowett­bewerbs 2023

Für Christian Popkes sind gerade das Miteinander von engagierter Amateurfotografie der Metropole Hamburg mit seinen Profiaufnahmen des Big Apple und die 24/7-Präsenz der großformatigen Outdoor-Foto-Wände besonders reizvoll: „Deshalb ist es wichtig, dass Kunst für jede und jeden frei zugänglich wird. Sie soll für die gesamte Gesellschaft erlebbar gemacht werden. Die Kombination aus meinen Motiven und den Gewinneraufnahmen des Fotowettbewerbs sind der Beweis dafür, wie vielseitig Fotografie sein kann. Ich hoffe, dass durch dieses Zusammenspiel möglichst viele inspiriert werden, ebenfalls öfter zur Kamera zu greifen. So können kurze, einzigartige Augenblicke und Blickwinkel für die Ewigkeit festgehalten werden“, erklärt Christian Popkes.

Die New York City Subway, 1904 eröffnet, zählt zu den ältesten U-Bahnen der Welt – hier die Gleis­­strecke auf der Williamsburg Bridge über den East River. © Christian Popkes | www.popkes.com

Aus rund 230 eingereichten Fotografien hat die Jury – bestehend aus „Spiegel“-Fotograf Oliver Hadji, dem künstlerischen Leiter der Photopia Hamburg Christian Popkes sowie der Marketingmanagerin des Überseeboulevards Vivian Brodersen – zehn Arbeiten ausgewählt. Der Sieger freut sich zusätzlich zu dem Fotoplatz in der Ausstellung über eine Übernachtung im 25hours Hotel HafenCity und zwei Tagestickets für das Fotografie-Festival Photopia 2023. Im Teilnahmezeitraum konnten Fotografinnen und Fotografen ihre Bilder ganz einfach per Hashtag über Instagram einreichen. „Sommer in Hamburg“ war das Motto – eine Ode an den Charakter der sommerlichen Hansestadt, die sich in den über 230 Fotografien auf unterschiedlichste Art darstellte. 

„Als Jury haben wir vor allem darauf geachtet, dass die Diversität Hamburgs in den Bildern zum Ausdruck kommt. Daher besteht unsere Auswahl unter anderem aus einem bunten Mix aus Abbildungen der HafenCity-Architektur, der Nähe zum Wasser, idyllischer Rückzugsorte und sogar der Ästhetik des Hamburger Untergrunds“, erzählt Vivian Brodersen, Marketingmanagerin Überseequartier Nord. „Die Einsendungen haben gezeigt, dass ‚Sommer in Hamburg‘ für jeden etwas anderes bedeuten kann“, fährt sie fort. Das Gewinnerbild hat Jonas Hafner geschossen: ein Porträt, in dem dank eines gezielt eingesetzten Schattenspiels neben Sonnenschein auch ein bisschen Melancholie und Nostalgie mitschwingen. Es zeigt Hamburgs Verbindung zur Kunst gleichermaßen wie den typisch rauen Wind, der auch in den Sommermonaten in Hamburg nie ganz verschwindet. 

Vom 22. Mai bis zum 19. Juni konnten (Hobby-)Fotografinnen und Fotografen einfangen, was der Hamburger Sommer 2023 zu bieten hatte. Die Einsendungen zum Fotowettbewerb des nördlichen Überseequartiers im Rahmen des „elbsommers“ wurden von einer Fachjury ausgewertet – jetzt stehen die Gewinner-Fotografien fest. Ab 28. September ergänzen die Top-Ten-Gewinner-Bilder die nächste Open-Art-Ausstellung auf dem Überseeboulevard.

Wer alle zehn ausgewählten Jury-Fotografien aus der Nähe kennenlernen möchte, kann ab 28. September auf dem Überseeboulevard neben den 40 Profi-Fotografien des Photopia-Leiters und New-York-Fotografen Christian Popkes die gelungenen Wettbewerbsfotografien des „elbsommers“ jeweils im Großformat rund um die Uhr in der Outdoor-Ausstellung auf dem Überseeboulevard sehen. Gerda Brandt

Info 

Die Fotoausstellung „New York State of Mind“ von Christian Popkes startet als 28. Open Art am 28. September und geht bis zum 11. April 2024. Mehr Infos unter: www.überseequartier-nord.de. Wer das Foto- und Videografie-Happening Photopia Hamburg – Festival of Imaging vom 21. bis 24. September auf dem Messegelände erleben will, kann sich unter www.photopia-hamburg.com informieren und Tickets online buchen. 

Gastkolumne

New York mit Autor und Skyline auf dem Dach des Hotels The Standard, East Village, im Juni 2013. Es ist an der unbedingt zu begehenden High Line gelegen. © Ingrid Rose

Persönliche Impressionen aus der Stadt der Städte  
Von Andreas Wrede

3000 Zeichen, inklusive Leerzeichen“, hat mir der so geschätzte Wolfgang Timpe aufgegeben. Oje, fundamentale Bücher wurden über New York City (NYC) geschrieben: „Manhattan Transfer“ von John Dos Passos (der Roman wird in fast cineastischer Manier erzählt), „The Power Broker“ von Robert A. Caro (die großartigste journalistisch recherchierte Blaupause über moderne Fehlentwicklungen einer Metropole) oder J. D. Salingers „The Catcher in the Rye“ (die wohl bedeutendste Coming-of-Age-Story). Ok, damit kann ich ohnehin nicht konkurrieren. So präsentiere ich Ihnen einige Impressionen aus der „City of Cities“, die schon in früher Jugend ein Sehnsuchtsort war.  

Zum ersten Mal war ich 1976 in Manhattan, just zu der Zeit, als Richard Nixon zurücktreten musste. Seitdem bin ich vermutlich mindestens 100-mal hin und her über den Atlantik geflogen. Und immer, wenn ich angekommen bin, fühlte und spürte ich schon am „Immigration“-Schalter eine besondere Energie, die diese Stadt nie schlafen lässt. Mithin hatte ich das Glück, dort Anfang der 2000er ein Jahr lang arbeiten zu können, 500 Fifth Avenue, 38. Stockwerk, das Office des Axel Springer Foreign Service. Gott sei Dank vor dem 11. September (wer den Dokumentarfilm „11.September – Die letzten Stunden im World Trade Center“ gesehen hat, ahnt, wie herzzerreißend dieser Terroranschlag war). 

Oder als ich mit einem Teil der „Max“-Redaktion für einen Monat eine Ausgabe in NYC über NYC machen konnte, Frühsommer 1995, downtown auf 473 Broadway fand man die Redaktions-Dependance. Und fast um die Ecke wohnte, seit 1964, das für mich wichtigste Künstlerpaar der Welt: Christo (1935–2020) und ­Jeanne-Claude (1935–2009). Ich hatte das große Glück, mit ihnen sehr lang befreundet sein zu dürfen. Bei Tiffany habe ich mir am Tage der Trauerfeier zu Ehren von Jeanne-Claude im Metropolitan Museum of Art einen Silberreif mit ebenjenem Datum gravieren lassen: 26/4/2010.

Liebstes Restaurant ist – auf ewig – das Raoul’s, Ecke Prince/Thompson in Lower Manhattan, und der schönste Buchladen der Welt lag auf 31 W 57th St. – der Rizzoli Book­store, sechsstöckig, existiert leider nicht mehr. Wenn Sie in Manhattan sind, bitte auf der Dachterrasse des Metropolitan Museum of Art mit atemberaubendem Blick auf die Skyline wandeln. Obligatorisch: der Gang über die unvergleichliche Brooklyn Bridge und ein Trip mit der Roosevelt Island Tramway, einer Seilbahn, über den East River. Mein liebstes Museum war immer das Whitney, früher Madison Avenue, Upper East Side, heute im Meat­packing District, nahe dem Headquarter der Fashion-Ikone Diane von Fürstenberg, in deren Büro ein Warhol hängt, von ihr selbst. Warum das Whitney? Weil es zum Beispiel den gesamten Nachlass des Malers Edward Hopper beherbergt. Und weil im alten Whitney eines der spirituellen „Dwellings“ von Charles Simonds – indianischen Pueblos ähnelnde Miniatur-Kunstwerke – im Treppenhaus platziert war.

Tja, und da ist dann noch der Roman, der auch in NYC spielt: „Die Bestimmung des Teerbelags auf dem Dach war unmöglich. Alexander Wrangel hatte sich schon oft gefragt, wann diese schwarze Masse, deren Geruch er besonders nach einem starken Regen so sehr mochte, wohl aufgebracht worden sei. Das Backsteinhaus am West Broadway/Ecke Prince Street, in dem er schon lange lebte, trotzte seit mehr als einhundert Jahren den Fährnissen Downtown Manhattans …“ Das ist der Anfang meines Romans „78“, der allerdings zu Ende geschrieben werden will – das wäre dann jedoch wieder eine andere ­Geschichte.

Andreas Wrede, ist Projektleiter des InnoLab an der Hamburg Media School im Studiengang Digital- und Medienmanagement. Zudem war er unter anderem Gründungschefredakteur des Magazins „Max“, Programmdirektor beim ­Pay-TV-Sender Premiere sowie Chefredakteur von „Spiegel Spezial“ und „GQ Germany“.

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