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Ein Moin! für die Straße

Freiraumkunst. Die südliche Brandmauer des Musikerhauses Shanghaiallee 20 leuchtet. Für zwei Jahre prägt das große Wandgemälde, das Mural „Dear Uwe x 30 Jahre Hinz&Kunzt“, mit dem Porträt des ersten „Hinz&Kunzt“-Verkäufers Uwe Diercks das Quartier

In der Hamburger HafenCity ist eines der größten Murals, Wandgemälde, der Stadt entstanden. An der fast 400 Quadratmeter großen Südfassade des Musikerhauses in der Shanghaiallee 20 realisierte der international renommierte irische Urban-Art-Künstler Aches Ende Oktober in acht Tagen ein fotorealistisches Fassadenkunstwerk, das den inzwischen verstorbenen „Hinz&Kunzt“-Verkäufer Uwe Diercks zeigt. Für die Erstellung des Murals wurden rund 350 Sprühdosen und 150 Liter Fassadenfarbe verwendet.
Foto oben: Das Wandgemälde „Dear Uwe“ entfaltet eine Wechselwirkung zwischen der Ausstrahlungskraft des farbkräftigen Puzzle-Porträt-Bildes mit der großstädtischen Straßenflucht Shanghaiallee. Kunst kommuniziert mit dem urbanen Raum und wird zum Er­lebnis – lässig, wie nebenbei, beim Flanieren durchs Quartier. Freiraumkunst auf der Straße, in der Öffentlichkeit. © Mauricio Bustamante

Anlässlich des 30. Geburtstags des Hamburger Straßenmagazins „Hinz&Kunzt“, der am 6. November 2023 gefeiert wird, wurde den Verkäufer:innen des Straßenmagazins mit dem Mural ein unübersehbares Denkmal gesetzt – und der HafenCity mit der bunten facettenreichen Freiraumkunst ein urbanes Highlight beschert.

Kultursenator Dr. Carsten Brosda: „Das Wandgemälde zeigt nicht nur das Gesicht des verstorbenen ,Hinz&Kunzt‘-Verkäufers Uwe Diercks, der viele Jahre aus der ­Hamburger Innenstadt nicht wegzudenken war, sondern schafft durch seinen Facettenreichtum eine Strahlkraft, die zum Nachdenken anregt.“ © Catrin-Anja Eichinger

Das Mural zeigt ein riesiges fotorealistisches Porträt von Uwe Diercks (†2020), dienstältester „Hinz&Kunzt“-Verkäufer und stadtbekannte Persönlichkeit. 27 Jahre lang hat Uwe das Hamburger Straßenmagazin in der Innenstadt beim Rathaus verkauft, wo er jahrelang mit Herzblut als Verkäufer von „Hinz&Kunzt“ tätig war und von seinen Kunden wegen seines unerschütterlichen Optimismus stets geschätzt wurde. 

Theresa Twachtmann, die Geschäftsführerin der HafenCity Hamburg GmbH (HCH), die das Projekt neben der Behörde für Kultur und Medien sowie der Mara & Holger Cassens Stiftung, der IMparat Farbwerk und der Arbeitsbühnen Buchtmann GmbH, gefördert hat: „Kulturelle Aktivitäten haben im Stadtraum der HafenCity eine lange Tradition. Von frühen Formaten auf Brachflächen und Baustellen Anfang der 2000er-Jahre bis zu den Projekten von ,Imagine the City‘ und dem ,Elbsommer‘ in den heutigen, weitgehend fertigen Stadträumen. Das Mural am Musikerhaus als temporäre Intervention setzt ein weiteres Ausrufezeichen. Es inszeniert das Unfertige in der Transfor­mation, bringt Menschen zusammen, schafft Austausch, Dialog, Neugier und Nachdenklichkeit.“

»Das Mural baut Brücken, nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch konkret von ,Walls Can Dance‘ in Harburg über die Veddel, Rothenburgsort und die HafenCity bis in das Portugiesenviertel, wo derzeit ein weiteres Mural des Urban Art Institute entsteht. Dadurch wächst eine neue, spannende Street-Art-Achse mit großer visueller und integrativer Kraft.«
Theresa Twachtmann, Geschäftsführerin Hafencity Hamburg GmbH

Und die Wohneigentümergemeinschaft und ihr Beirat von der Shanghaiallee 20, die die Wand zur Verfügung stellten,  haben sich über die Anfrage von „Hinz&Kunzt“ gefreut. „Jetzt, nach der Umsetzung, sind wir alle froh und auch ein wenig stolz über unsere neue Fassade, die künstlerische Gestaltung und auch die Botschaft, dass auch die, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, in der HafenCity nicht vergessen sind“, so Wolfgang Weisbrod-Weber vom Beirat. Das Wandgemälde „Dear Uwe“ entfaltet eine Wechselwirkung zwischen der Ausstrahlungskraft des farbkräftigen Puzzle-Porträt-Bildes mit der großstädtischen Straßenflucht Shanghaiallee. Kunst kommuniziert mit dem urbanen Raum und wird zum Erlebnis – lässig, wie nebenbei, beim Flanieren durchs Quartier. Freiraumkunst auf der Straße, in der Öffentlichkeit, für einen lebendigen Stadtraum. 

Sponsor und Kultursenator Dr. Carsten Brosda: „Das Hamburger Straßenmagazin ,Hinz&Kunzt‘ macht seit 30 Jahren obdachlose Menschen sichtbar und gibt ihnen eine Stimme. Es bietet einen Raum für die Geschichten, Sorgen und auch Freuden von Personen, die sich sonst allzu oft im Schatten unserer Gesellschaft bewegen. Dieses Anliegen spiegelt sich eindrucksvoll im Werk des Künstlers Aches, das zu Ehren des Jubiläums von ,Hinz&Kunzt‘ geschaffen wurde. Das Wandgemälde zeigt nicht nur das Gesicht des verstorbenen ,Hinz&Kunzt‘-Verkäufers Uwe Diercks, der viele Jahre aus der Hamburger Innenstadt nicht wegzudenken war, sondern schafft durch seinen Facettenreichtum eine Strahlkraft, die zum Nachdenken anregt.“

Dass, im Leben von Uwe Diercks wie auch im Wandgemälde, das verliehene Bun­des­verdienstkreuz fürs Hamburger Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ festgehalten ist, erzählt von der Anerkennung, dem Stolz und dem robusten Optimismus der unzählihen „Hinz&Kunzt“-Verkäufer:innen – er sitzt am rechten Fleck: dem Herz.

HCH-Geschäftsführerin Theresa Twachtmann zum Wandgemälde „Dear Uwe x 30 Jahre Hinz&Kunzt“: „Ganz besonders aber baut es Brücken, nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch ganz konkret, von ,Walls Can Dance‘ in Harburg über die Veddel, Rothenburgsort und die HafenCity bis in das Portugiesenviertel, wo derzeit ein weiteres Mural des Urban Art Institute entsteht. Dadurch wächst eine neue, spannende Street-Art-Achse mit großer visueller und integrativer Kraft.“ Wolfgang Timpe

Info www.wallscandance.de

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