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Infografik „Das Grüne Band Hamburgs?“. © HafenCity Zeitung | Infografiken: Matthias Schinck
Das grüne Band von Hamburg

Runder Tisch. Der digitale Vorbereitungsworkshop „Mehr Grün für die HafenCity“ des Netzwerks HafenCity e. V. hat neue Ideen und eine erste Überraschung geboten: Hamburg und die Besucher:innen rücken in den Fokus für mehr Biodiversität
Plus: Offener Brief an Hamburgs Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher

In einem digitalen Ideenworkshop haben über 60 Teilnehmer:innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Verbänden und Privatpersonen über das Thema „Mehr Grün für die HafenCity“ konkrete Denkanstöße für den kommenden runden Tisch mit der Stadt Hamburg entwickelt. In vier hochkarätig besetzten Arbeitsgruppen tauschten sich die Bürgerinnen und Bürger über diese Fragen aus: Wo kann entsiegelt und begrünt werden? Was sind Perspektiven für Brachen und ungenutzte Flächen? Wie kann der Straßenraum begrünt und aufgewertet werden? Welche Rolle kann Bürgerengagement spielen? Sebastian Baller und Marianne Wellershoff vom Netzwerk HafenCity e. V. waren mehr als happy über die rege Teilnahme und die Ergebnisse der vier Arbeitsgruppen. „Dies ist erst der Anfang“, stellte Wellershoff zufrieden fest. 

Unterstützung aus der Politik und Verwaltung

Mit dabei war auch Arne Platzbecker (SPD), der mit Unterstützung der Grünen den Antrag zur Einrichtung eines Dialogformats erfolgreich in den Hamburger Senat eingebracht hatte. Der neue Vorsitzende der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH Dr. Andreas Kleinau hörte sich im großen Plenum den Impulsvortrag von Svenja Holst von der Loki Schmidt Stiftung zur Biodiversität im Stadtteil an, bevor es in die Arbeitsgruppen ging. Nach 90 Minuten Ideenfindung stellten die Moderatoren und Moderatorinnen der Gruppen die Ergebnisse vor: Unter vielen anderen Ideen fanden sich Baumpatenschaften, Brachflächennutzung, ein Tiny Forest nach Berliner Vorbild oder sogar ein begrünter High Line Park wie in New York. „Das perfekte Beispiel ist der High Line Park in New York“, sagt Senior-Marketing-Managerin Karen Mester-Lichtsinn von Unibail-Rodamco-Westfield. Auf einer 2,3 Kilometer langen und über 7,5 Meter über dem Boden liegenden ungenutzten Güterzugtrasse im Westen von Manhattan hat die Stadt zusammen mit privaten Stake-holdern von 2006 bis 2019 eine Parkanlage gebaut. Sie entwickelte sich zu einer Touristenattraktion und wird von den New Yorkern unter anderem für Urban Gardening genutzt. „Das grüne Band ist eine Vision, wie ein roter Faden, der die benachbarten Stadtteile im Hamburger Zentrum miteinander verbinden könnte“, so Mester-Lichtsinn. „Wir dürfen die HafenCity dabei nicht autark denken, sondern sollten die Nachbarschaft mit einbeziehen und Synergien nutzen, um nicht nur die HafenCity grüner und attraktiver zu gestalten, sondern in ganz Hamburg.“

Temporärer Cruise Center Hamburg auf dem Baakenhöft; HCZ-Chefredakteur Wolfgang Timpe: „Das große Gelände Baakenhöft kann Wohnen der Zukunft in verdichteten urbanen Räumen wie auch die Attraktion für den Tourismus nieten. Es ist ein Faustpfand von Bürgerschaft, Senat und Fachbehörden mal nicht auf die Knete, sondern auf nachhaltige Qualität für Menschen zu schauen und in ein urbanes Biotop aus Kleinunternehmern und grüner Stadt- und Freizeitgesellschaft zu investieren.“  Wolfgang Timpe
Temporärer Cruise Center Hamburg auf dem Baakenhöft; HCZ-Chefredakteur Wolfgang Timpe: „Das große Gelände Baakenhöft kann Wohnen der Zukunft in verdichteten urbanen Räumen wie auch die Attraktion für den Tourismus nieten. Es ist ein Faustpfand von Bürgerschaft, Senat und Fachbehörden mal nicht auf die Knete, sondern auf nachhaltige Qualität für Menschen zu schauen und in ein urbanes Biotop aus Kleinunternehmern und grüner Stadt- und Freizeitgesellschaft zu investieren.“ Wolfgang Timpe

Nicht in Wohn- und Bürogebäude investieren

Ein Aspekt, der Wolfgang Timpe, Chefredakteur der „HafenCity Zeitung“ und Teilnehmer in der Arbeitsgruppe „Was sind die Perspektiven für Brachen und ungenutzte Flächen?“ am Herzen liegt. „In der HafenCity wird zu oft der Fehler gemacht, nur vor der eigenen Haustür zu kehren. Die aktuelle Debatte um ,Mehr Grün in der HafenCity‘ sollte nachhaltig damit beginnen, für ganz Hamburg zu denken“, so Timpe. 

Ein Thema für den runden Tisch aus Politik, HafenCity Hamburg, Behörden, Initiativen und Anwohnern: Das künftige Filetgrundstück Baakenhöft bietet sich nach Ende des temporären Cruise Terminals als biodiverse Park- und Freizeitnutzungsfläche ohne Wohnungs- und Büro­bebauung an – für mehr Lebensqualiät für alle Hamburger:innen und ihre Gäste. 

Dabei denkt er beim Thema Freiflächen vor allem an den Baakenhöft, das letzte große Filetgrundstück mit drei Wasserseiten – zur Norderelbe, zum Magdeburger Hafen und zum Baakenhafen hin. Timpe, als HafenCity-Bewohner auch Mitglied im Vorstand des Netzwerks HafenCity e. V., weist darauf hin, dass es für diese „Superpremiumlage“ seitens der Stadt wie auch der HafenCity Hamburg GmbH noch keine Stadtentwicklungspläne und somit auch keine Bebauungspläne gebe. Das biete, so Timpe, die „einmalige Chance für die Stadt, offensiv in die grüne Lebensqualität und Biodiversität der Anwohner:innen ganz (!) Hamburgs wie auch der Besucher:innen zu investieren“ (siehe auch den offenen Brief an Bürgermeister Peter Tschentscher unten).

Es gehöre viel unternehmerischer Mut der Stadt dazu, an so einer exklusiven Lage nicht an den Immobilienumsatz und Gewinn von verkauften Wohnungen und Bürohäusern zu denken – aber das „Wohnen der Zukunft in verdichteten urbanen Räumen wie auch die Attraktion für den Tourismus“, so Timpe, ist ein „Faustpfand von Bürgerschaft, Senat und Fachbehörden, mal nicht auf die Knete, sondern auf nachhaltige Qualität für Menschen zu schauen und in ein urbanes Biotop aus Kleinunternehmern und grüner Stadt- und Freizeitgesellschaft“ zu investieren.

Grüne Inseln

Immer wieder haben verschiedene Akteure und Akteurinnen in der Vergangenheit versucht, das betongraue Hamburg ein wenig grüner zu gestalten. Zur Jahrtausendwende fand die Ausstellung „Außendienst“ des Hamburger Kunstvereins statt. Eines der wenigen Werke, die noch erhalten sind, ist „Pflanzeninseln“ von Tita Giese – am Fußgängerüberweg zwischen den Deichtorhallen und dem Kunstverein. Auf einer ehemals trostlosen Verkehrsinsel schuf Giese eine künstliche Oase und pflanzte winterharte Hanfpalmen, Schilfpflanzen, Bambusarten, verschiedene Gräser, farbig blühende Wildpflanzen, mit Austernpilzbrut beimpfte Pappelstämme und diverse Pilze. Viel ist heute davon nicht übrig geblieben. Weitere sieben geplante Pflanzeninseln wurden vonseiten des Bauamtes mit Hinweis auf verkehrstechnische Einwände abgelehnt. Ein Beispiel, dass Schule hätte machen können und heute, 22 Jahre später, wieder auf der Vorschlagsliste steht. 

Im April soll die nächste Stufe zum echten Dialogformat starten. Sie soll der Beginn einer ganzen Workshop-Reihe zur Erarbeitung eines umfassenden Maßnahmenkatalogs werden. Die Auftaktveranstaltung findet am Mittwoch, den 20. April 2022, von 17 bis 21 Uhr im Hamburg Cruise Center Baakenhöft statt. Einen Monat später soll ein zentraler Workshop folgen. Diese Werkstatt findet am Samstag, den 14. Mai 2022, von vormittags bis nachmittags statt, ebenfalls im Hamburg Cruise Center Baakenhöft. Matthias Schinck

Das grüne Band von Hamburg II – offener Brief an Hamburgs Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher

Offener Brief an BHs Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, Seite 1, April 2022
Offener Brief an BHs Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, Seite 2, April 2022

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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