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Elbphilharmonie: Kloster-Leben trifft Pop-Künstler

Konzert. Am 15. Februar tritt Michael Patrick Kelly mit seinen Pop-, Folk- und Rock-Balladen im Großen Saal der Elbphilharmonie auf. Eventuell Fan-Kreischen inklusive 

Gewiss könnte Michael Patrick Kellys Lebensgeschichte den geeigneten Stoff für einen rührseligen Film liefern. Der Musiker, der eine beachtliche Solokarriere hingelegt und zeitweilig die Fernsehshow „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ moderiert hat, wurde 1977 in Dublin als Sohn des amerikanischen Lehrers Daniel Jerome Kelly sowie dessen Frau, der Tänzerin Barbara-Ann Suokko, geboren. Mitten hinein in eine musikalische Großfamilie: die Kelly Family. Der 46-Jährige hat sieben Geschwister und fünf Halbgeschwister. Ein Zuckerschlecken war seine Kindheit nicht unbedingt. Er musste lernen, sich als Drittjüngster durchzuboxen. Eine staatliche Schule hat er nie besucht, sein Vater unterrichtete ihn. Mit seinen Angehörigen tingelte er als Straßenmusiker durch Europa und die USA, in dieser Zeit war das Geld eigentlich immer knapp.
Foto oben: Michael Patrick Kelly, drittjüngster Spross der Kelly Family, probierte viele Lebensformen und Religionen aus: Irgendwo wollte er Halt finden. Also begann er, sich intensiv mit der Bibel zu beschäftigen, vertiefte sich in den Koran und auch in den Buddhismus. © Shanti Joan Tan

Bis der Erfolg kam – dank Michael Patrick Kelly. Als 15-Jähriger komponierte er den Song „An Angel“, mit dem der Kelly Family ihr Durchbruch gelang. Der Hit stand 1994 auf Platz zwei der Charts, in Österreich sogar auf der Spitzenposition. Für den Jugendlichen, der als „Paddy“ bekannt wurde, bedeutete das: Er wurde als populärstes Mitglied der Kelly Family zum Teenieschwarm, die Mädchen waren verrückt nach ihm. Auf der anderen Seite verspotteten ihn die Hater. Sei es wegen seiner hüftlangen Haare oder wegen seines unkonventionellen Lebensstils.

Michael Patrick Kellys Suche nach Spiritualität spiegelte sich 2003 auch auf seinem Solodebüt „In Exile“ wider, das immerhin in den Top 15 stand. © Harald Hoffmann

Keine leichte Situation für einen Heranwachsenden. Michael Patrick Kelly fühlte sich innerlich leer, er hatte Suizidgedanken. Irgendwo wollte er Halt finden. Also begann er, sich intensiv mit der Bibel zu beschäftigen, vertiefte sich in den Koran und auch in den Buddhismus. 1999 machte er sich auf den Weg nach Lourdes, diese Reise blieb nicht seine einzige Pilgerfahrt.

Michael Patrick Kellys Suche nach Spiritualität spiegelte sich 2003 auch auf seinem Solodebüt „In Exile“ wider, das immerhin in den Top 15 stand. Lieder wie „Pray Pray Pray“ oder „Thanking Blessed Mary“ sprachen eine deutliche Sprache. Und doch ließen sie zumindest für Außenstehende nicht erahnen, welchen Schritt der Musiker 2004 gehen würde. Er beschloss, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und Mönch zu werden. In einem katholischen Kloster in Frankreich fand er das, wonach er sich gesehnt hatte: Ruhe und Normalität. Als Bruder John Paul Mary legte er nach dem Noviziat die Gelübde ab, er studierte Philosophie und Theologie. Später wechselte er in ein belgisches Kloster.

Lieder wie „Pray Pray Pray“ oder „Thanking Blessed Mary“ sprachen eine deutliche Sprache. Und doch ließen sie zumindest für Außenstehende nicht erahnen, welchen Schritt der Musiker 2004 gehen würde. Er beschloss, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und Mönch zu werden. © Shanti Joan Tan

2010 trat er aus der Ordensgemeinschaft aus. Geschuldet war das gesundheitlichen Problemen. Zudem wollte Michael Patrick Kelly wieder mehr Musik machen. Zum Beispiel in Kirchen. Auch privat tat sich etwas bei ihm, 2013 heiratete er seine Jugendliebe, die belgische Journalistin und Religionsphilosophin Joelle Verreet. Nach seiner Hochzeit zog es ihn 2015 doch zurück ins kommerzielle Popgeschäft. Er veröffentlichte sein Album „Human“, das auf Platz drei in die deutschen Charts einstieg.

Zuletzt erschien sein fünfter Langspieler „B.O.A.T.S.“ 2021. Parallel dazu brachte Michael Patrick Kelly den Dokumentarfilm „B.O.A.T.S. – Based on a True Story“ heraus, um seinen Fans einen Einblick in den kreativen Prozess zu geben. Nun gastiert der Musiker mit seinen Liedern, die Pop-, Folk- und Rock-Elemente verquicken, in der Elbphilharmonie. Nicht ausgeschlossen, dass er dort für lautes Kreischen sorgen wird. Dagmar Leischow

Info: Michael Patrick Kelly tritt am Do., 15. Februar, 20 Uhr, im Großen Saal der Elbphilharmonie auf. Das Konzert ist ausverkauft, eventuell gibt es Restkarten an der Abendkasse. Weitere Informationen unter: www.elbphilharmonie.de

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