Abheben auf der Norderelbe: Silas Mühle und Levke Möller mit ihrem Katamaran Nacra 17 vor dem Goldenen Pavillon. Foto: Thorsten Baering
Entenwerder Elbflitzer

Rothenburgsort: Junge Hamburger Katamaran-Segler werben für
Olympia 2020 in Tokio und kreuzen vor dem „Goldenen Pavillon“

Von Reinhard Schwarz

Die Besucher des Cafés „Goldener Pavillon“ an der Entenwerder Halbinsel in Rothenburgsort staunten nicht schlecht, als sich vor ihren Augen ein Katamaran jeweils für Sekunden in die Lüfte hob. Bei brütender Juli-Hitze und beflügelt durch eine ordentliche frische Brise zogen Steuermann Silas Mühle (17) und Vorschoterin Levke Möller (16) ihre Runden auf der Norderelbe nahe der anderen Rothenburgsorter Halbinsel Kaltehofe und gegenüber dem Industriegebiet Peute. Zeitweilig schoss der Katamaran regelrecht durch die Wellen und hob immer wieder spektakulär für Sekunden ab.

Foto oben: Abheben auf der Norderelbe: Silas Mühle (17)
und Levke Möller (16) kreuzen mit ihrem Katamaran Nacra 17 vor dem
Goldenen Pavillon am Entenwerder Park. Foto: Thorsten Baering

Doch hier waren keine Fun-Sportler mit Katamaran-Spleen unterwegs, sondern professionelle Elbpiraten. Denn das Katamaran-Segeln mit dem Nacra 17 – so die offizielle Bezeichnung der Bootsklasse – ist seit 2016 olympische Disziplin. Silas Mühle und Levke Möller trainieren bereits langfristig für die Spiele 2020 in Tokio, doch erst einmal stehen in diesem Jahr noch zwei Regatten an, schildert der 17-Jährige: „In diesem Jahr haben wir im Rahmen des Super Cups noch zwei Regatten vor uns: Vom 6. bis 8. September in Belgien an der Kanalküste und vom 19. bis 25. Oktober in Marseille.“ Anschließend werden die Punkte der Teams gezählt und die Sieger ermittelt. Durch sein geringes Gewicht und die gebogenen Schwerter in den Rümpfen hebt der Katamaran schnell ab und scheint zu fliegen.

Ausflugstipp: Goldene Stunden an der Norderelbe
Wer einmal weitab der üblichen Cafés die einzigartige Atmosphäre an der Entenwerder Halbinsel im Stadtteil Rothenburgsort genießen will, ist am „Goldenen Pavillon“ richtig. 2015 eröffnete das Café am Ufer der Norderelbe auf einem Ponton gegenüber dem Industriegebiet Peute. Der Pavillon war einst Teil der Skulpturenausstellung Münster 2007 und wurde von den Architekten „modulorbeat“ geschaffen. Das zwölf Meter hohe Gebäude ist nicht aus Gold, sondern aus Kupfer. Anreise: am besten autofrei mit dem Fahrrad. Adresse: Entenwerder 1, 20359 Hamburg. RS

Die Elbbrücken und die HafenCity im Blick: Silas Mühle (17) und Levke Möller (16) segeln für Olympia 2020 in Tokio. Foto: Thorsten Baering
Die Elbbrücken und die HafenCity im Blick:
Silas Mühle (17) und Levke Möller (16) beim Katamaran-Werbesegeln für Olympia 2020
in Tokio. Foto: Thorsten Baering

Der Wassersport liegt dem 17-Jährigen offenbar in den Genen, denn schon sein Vater Thomas Friese, bekannt durch das Bekleidungsgeschäft Thomas-I-Punkt, war begeisterter Hochseesegler und unterstützt den Sohn, der bereits als Siebenjähriger mit dem Segeln begann. „Mit 13 Jahren bin ich dann auf das Katamaran-Segeln umgestiegen“, so Silas Mühle. Um den anspruchsvollen Sport erfolgreich auszuüben, sei ein „regelmäßiges Fitnesstraining“ erforderlich.

Medaillen-Skipper. Katamaran-Jungsegler Silas Mühle  (17) und Levke Möller (16) haben bei den Hempel Youth Sailing World Championships 2019 in der Danziger Bucht die Bronzemedaille geholt.	Foto: Thorsten Baering
Medaillen-Skipper. Katamaran-Jungsegler Silas Mühle (17) und
Levke Möller (16) haben bei den Hempel Youth Sailing World Championships 2019 in der Danziger Bucht die Bronzemedaille geholt. Foto: Thorsten Baering

Kat-Segeln mit Nacra 15 und 17 bekannter machen

Mit dem Event auf der Norderelbe in Höhe des „Goldenen Pavillon“ wolle man für die noch junge Sportart werben, erläutert Alexandra Friese (52), älteste Tochter von Thomas Friese: „Unser Ziel ist es heute, das Segeln mit dem Katamaran der Klasse Nacra 15 und Nacra 17 noch bekannter zu machen.“ Und sie wünscht sich, „dass dieser spektakuläre High-Performance-Sport Förderer und Sponsoren ermutigt, nicht nur die gängigen Sparten Fußball oder Tennis zu setzen.“ Infos gibt es beim I-Punkt-Sailing-Team, der Initiative von Thomas Friese, der selbst in den 90er Jahren Segelweltmeister und Teilnehmer am Admiral’s Cup war. 

Silas Mühle und Levke Möller können schon jetzt auf beachtliche sportliche Erfolge zurückblicken. Bei der Hempel Youth Sailing World Championships vom 13. bis 20. Juli in Gdynia an der Danziger Bucht erkämpften sie sich den dritten Platz hinter einem australischen und einem französischen Team. Das Katamaran-Segeln auf der Norderelbe sei speziell, räumt der junge Sportler ein: „Aufgrund der Gegebenheiten vor Ort hatten wir schwierige Windbedingungen. Das war durchaus eine lohnenswerte sportliche Herausforderung.“ 

Segeln schnuppern mit Entenwerder Elbpiraten e.V.

Die Boote der Klassen Nacra 15 und 17 werden übrigens von gemischten Teams gesegelt, mal steuert er, mal steuert sie. Beide Segler gehen noch zur Schule. Silas Mühle besucht ein Sport-Internat in Kiel, mit der Ostsee vor der Haustür; Levke Möller geht in Rostock zur Schule und hat es auch dort nicht weit bis zum Wasser.

Mit „Goldene Zeiten für Rothenburgsort“ wollte man dieser abgelegenen Ecke des Stadtteils neues Leben einhauchen. 	Foto: Thorsten Baering
Mit „Goldene Zeiten für Rothenburgsort“ wollte man dieser abgelegenen
Ecke des Stadtteils neues Leben einhauchen. Foto: Thorsten Baering

Dass das demonstrative Vorsegeln am „Goldenen Pavillon“ vor der Entenwerder Halbinsel stattfand, war kein Zufall. Denn das Café-Projekt wurde 2015 von Thomas Friese ins Leben gerufen, finanziell unterstützt vom Bezirksamt Hamburg-Mitte. Unter dem Motto „Goldene Zeiten für Rothenburgsort“ wollte man dieser abgelegenen Ecke des Stadtteils neues Leben einhauchen – und dabei auch Kinder und Jugendliche unterstützen. Ermöglicht wird dies durch das Projekt Entenwerder Elbpiraten e.V. Hier, auf dem Ponton des „Goldenen Pavillons“, gibt es ein kostenloses Segelangebot für Kinder. Zugleich lernen Nicht-Rothenburgsorter über das Café den Stadtteil mit dem Elbpark Entenwerder kennen – und vielleicht auch lieben. Reinhard Schwarz

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