Coaching. Selbstfürsorge – warum wir uns selbst daten sollten. Fünf Tipps von HCZ-Coachin Andrea K. Huber
Der Sommer ist auf seinem Höhepunkt, die Urlaubssaison in vollem Gange. Das Leben fühlt sich leicht an und schenkt uns Kraft, Motivation und Freude. Doch wie lassen sich diese Gefühle in den Alltag übertragen, wenn wir die Tage oftmals eher als verquer, als herausfordernd, als belastend empfinden?
Foto oben: Eine gute Beziehung bedarf Fürsorge, Commitment und Zeit. Das ist auch bei der Beziehung zu sich selbst nicht anders.© picture alliance / Westend61 | Joseffson
Wir hadern mit der Welt, mit dem Leben – und mit uns selbst. In solchen Momenten sind Selbstliebe und Selbstfürsorge gefragt. Diese beiden Schlagworte begegnen uns besonders in den sozialen Medien zwar immer öfter. Doch um Zugang zu diesen Ressourcen zu haben, benötigen wir Zeit für uns und etwas Ruhe. Die Urlaubszeit, die uns Abstand vom Alltag gibt, eignet sich perfekt, um der Selbstliebe einmal auf den Grund zu gehen und Selbstfürsorge zu üben.
Fünf Tipps können helfen:
1. Ein Date mit sich selbst: Sich selbst zu kennen ist die Voraussetzung, um die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen und aktiv Selbstfürsorge zu betreiben. Ein Experiment kann uns hierbei Orientierung geben. Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf ein Date mit sich selbst.
Wenn wir eine neue Beziehung anfangen, steht im Vordergrund, die andere Person kennenzulernen und viel Zeit mit ihr zu verbringen. Und das sollten Sie auch mit sich selbst tun. Was ist Ihnen wichtig? Was hat Sie geprägt? Was fühlen und denken Sie? Schauen Sie sich auch Ihren Tagesablauf an: Was tun Sie wirklich, weil Sie es mögen und es Ihnen guttut – und was machen Sie, weil Sie das Gefühl haben, es tun zu müssen? Die Antworten auf diese und weitere Fragen bilden die Basis für einen achtsamen Umgang mit sich selbst.
2. Der eigene Freund werden: Wenn ich hart mit mir selbst ins Gericht gehe, kann ich mich fragen, wie ich in einer solchen Situation mit einer Freundin oder einem Freund sprechen würde. Was würde ich ihr oder ihm sagen und raten? Oft wird uns dann erst bewusst, dass wir mit anderen viel nachsichtiger, ruhiger und liebevoller sind. Davon können wir uns eine Scheibe abschneiden. Es geht darum, den inneren Kritiker positiv umzuprogrammieren. Statt sich vorzuwerfen: „Das kann ich nicht“, ist es hilfreicher, sich zu sagen: „Das kann ich – noch – nicht“, oder: „Das wird Schritt für Schritt besser.“
3. Routinen schaffen: Mehr für sich selbst zu sorgen kann bedeuten, die eine oder andere Veränderung im Alltag vorzunehmen. Dazu braucht es klare Abläufe. Untersuchungen haben gezeigt, dass Verhaltensänderungen dann besonders gut funktionieren, wenn sie sich leicht umsetzen und einfach als Routine etablieren lassen. Der Verstand liebt sich wiederholende Abläufe, die er kennt, weil das Gehirn dabei eine kleine Auszeit bekommt. Am besten koppelt man dafür etwas Neues und Kleines an etwas, das man ohnehin macht. Zum Beispiel fünf Minuten zu meditieren, bevor Sie mit der Arbeit starten, oder ein paarmal öfter die Treppe statt des Aufzugs zu nehmen, oder mit dem besten Freund zu telefonieren, während Sie nach der Arbeit nach Hause fahren.
4. Die Monster bändigen: Wenn Sie wieder einmal hadern, stellen Sie sich doch einmal vor, dass Sie Busfahrer:in sind. Ein weiter Weg liegt vor Ihnen und endet an Ihrem Ziel – vielleicht ist es ein Studienabschluss, ein Job, eine Partnerschaft. Dabei ist der Bus voller Monster. Jedes mit einem eigenen Satz: „Du schaffst das eh nie“, „Dafür bist du doch zu dumm“, „Warum probierst du das überhaupt?“. Wenn Sie mit den Monstern diskutieren, kann niemand den Bus lenken. Sobald Sie jedoch anfangen, nicht mehr zuzuhören, werden sie zwar erst noch einmal lauter doch dann immer leiser. Die Stimmen, die einschränkenden Gedanken können Ihnen physisch nichts anhaben, Sie nicht festhalten. Sie haben immer die Möglichkeit zu handeln, auch wenn der Kopf sagt, dass es nicht geht. Allein der Fokus zählt.
5. Selbstwirksamkeit erleben: Kennen Sie das, wenn Sie sich etwas vornehmen, vielleicht sogar außerhalb Ihrer Komfortzone, und es dann geschafft haben? Dieses Glücksgefühl danach? Solche Erfolgserlebnisse stärken Sie, und es lohnt sich, solche Aktivitäten ganz bewusst zu planen. Viele Menschen hängen oft in Gedanken in der Zukunft oder denken, sie könnten doch schon so viel weiter sein. Stattdessen ist es hilfreicher, zurückzuschauen und sich all die schwierigen Situationen ins Gedächtnis zu rufen, die man bereits gemeistert hat. Sie dürfen stolz auf sich sein! Eine andere Möglichkeit ist es, am Ende eines Tages schöne Dinge aufzuschreiben, die einem gelungen oder passiert sind – in einem Positiv-Tagebuch. Ihre Andrea Huber
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Andrea K. Huber ist Coachin im Leistungssport, hat sich auf Stressmanagement spezialisiert und berät Unternehmen und Privatpersonen in herausfordernden Situationen. Infos unter: www.andrea-huber-coaching.de