Ein Fahrradtrauma, ein Stadtteiltrauma. Immer noch bewegt acht Tage nach dem Unglück und drei Tage nach der Mahnwache die Menschen in der Nachbarschaft der tödliche Fahrradunfall an der Magdeburger Brücke vom 30. Januar. Jetzt geht es um nachhaltige Lösungen
Das Trauern um die verstorbene 34-jährige Radfahrerin in der #HafenCity, die am 30. Januar an der Kreuzung Überseeallee / Osakaallee von einem rechtsabbiegenden Lkw erfasst wurde, lässt auch Tage nach der Trauerfeier am Unfallort nicht nach. Nicht nur in den Nachbarschaftsgesprächen, sondern auch in den Alltagsgesprächen mit Kunden und Geschäftspartnern der Zeitung kommt nach dem Ende des Dienstlichen zurzeit immer noch die Sprache auf das Unglück. Es fühlen sich unglaublich viele als Nachbarn selbst getroffen, auch weil die HafenCitizens um die Gefährlichkeit des Fahrradfahrens an der Magdeburgerbrücke wissen. Wir haben als #HafenCityZeitung (HCZ) mal bei der zuständigen Behörde heute nachgefragt.
Foto oben: Dennis Krämer, Sprecher der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM): „Wir sind tief betroffen vom tragischen Unfall und unser Mitgefühl gehört den Angehörigen und Freunden/Freundinnen des Unfallopfers. Um es klar zu sagen: Jedes Unfallopfer ist eines zu viel.“ © Wolfgang Timpe
Für Dennis Krämer, Sprecher der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM), erklärt gegenüber der HCZ: „Wir sind tief betroffen vom tragischen Unfall und unser Mitgefühl gehört den Angehörigen und Freunden/Freundinnen des Unfallopfers. Um es klar zu sagen: Jedes Unfallopfer ist eines zu viel. Derzeit laufen noch die Untersuchungen und Zeugenbefragungen der Straßenverkehrsbehörden der Polizei. Diese sollen dabei helfen, den genauen Unfallhergang und die Umstände des Unfalls zu rekonstruieren. Erst dann lassen sich Erkenntnisse und Rückschlüsse über die Umstände in der HafenCity ziehen. Die Polizei als Straßenverkehrsbehörde wird dazu entsprechend kommunizieren.“ Für die BVM und die Polizei ist die Sachlage offenbar immer noch unübersichtlich und die Straßenverkehrsbehörden ermitteln weiter, setzt die Behörde für Mobilitätswende, so Sprecher Krämer, auf nachhaltig wachsende Sicherheit für Fahrradfahrer in der Stadt: „Unabhängig vom schrecklichen Unfall in der Hafen City ist es das starke Bestreben der Stadt, dort wo baulich und räumlich möglich, Rad- und Kfz-Verkehr voneinander zu trennen, Radwege entsprechend zu markieren und Fahrradstraßen mit Tempo 30 einzurichten, um die Verkehrssicherheit für Radfahrende zu erhöhen. Dies tun wir fortlaufend und sukzessive in der gesamten Stadt.“
Diese sogenannten Fahrradstraßen, in denen Fahrrad- und Pkw-/Lkw-Verkehr fahrspurtechnisch getrennt sind und automatisch Tempo 30 gilt, sind jüngst u.a. an der Alster oder in der Thadenstraße eingerichtet worden. „Sie sorgen“, so Krämer, „für mehr Sichtbarkeit und Sicherheit für den Radverkehr.“ Wir wünschen uns, auch im Namen des Opfers und ihren Hinterbliebenen, dem Mann und ihrem kleinen Jungen wie auch seiner Familie und der vielen Radfahrer:innen aus der Nachbarschaft in der HafenCity, dass man bei den Verantwortlichen der Rad- und Verkehrssicherheit – der HafenCity Hamburg GmbH, der Verkehrsbehörde und der Polizei – an der Magdeburger Brücke und der Kreuzung Überseeallee / Osakaallee UNBÜROKRATISCH SCHNELL die Sicherheit für alle – Radfahrer:innen und Kfz-Fahrer:innen! – nachhaltig erhöht. Unser Vorschlag: Auf der Magdeburger Brücke 1 breite Fahrradspur mit Trennung zu 1 Kfz-Spur (wenn möglich gerne ohne Lkw) und die rechtsabbiegenden Radfahrer an der Ampel vor die Autos verlegt. Mehr Sicherheit für alle und eine geringe Investition für eine dramatische Verbesserung des urbanen Fahrradfahrens. Macht es einfach.
In der Welt von Pastor Frank Engelbrecht von der Hauptkirche St. Katharinen, der für das Netzwerk HafenCity e.V. die Trauerrede gehalten hatte, nehmen die Gedanken diese Richtung: „Wir haben Dienstag – acht Tage nach dem schrecklichen Unfall, drei Tage nach der Mahnwache. Wir suchen nach Trost, aber für Trost, so mein Eindruck ist es noch zu früh. Innehalten ist dran, den Fuß vom Gas nehmen, vielleicht sogar anhalten. Nicht als Stillstand – Stillstand kennt das Leben nicht, außer im Tod, und denn wollen wir nicht wiederholen –, aber zum Atem holen und nach Fassung ringen. Dabei hilft die beeindruckende Resonanz aus Mitgefühl aus der Nachbarschaft. Das bringt die Verstorbene nicht zurück, spendet aber Kraft und weitet den Blick auf das Vermächtnis, das diese Frau mit dem Licht ihres Lebens in diese Welt gesetzt hat. Noch halten wir inne. Aber es kommt die Zeit, und die ist vielleicht bald, da kommt sind wir aufgefordert uns der Frage zu stellen: Wie wollen wir in unserer Stadt leben? Und zwar so, dass wir solche Mahnwachen nie wieder halten müssen?“ Die Fahrradstraßen zeigen Wege, wie das fahrradfahrende Großstadtleben sicherer werden kann – mit Kfz-Verkehr und Tempo 30. Und das sich langsamer drehende Hamsterrad des Alltags dreht sich dann auch ein wenig langsamer – Win-win für mehr Sicherheit und Lebensqualität. Wolfgang Timpe