Exklusiv: »Zeit für ein neues Opern-Kapitel«

Interview. Mäzen Klaus-Michael Kühne will Hamburg eine neue Oper schenken. InKultursenator Carsten Brosda über Opern-DNA, das Baakenhöft und Alternativen aus dem Stadtteil

Es ist amtlich, der Vertrag zwischen der Stadt und der Stiftung des Mäzens Klaus-Michael Kühne ist geschlossen: Hamburg soll eine neue „Oper von Weltrang“ auf dem Baakenhöft bekommen (siehe Seite 26). Viele sind begeistert, andere kritisieren das Projekt und den Standort – auch vor Ort im Stadtteil HafenCity. Im Exklusivgespräch mit der HCZ HafenCity Zeitung zeigt Kultursenator Dr. Carsten Brosda klare Kante. So wird für ihn die neue Oper „für alle Hamburger:innen“ mit grünem Park sein. Und dass sich der Stadtteil für eine „wilde Romantik mit Freiräumen“ nur auf ein Grundstück „fokussieren“ will, ist für ihn nicht „die klügste Variante“. Lesen Sie mal!
Foto oben: Kultursenator Carsten Brosda: „Mir ist wichtig, dass es nicht um ein zweites Opernhaus geht, sondern dass die Hamburgische Staatsoper in ein neues Haus umzieht und das jetzige ­denkmalgeschützte Gebäude an der Dammtorstraße dann kulturell anders genutzt wird.“ © Catrin-Anja Eichinger

Herr Brosda, Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher und Rot-Grün sind bei der Bürgerschaftswahl mit stabiler Mehrheit wiedergewählt worden. Die vom Senat beschlossene neue Oper kann also kommen, oder? Das hoffe ich, da wir vertraglich alles sehr sorgfältig mit der Kühne-Stiftung vereinbart haben. Die Verträge sind geschlossen und online einsehbar, und jetzt sind wir in der Erarbeitung für eine Bürgerschaftsdrucksache, sodass diese zu Beginn der nächsten Legislaturperiode der Bürgerschaft auch zur Debatte und Entscheidung vorgelegt werden kann. Ich bin zuversichtlich, dass die Bürgerschaft die Idee auch gut finden und umsetzen wird. Dafür werben wir. 

Warum braucht eine Stadt wie Hamburg überhaupt eine Oper? Hamburg hat seit fast 350 Jahren eine Oper. Die Gründung der Bürgeroper am Gänsemarkt ist in Europa eine der ersten Opernhaus-Gründungen, die nicht an einem Fürstenhof erfolgt ist. Insofern haben wir in Hamburg eine große, reichhaltige Operntradition. Die reicht von Telemann, Händel und Mahler bis zu den renommierten Intendanten wie Rolf Liebermann, August Everding oder Christoph von Dohnányi, die die Hamburgische Staatsoper geführt und das traditionsreiche Haus weit über Deutschland hinaus bekannt gemacht haben. Daher gehört eine Oper einfach zur DNA der Kulturstadt Hamburg. Das Musiktheater ist zudem eine der zentralen und wesentlichen Kunstformen. Die Frage ist aktuell auch, ob man ein Haus hat, mit dem man – auch technisch – auf der Höhe der Zeit Oper betreiben kann. Da sehen wir, dass unser bisheriges Haus etwas in die Jahre gekommen ist und eine grundlegende, finanziell schwer zu kalkulierende Sanierung benötigt. Oder man kommt zu dem Ergebnis, dass man besser woanders eine neue Oper baut, was dann auch preiswerter ist und es ermöglicht, ein Opernhaus von vornherein komplett neu zu denken. Vor dieser Frage stehen wir jetzt.

Millionenverschwendung auf dem Baakenhöft? Brosda: „Es ist eine großartige Chance, dass wir viele Hundert Millionen Euro, die wir als Stadt sonst ausgeben müssten, wegen dieser großzügigen Spende nicht ausgeben müssen. Die Betriebskosten für das Gebäude haben wir sowieso jetzt für die heutige Oper wie auch dann für eine neue. Der künstlerische Betrieb liegt in unserer Verantwortung.“ © Catrin-Anja Eichinger

Warum braucht Hamburg jetzt eine neue Oper? In einem NDR-Beitrag hat jüngst der Technische Direktor der Hamburgischen Staatsoper ein Fernsehteam hinter die Kulissen und durch die Technik des Hauses geführt. Die Quintessenz war, dass es wahrscheinlich eine gute Idee ist, ein neues Haus zu bauen.

Was ist der Grund dafür? Der hintere Teil des Bühnenhauses stammt aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts, der Zuschauerraum wurde in den 50er-Jahren aufgrund eines Kriegsschadens wiederaufgebaut, und der alte Rahmen des Bühneneingangs kommt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es sind unterschiedlichste Bauzeiten, die im heutigen Opernhaus zusammenkommen. Eine Oper ist eine komplexe Maschine, ein 50 Meter hoher Turm, der zwölf Meter tief in die Erde geht und im Altbauteil steckt. Die Technik darin ist hoch kompliziert, ausgelegt darauf, dass täglich etwas anderes gespielt werden kann mit Hunderten unterschiedlichen Einstellungen. Die Technik benötigt dringend eine Modernisierung, auch in Hinsicht auf eine Digitalisierung. Es gibt Maschinen, deren Ersatzteile nur noch bei eBay gefunden werden können. Die große Sanierung der Hamburgischen Staatsoper würde in den 2030er-Jahren anfallen, und wir wissen, dass Sanierungen von Opernhäusern richtig teuer werden.

Bis zu einer Milliarde Euro. Ja, oder weit darüber hinaus. In Stuttgart, wo man mit der Modernisierung noch nicht begonnen hat, geht man derzeit von rund 1,5 bis 2 Milliarden Euro aus, und in Köln hat man die Milliardengrenze schon überschritten. Das sind realistische Größenordnungen bei einem bestehenden Haus, wo man viel individuell basteln und anpassen muss. Aufgrund des Alters der Strukturen im Hamburger Opernhaus, die zu heutigen Baunormen nicht passen, ist es überlegenswert, ob es nicht klüger ist, neu zu bauen, statt das Haus erstens mit hohen Investitionen zu belasten und zweitens ja auch während der Sanierung lange in ein Ausweichquartier zu bringen. Mir ist wichtig, dass es nicht um ein zweites Opernhaus geht, sondern dass die Hamburgische Staatsoper in ein neues Haus umzieht und das jetzige denkmalgeschützte Gebäude an der Dammtorstraße dann kulturell anders genutzt wird.

Mäzen und Multimilliardär Klaus-Michael Kühne schenkt das Operngebäude der Stadt für 330 Millionen Euro plus x. Das ist die größte private Spende im Bereich der Musik in Deutschland. Ein Lottogewinn für die Kultur oder ein Luxusprojekt, das am Ende im laufenden Betrieb alle Hamburger:innen viele Millionen Euro kosten wird? Mit beiden Metaphern tue ich mich schwer. Ich finde, es ist eine großartige Chance, dass wir viele Hundert Millionen Euro, die wir als Stadt sonst ausgeben müssten, wegen dieser großzügigen Spende nicht ausgeben müssen. Die Betriebskosten für das Gebäude haben wir sowieso jetzt für die heutige Oper wie auch dann für eine neue. Der künstlerische Betrieb liegt in unserer Verantwortung. Wenn wir es klug machen, kann eine neue Oper, an der auch wie heute jeden Abend etwas anderes gespielt wird und ein aufwendiges Kulissen- und Techniksystem erforderlich ist, künftig auch effizienter betrieben werden, und wir können so bei den Betriebskosten gegenüber heute sogar in Teilen des Betriebes Geld sparen.

Was antworten Sie der polemischen Kritik, dass die Oper elitär sei und man sie für ein tolles Hamburg nicht brauche? Es gibt diese Haltung, dass jemand sagt, Hamburg braucht kein Opernhaus. Darüber können wir gerne diskutieren. Diese Position teile ich aber absolut nicht, denn zu einer Metropole wie Hamburg gehört ein Opernhaus. Hamburg ist mit knapp zwei Millionen Einwohnern die größte Stadt Europas, die keine Hauptstadt ist. Es gibt das Buch „Walküre in Detmold“ von Ralph Bollmann, das die Reichhaltigkeit der deutschen Theaterlandschaft beschreibt. Wenn Hamburg sagen würde, es brauche keine Oper, wäre das eine kulturelle Verarmung, die ich nicht möchte. Hier wirkten Gustav Mahler, Rolf Liebermann und viele andere große Komponisten und Intendanten. Es ist Zeit für ein neues Opern-Kapitel in Hamburg!

Das King Salman Stadium in Riad, Saudi-Arabien, ist unter anderem eine Ideenanregung für ein begrüntes Gebäude in einer Parklandschaft. Carsten Brosda: „Ihr Beispiel zweifle ich an, aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Man muss ein Gebäude bauen, das von allen vier Seiten sichtbar und von drei Wasserseiten umgeben ist. Für die Begehbarkeit von Opernhäusern wie in Oslo gibt es genügend Beispiele. Und eine begrünte Kubatur hätte zusätzlich eine besondere Wirkung. Aber das müssen die Architekten liefern.“ © Populous

Die Weigerung von Klaus-Michael Kühne, die Nazi-Verstrickungen seines Vaters und des Unternehmens Kühne & Nagel aufzuarbeiten, wird von renommierten Professoren der Uni Hamburg angeprangert. Wie stehen Sie dazu? Wir haben zur Kenntnis genommen, dass sich das Unternehmen in einer Festschrift bekannt hat, Aufträge des NS-Staates und der Wehrmacht entgegengenommen zu haben. Wir raten Unternehmen grundsätzlich zur unabhängigen wissenschaftlichen Aufarbeitung ihrer Vergangenheit und machen das als Stadt auch selbst. Wir haben als Kulturbehörde allerdings auch erst letztes Jahr die Aufarbeitung unserer Verwaltung in der NS-Zeit in Auftrag gegeben. Das gehört zu einem kompletten Umgang mit der eigenen Geschichte. 

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher sagt, man sei zu dem Thema mit Herrn Kühne im Gespräch. Wie muss man sich das vorstellen? Wir haben zu einer unabhängigen Aufarbeitung geraten, und er hat sich öffentlich dazu geäußert.

Er sagte, dass dem Unternehmen zur NS-Vergangenheit keine Dokumente vorliegen würden. Es ist wichtig, dass wir Erwartungen und Haltungen wechselseitig kennen. Das ist der Fall.

Empfinden Sie es als Doppelmoral, dass man die Millionen-Unterstützungen für den Bau der Elbphilharmonie oder auch die hohen jährlichen Spenden des Stifters für das Philharmonische Orchester unwidersprochen hinnimmt, beim neuen Opernprojekt sich jetzt jedoch die NS-Kritik lautstark äußert? Debatten kommen, wenn sie kommen. Das hat sicher auch mit der Größe des Engagements zu tun. Für eine aufgeklärte Öffentlichkeit ist es richtig, solche Debatten zu führen und die Vergangenheit aufzuarbeiten. Auch wir haben eine eigene Verantwortung als Staat und haben zum Beispiel in der Rathausdiele eine Ausstellung über die Verstrickung der Hamburger Steuerverwaltung in die Verbrechen des NS-Staates gehabt. Es ist wichtig, sich auch mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Wer zahlt, schafft an, sagt man. Die Kühne-Stiftung und der Senat wollen die Oper auf dem Baakenhöft errichten. Was spricht aus Ihrer Sicht für diesen Standort? Das Baakenhöft war nicht Wunsch des Stifters. Wir als Stadt haben gesagt, wenn er sich vorstellen kann, eine Oper zu stiften, stellen wir ein attraktives Grundstück in der HafenCity zur Verfügung. Das Baakenhöft eignet sich besonders gut, da dort immer eine öffentliche Nutzung geplant war. Die frühere Idee, auf dem Grundstück das Parlament eines möglichen Nordstaates zu bauen, scheint mir kaum vorstellbar. Natürlich könnte man auch für sehr viel Geld das Grundstück einem Unternehmen für eine Konzernzentrale geben. Dann wäre das Grundstück aber alles andere als öffentlich. Für uns ist jedoch auf dem Baakenhöft eine kulturelle Nutzung ideal. Mit der Planung einer begrünten, begehbaren Oper, eingebettet in eine Parklandschaft, schaffen wir einen öffentlich zugänglichen Ort. Das Gebäude soll ein Ort sein, an dem jeder Hamburger hingehen kann, mit drei Seiten Wasser um sich herum – und im Idealfall verbindet er es mit einem Opernbesuch.

Dr. Jörg Dräger, Geschäftsführender Stiftungsrat der Kühne-Stiftung, hat auf der Pressekonferenz zur neuen Oper und dem Standort Baakenhöft gesagt, dass die Sydney-Oper mit ihrem Grundriss auf die Landzunge passe. Da ist dann das Baakenhöft mit seinen 19.000 Quadratmetern fast ausgelastet. Reicht dann der Platz noch für eine Parklandschaft? Na ja, so ganz sind die beiden Häuser nicht zu vergleichen. Das Opernhaus von Sydney hat fünf Theater mit insgesamt 5.541 Sitzplätzen. Uns geht es auch nicht um die Architektur der Sydney-Oper, sondern um die Möglichkeiten, die Hamburgische Staatsoper mit einem großen und einem zweiten Saal plus Probenmöglichkeiten und weiteren eher großzügig geplanten Nutzungen auf dem Grundstück unterzubringen. Das passt gut. Es gibt genug Platz drumherum und auch die Möglichkeit, das Gebäude selbst begrünt und begehbar zu gestalten. Ich bin zuversichtlich, einen attraktiven Ort zu schaffen.

Ein Vorbild soll unter anderen die Mehrzwecksportstätte King Salman Stadium in Riad, Saudi-Arabien, sein, das von Grün umschlossen und als Stadion begrünt ist. Wie realistisch ist das für Architekten? Einen Ort zu schaffen, der von Grün umschlossen ist, ist sehr realistisch. Wir schreiben Architektur und Freiraumplanung zusammen aus. Die Kühne-Stiftung und die Stadt sind sich einig, dass es ein öffentlicher Bau wird. Ihr Beispiel zweifle ich an, aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Man muss ein Gebäude bauen, das von allen vier Seiten sichtbar und von drei Wasserseiten umgeben ist. Für die Begehbarkeit von Opernhäusern wie in Oslo gibt es genügend Beispiele. Und eine begrünte Kubatur hätte zusätzlich eine besondere Wirkung. Aber das müssen die Architekten liefern.

Kritiker sagen, dass es weltweit nur wenige qualifizierte Architektenbüros für Opernbau gebe und die Ausschreibung an fünf Büros nur ein Alibi sei, da es am Ende doch der schon vorliegende Entwurf des Stifters würde. Dass der Stifter eigene Ideen hat, ist normal. Investoren haben sich natürlich vorab intensiv mit dem Projekt auseinandergesetzt. Und ja, es gibt nicht viele Büros, deshalb wählen wir mit dem Oberbaudirektor Franz-Josef Höing, der Stiftung und anderen gezielt eine Fünferliste von geeigneten Kandidaten aus. Mit dem Oberbaudirektor sind alle Schritte abgestimmt, und er wird am Verfahren wie unter anderem an der Jury beteiligt sein. Die Entwürfe werden dann gemeinsam diskutiert, welcher am besten passt und die öffentliche Akzeptanz sicherstellt. Wir brauchen einen transparenten Prozess, auch wenn der Stifter das Bauvorhaben finanziert, um zu einem akzeptierten Ergebnis zu kommen. 

Warum keine neue Oper in der City? Brosda: „In der City befinden sich viele sehr bedeutende Kultureinrichtungen. Außerdem entsteht dort am Gerhart-Hauptmann-Platz noch das Haus der digitalen Welt neu. Die Baakenhöft-Spitze bietet genau die Chancen, die wir für einen Opernneubau brauchen.“ © picture-alliance / ABBfoto

War der Oberbaudirektor an den bisherigen Überlegungen beteiligt? Alles, was wir vorgestellt haben, ist mit Hamburgs Oberbaudirektor abgestimmt. Er wird bei der Vorauswahl und der Jury dabei sein, das steht sogar in den Verträgen. Ziel ist es, den besten und geeignetsten Entwurf auszuwählen. Dafür haben wir ein vernünftiges Verfahren vereinbart. Der Stifter kann nicht allein entscheiden, aber es kann auch nicht gegen ihn entschieden werden. Das ist nur vernünftig. Wenn das Projekt – was ich nicht glaube – noch scheitern sollte, trägt die Stiftung die alleinige Kostenverantwortung. Alles wird auf eigenes Risiko der Stiftung bis zur endgültigen Verabschiedung eines Entwurfs ausgegeben. 

Wird die Stadtöffentlichkeit im Gegensatz zu den bisher notwendigen Verhandlungen im kleinsten Kreis jetzt zum Beispiel an den laufenden Ausschreibungen für die Architektur- und Freiraumplaner beteiligt? Das Projekt wird jetzt ausführlich in der Bürgerschaft debattiert, mit all den damit verbundenen öffentlichen Debatten, und es wird sicherlich noch viele Diskussionen darüber hinaus geben. Bis zur Sommerpause  werden jetzt erst mal Theaterfachfragen für die neue Oper erörtert und geplant, dann folgt der Wettbewerb. Wir haben also noch viel Zeit für die Debatte. In der Öffentlichkeit haben sich derzeit Vorstellungen gebildet, die nicht viel mit der aktuellen Planung gemein haben. Wir haben alle Verträge und FAQs online veröffentlicht, um zu helfen, sich ein Bild vom Plan zu machen. Dass wir gute Argumente haben, ist sicher. 

Die HafenCity ist jetzt schon relativ der kinderreichste Stadtteil Hamburgs. Jugendliche haben bis jetzt keinen öffentlichen Ort, an dem sie sich treffen und aktiv sein können. Viele wünschen sich ein öffentliches Baakenhöft-Gelände als offenen Ort für Kultur, Sport und Begegnung. Ist das Baakenhöft nicht unter anderem ein guter Ort für Jugend-Freiräume? Natürlich sind Jugend-Freiräume überall denkbar. Aber die Baakenhöft-Spitze bietet größere Möglichkeiten für Kultur und Begegnung. Momentan ist der Ort geschlossen, durch unsere Planung wird er zugänglich und eine öffentliche Parkanlage. Besser als jetzt und öffentlich genutzt wird es also in jedem Fall. Und die HafenCity bekommt mit der neuen Campusschule HafenCity im Lohsepark ein großes Schulgelände, das auch außerhalb der Schulzeiten für Jugendliche und die Öffentlichkeit nutzbar sein wird. Ich kenne das aus meiner Jugend als gelungene Begegnungsorte. 

Bei Jugendlichen ist besonders erfolgreich und akzeptiert, was sie selbst organisieren und bestimmen können – eben Freiraum. Warum hat die Stadt oft Angst, die Kontrolle abzugeben? Ich bin immer sehr für Freiräume, aber wir reden hier über das wahrscheinlich teuerste Grundstück Nordeuropas. Ob die Stadt klug beraten wäre, dort eine wilde Romantik mit Freiraum zuzulassen, und die Oper baut man womöglich in einen Hinterhof, bezweifle ich. Das hielte ich nicht für die klügste Variante, wenn ich ehrlich bin.

Statt einen Hinterhof könnte man auch ein attraktives Grundstück in der Innenstadt ausgucken und so der City mit ihren kulturell fehlenden Angeboten mit Weltrang zu neuer Attraktion verhelfen. In der City sind viele sehr bedeutende Kultureinrichtungen. Außerdem entsteht dort am Gerhart-Hauptmann-Platz noch das Haus der digitalen Welt neu. Die Baakenhöft-Spitze bietet genau die Chancen, die wir für einen Opernneubau brauchen, und dafür haben wir den Plan entwickelt. Die anderen berechtigten Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner der HafenCity müssen berücksichtigt werden. Aber sie jetzt nur auf ein Grundstück zu fokussieren, würde dem Stadtteil auf lange Sicht eine Chance nehmen. 

Was möchten Sie warum in der neuen Oper erleben? Herausragendes Musiktheater und spannende Begegnungen!

Lebt eine Oper von Weltrang nicht nur vom Gebäude und seiner Lage, sondern ganz wesentlich auch von der künstlerischen Leitung wie bei Elbphilharmonie und Laeiszhalle mit dem Generalintendanten Christoph Lieben-Seutter? Hamburg hat eine tolle Opern-Intendanz mit Georges Delnon und mit Kent Nagano auch einen großen Generalmusikdirektor. Und daran knüpfen wir an. Ab dem 1. August fangen Tobias Kratzer als Intendant der Hamburgischen Staatsoper und Omer Meir Wellber als Hamburgischer Generalmusikdirektor an. Wir hatten den Weltstar John Neumeier als Ballettdirektor hier, und seit Sommer 2024 hat Demis Volpi sehr erfolgreich als Direktor das Ballett übernommen. Wir haben herausragende Intendanten! 
Das Gespräch führte Wolfgang Timpe

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

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