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Kulturausschussvorsitzender James Robert Blum (FDP) in der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte. © Privat
Domachse: »Ich persönlich bin enttäuscht!«

Innenstadt-HafenCity. Jimmy Blum, Mitglied der Bezirksversammlung (FDP), über den Workshop zur neuen Domachse, der Verbindung von City und HafenCity

Als Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte bin ich Teil der Jury für die neue Domachse, die zentrale Verbindung von der Mönckebergstraße/St. Petri-Kirche in die Speicherstadt und der HafenCity. Das Gremium besteht aus Kolleginnen und Kollegen der sogenannten Deutschland-Koalition, Fachleuten aus den Behörden, Architektinnen und Architekten sowie weiteren Stakeholdern, wie man heute so schön sagt. Auf Deutsch also Beteiligte. Zudem war die Öffentlichkeit zur Präsentation der ersten Ergebnisse in die St. Katharinen-Kirche eingeladen. Die fünf teilnehmenden Büros hatten jeweils zehn Minuten Zeit, ihre Planungen vorzustellen. 
Foto oben: Architekten- und Freiraumplaner-Entwurf mit zwei neuen Gebäuden unterhalb der St. Petri-Kirche mit Wohnen und Gewerbe für den Jury-Workshop zur Verbesserung der ­Nutzungs- und Aufenthaltsqualität entlang der sogenannten Domachse.© Jimmy Blum

Um es vorwegzunehmen: Ich persönlich bin enttäuscht. Bis auf ein oder zwei Büros war bei allen Arbeiten der Grundtenor, Straßen für den Individualverkehr zu sperren. Zum Straßensperren benötigen wir keinen Wettbewerb, meine Meinung. Dafür reicht es, einfach Fahrverbotsschilder aufzustellen.

Die Domachse ist immens wichtig, um die beiden attraktiven Zentren, die herkömmliche Innenstadt und das neue Westfield Hamburg-Überseequartier, zu verbinden. Dabei ist es extrem wichtig, auch die Laufströme vom neuen Überseequartier zur City und umgekehrt attraktiver zu gestalten. Die meisten Arbeiten hatten nur den Weg von der City zum neuen Quartier in der HafenCity im Blick.

Architekten- und Freiraumplaner-Entwurf mit zwei neuen Gebäuden unterhalb der St. Petri-Kirche mit Wohnen und Gewerbe für den Jury-Workshop zur Verbesserung der ­Nutzungs- und Aufenthaltsqualität entlang der sogenannten Domachse. © Jimmy Blum

Seit vielen Jahren werden Ängste laut, dass mit dem neuen Überseequartier von Westfield die bestehende City veröde. Ich persönlich bin der Meinung, dass das neue Erlebnis-Einkaufs-Quartier Synergien für die Innenstadt liefert. Ja, natürlich müssen sich die Akteure in der bisherigen Innenstadt etwas einfallen lassen. Doch das ist im Handel seit Hunderten von Jahren wichtig, dass sich der Handel wandelt und neuen Situationen anpasst. Ich bin mir sicher, dass es für Hamburg insgesamt eine Bereicherung mit der Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers geben wird.

Und genau dafür wurde die Jury zur Domachse ins Leben gerufen. Vielleicht liegt es daran, dass die meisten teilnehmenden Architektur- und Planungsbüros nicht aus Hamburg kommen? Jedenfalls haben die bisherigen Vorschläge nichts Innovatives. Natürlich ist es schwer, hier kreativ zu sein, mit der Ansage, dass die Willy-Brandt-Straße nicht verändert oder angefasst werden darf. Diese riesige Schneise zu untertunneln wäre für beide Seiten eine der besten Lösungen. Bisher gab es von der SPD aus dem Rathaus immer eine klare Absage für diese Pläne. Die Handelskammer hatte schon vor Jahren ein Konzept dazu vorgestellt. Dirk Kienscherf, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rathaus, brachte kurz vor der ersten Jurysitzung eine Brücke ins Spiel. Diese wurde von keinem der teilnehmenden Büros aufgegriffen. Ich fand die Idee so spannend, dass ich Dirk Kienscherf einfach dazu angerufen habe. Und es sprudelte nur so aus ihm raus.

Auch er erkennt die Wichtigkeit dieser Verbindung. Eine Brücke, angelehnt an die Idee der „High Line“ in New York, um die Willy-Brandt-Straße zu überqueren – mit Cafés und Aufenthaltsqualität. Und dann waren wir in dem Telefonat wieder beim Thema Tunnel. Statt des rigorosen Nein, das bisher immer von der SPD kam, brachte er Klaus-Michael Kühne ins Spiel. Der ist Mäzen, Unternehmer und seit vielen Jahren Sponsor und Gesellschafter des HSV. Kühne plant eine neue Oper für Hamburg. Kienscherfs Idee: Er solle doch den Tunnel bauen und darauf dann die neue Oper, unter der dann der Willy-Brandt-Straßenverkehr fließen könnte. Das sei „bauingenieur- technisch heute kein Hexenwerk mehr“, sagte er auch der HafenCity Zeitung. Das finde ich auch eine sehr charmante Idee, denn damit hätten wir zwei Lösungen, die Hamburg weit nach vorne bringen würden.

Kommen wir auf die bisher vorgestellten Pläne zurück. Hier wurde mehrfach von Sperrung der Kornhausbrücke gesprochen. Ein Büro plant eine weitere Brücke genau daneben, um diese zu entlasten. Die Brandstwiete um ein oder zwei Fahrspuren zu verengen, da gehe ich gerne mit. Nur diese Achse komplett für den Verkehr zu sperren, finde ich falsch. Wie sollen denn Anwohnende und Besucher:innen des neuen Überseequartiers mit dem Auto in oder aus der HafenCity kommen? Die Achse Holzbrücke wird vermutlich auch schon für den Verkehr gesperrt bleiben.

In den kommenden Wochen haben die teilnehmenden Büros Zeit, ihre Arbeiten anzupassen und neu zu präsentieren. Hoffentlich nehmen diese die Anmerkungen sehr ernst, die bei der öffentlichen Präsentation gefallen waren. 

Einen Vorschlag möchte ich zum Ende noch positiv erwähnen. Historisch war der Alte Fischmarkt ein kleiner Platz neben dem aktuellen Domplatz. Ein Büro plant dort zwei Gebäude mit Gewerbe im Erdgeschoss und Wohnungen in den oberen Etagen. Diese Idee finde ich persönlich sehr ansprechend, und sie sollte auf jeden Fall weiter diskutiert werden. Ich halte Sie hier auf jeden Fall auf dem Laufenden. Jimmy Blum

Info

Mehr Informationen und Sitzungstermine der Bezirksversammlung unter: https://sitzungsdienst-hamburg-mitte.hamburg.de/bi/allris.net.asp

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