Freedom Day: »Mehr QualitÀt statt QuantitÀt«
FrĂŒhlingserwachen. Catrin-Anja Eichinger fotografierte und wir stellten HafenCity-Unternehmer:innen dieselben drei Fragen zur neuen Pandemie-Freiheit ab Mitte MĂ€rz. Alle eint, auch die Corona-Ermatteten: die Lust auf Zukunft
Plus: Kommentar von Wolfgang Timpe
Foto oben: FrĂŒhlingserwachen im Sandtorhafen/Am Kaiserkai. © Thomas Hampel | Elbe&Flut

KopfĂŒber
Zwischenruf von Wolfgang Timpe
Seit Jahren begleitet mich an meinem Arbeitsplatz ein fröhliches rosa Schwein, das vor hellblauem Himmel und dunkelblauem Wasser mit Turboenergie und strahlendem LĂ€cheln kopfĂŒber vom Badesteg in einen See springt. Ja, man vergisst diesen kleinen kĂŒnstlerischen Begleiter der Lebensfreude und des Aufbruchs im Alltag, doch in diesen Tagen, wo viele vom bevorstehenden âFreedom Dayâ Mitte MĂ€rz vorab beseelt sind und jubilieren, fĂ€llt mein Blick immer darauf. Wird das BadeglĂŒck vollendet oder endet es mit einem Bauchklatscher? Das liegt im Auge des Pandemie-Betrachters.
Dass die geplanten Corona-Lockerungen im MĂ€rz voll und ganz erfolgen und womöglich alle Masken fallen sollen, sehen die meisten Unternehmer:innen der HafenCity skeptisch. Wir haben sie gefragt, was sie vom Tag X und der erhofften RĂŒckkehr zum alten Leben halten: sehr wenig. Da begrĂŒĂt man trotz Existenzkrise die Pandemie als positiven Gamechanger fĂŒr ein bewussteres Leben; rechnet mit der SolidaritĂ€t fordernden Bundesregierung ab, die das Wort fĂŒr SoloselbststĂ€ndige nicht buchstabieren kann; oder man findet den Begriff âFreiheitstagâ absurd, weil wir ja nicht in Unfreiheit, sondern in einer Demokratie leben (ab Seite 4). Ob nun FrĂŒhlingsgefĂŒhle, Pandemie-Pause oder Corona-Grippe-Status kommen: Alle vertrauen auf neuen echten Optimismus und neue Lebensenergie â eben auf sich selbst setzend. Also entscheide ich, mitmotiviert durch Menschen, die in der Krise ins volle Risiko gehen und unternehmerisch neu durchstarten, dass das fröhliche Schwein mit Boosterenergie ausgestattet ist und die kleine BadetrĂ€umerei am See glimpflich ausgeht. Glaube verleiht FlĂŒgel.
»QualitÀt statt QuantitÀt«
3 Fragen an … Jessica âJessiâ Svartvit, TattookĂŒnstlerin mit Studio und Galerie, Versmannkai, Baakenhafen

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Um ehrlich zu sein, empfinde ich den Ausdruck âFreedom Dayâ als ein zweischneidiges Schwert. Er ist ĂŒbertrieben, da niemand eingesperrt oder seiner Freiheit beraubt war. NatĂŒrlich freue ich mich sehr, wenn sich die Welt langsam wieder normalisiert und wir zurĂŒck zu unseren Gewohnheiten kehren können. Als âFreiheitsentzugâ habe ich die letzten zwei Jahre allerdings nicht gesehen, auch wenn es finanziell und auch psychisch schwer war. Und ich denke, da spreche ich fĂŒr alle frischen und auch alteingesessenen Ladenbesitzer:innen. FĂŒr mich persönlich ist es kein krĂ€ftezehrender Aufwand, meinen QR-Code in einem Restaurant zu zeigen, wenn es bedeutet, dass es irgendwo irgendwem eventuell das Leben rettet. Und auf meine Arbeit im Tattoo-Atelier hat es absolut keine Auswirkungen mehr. Die Maskenpflicht und die 2G-Regel werde ich persönlich sowieso weiterfĂŒhren, da ich im Hygienebereich arbeite. Allerdings verfolge ich ab Sommer auch den Plan, mehr Ausstellungen, Vernissagen, Workshops und Ăhnliches in meinem Studio zu veranstalten, da ist es natĂŒrlich schön, wenn man sich rundum sicher fĂŒhlt.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Absolut. Ich wĂŒrde die Pandemie sogar als geschĂ€ftlichen und auch persönlichen Gamechanger bezeichnen. Am Anfang der SelbststĂ€ndigkeit ist man voller Euphorie, möchte Tag und Nacht arbeiten und Dinge kreieren. Kommt dann eine Zwangspause, ĂŒberdenkt man viele Herangehensweisen und entschleunigt seine Prozesse extrem. Mehr Liebe zum Detail, mehr QualitĂ€t statt QuantitĂ€t und mehr Zeitaufwand fĂŒr Entwicklungen, das ist es, was mich die Pandemie, wenn auch oft sehr bitter, gelehrt hat.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Im Vergleich zu vielen meiner Kollegen aus dem Ausland muss man meines Erachtens summa summarum sagen, dass unsere Politik die einzelnen Branchen, vor allem in den Bereichen Kunst, Kultur und Gastronomie, doch stark in der UnterstĂŒtzung vernachlĂ€ssigt hat: sehr viele und auch sehr lange unberechtigte Berufsverbote, schnelle RĂŒckzahlungen von LiquiditĂ€tshilfen und absolute Kulanzlosigkeit bezĂŒglich steuerlicher Voraus- und Nachzahlungen. Das erscheint mir nach knapp zwei Jahren gesetzlich verursachtem Berufsverbot absolut als etwas, was definitiv hĂ€tte besser laufen können.
»Keine SolidaritÀt der Bundesregierung«
3 Fragen an … Christian âChrisâ Albers, Personal Trainer und Inhaber des Fit 4 Life, Am Sandtorpark

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Die Bezeichnung âFreedom Dayâ ist aus meiner Sicht ein politisches Wortspiel. Am Ende werden lediglich EinschrĂ€nkungen der Grundrechte aufgehoben, die qua Definition eigentlich eine SelbstverstĂ€ndlichkeit sein sollten. FĂŒr mein Unternehmen Fit 4 Life hat dieser Schritt geringe bis keine Auswirkungen, da mein Konzept eine Individualbetreuung vorsieht, die lediglich in den Lockdowns eine EinschrĂ€nkung erfahren hat.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Eine neue Strategie habe ich zum GlĂŒck nicht benötigt. Meine Arbeitsweise hat vielmehr BestĂ€tigung gefunden. Individualtraining und eine 1:1-Betreuung, Grundlagen meines Konzepts, waren zuletzt wieder uneingeschrĂ€nkt möglich, sodass ich meine Kunden optimal dabei unterstĂŒtzen konnte, ihren Trainings- und Gesundheitsstatus zu verbessern.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Was mich sehr berĂŒhrt hat, war die groĂe SolidaritĂ€t meiner Kunden, die in den Lockdowns zu mir gehalten haben. Eine Ă€hnliche SolidaritĂ€t hĂ€tte ich auch von der Bundesregierung erwartet. Die gezahlte Corona-Hilfe fĂŒr den ersten Lockdown musste ich nach rĂŒckwirkenden Ănderungen der Bestimmungen vollumfĂ€nglich zurĂŒckzahlen. Die SolidaritĂ€t, die die Bundesregierung von uns allen eingefordert hat, hat sie mir und allen anderen SoloselbststĂ€ndigen bedauerlicherweise nicht entgegengebracht.
»KreativitĂ€t beflĂŒgelt«
3 Fragen an … Christin Siegemund, GrĂŒnderin und Inhaberin des foodlab, Ăberseeallee

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Das ist ein sehr zwiespĂ€ltiges GefĂŒhl: Auf der einen Seite freut es uns, dass wir zu einem einigermaĂen normalen Leben zurĂŒckfinden. Auf der anderen Seite fĂŒhlt es sich aber auch fĂŒr viele GĂ€ste noch unsicher und komisch an, demnĂ€chst alle SicherheitsmaĂnahmen fallen zu lassen. NatĂŒrlich wĂŒnschen wir uns, dass wieder mehr GĂ€ste ins Haus kommen, aber wer sagt, dass das auch so sein wird? Zwei Jahre Pandemie machen schon etwas mit den Menschen.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Wir haben mitten in der Pandemie zwischen zwei Lockdowns eröffnet, daher kennen wir es gar nicht ohne. Unser Pop-up-Fenster mit To-go-Angeboten war zum Beispiel ein Corona-Projekt, das â dankbarerweise â sehr gut angenommen wurde. NatĂŒrlich hat uns der zweite Lockdown in der KreativitĂ€t âbeflĂŒgeltâ, und wir haben viele Menschen kennengelernt, die trotz oder vielleicht gerade wegen der MaĂnahmen Start-ups gegrĂŒndet haben. Alles in allem sind wir aber inzwischen bei einem einigermaĂen normalen TagesgeschĂ€ft angekommen und sind auch froh, endlich mal in ein normales Fahrwasser zu kommen. Die ganze Pandemie-Zeit hat fĂŒr das Team eine groĂe Anstrengung bedeutet. Umso mehr freuen wir uns nun auf einen Alltag, sofern man bei uns davon sprechen kann, um uns darauf zu konzentrieren, was wir sein wollen: eine BegegnungsstĂ€tte fĂŒr Foodies aller Art und ein Platz, an dem berufliche Foodies sich austauschen, vernetzen und Business mit-einander machen.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Ich persönlich sehe immer das Gute, daher möchte ich gar nichts Schlechtes nennen. Gut war in jedem Fall die StĂ€rkung als junges Unternehmen und dass wir als Team auf eine ziemlich turbulente Zeit zurĂŒckblicken, in der wir gewachsen sind und alle Turbulenzen als Team gut gemeistert haben.
»FrĂŒhlingsgefĂŒhle«
3 Fragen an … Antonio âToniâ Fabrizi, Inhaber des Club 20457, Osakaallee

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Bei uns hat ja die FDP als erste Partei den sogenannten Freedom Day gefordert und falsche Hoffnungen geweckt, weil es dann pandemiebedingt ĂŒber Monate offenbar nicht möglich war. Der Begriff weckt gleichwohl mit Blick auf das FrĂŒhjahr die ersehnte Hoffnung, die sich hoffentlich spĂ€testens am 20. MĂ€rz erfĂŒllen wird. Dann können wir wie Lazarus vom Tode auferstehen. Die Hoffnung, die Freiheiten wiederzuerlangen, hat keiner von uns Gastronomen aufgegeben. Was aber auf keinen Fall passieren darf: dass die jetzt angekĂŒndigten Lockerungen im Herbst und Winter 2022 wieder (ohne klare Grundlagen) zurĂŒckgedreht werden. Dann wĂŒrde man wirklich den Glauben an die Politik und an allem Möglichen verlieren.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Nicht wirklich. Die Rolle des Gastgebers hat sich fĂŒr den Club 20457 nicht geĂ€ndert. Unseren Erfolg und unsere gute Stimmung, selbst in den vergangenen Monaten der Pandemie mit allen EinschrĂ€nkungen, entstehen durch das Club-20457-Team. Wir schauen nach vorne, freuen uns als Club ĂŒber die weggefallene Sperrstunde (nur kurz: Clubs sind und waren keine Pandemietreiber!) und werden umfangreiche MaĂnahmen fĂŒr âFrĂŒhlingsgefĂŒhleâ starten. Wir gehen ab 20. MĂ€rz in die Offensive â im Team sowie fĂŒr und mit unseren GĂ€sten.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Erst einmal vorweg: Ich habe einen Riesenrespekt vor Virologen, Politikern und Medizinern, die in der Pandemie schwerste Entscheidungen mit schwersten Folgen fĂŒr die Menschen oder die Unternehmen treffen mussten und mĂŒssen. Die haben grundsĂ€tzlich einen guten Job gemacht. Eine glatte Schulnote 6 â mit Ausrufezeichen â muss ich jedoch den Regierenden in Berlin und den MinisterprĂ€sidenten geben â fĂŒr die Kommunikation mit uns, den Betroffenen. So geht man einfach nicht mit Menschen um, die im Vollbesitz ihrer geistigen KrĂ€fte sind. Unsere Existenz stand und steht auf dem Spiel, und man bietet uns einen Flickenteppich an MaĂnahmen an. Das war und ist komplett willkĂŒrlich, wo Niedersachsen das, Schleswig-Holstein jenes und Hamburg wieder etwas anderes macht, und Berlin denkt sich wieder was Eigenes aus. Ich empfehle dringend allen Politikern und auch Bundeskanzler Olaf Scholz: Macht es wie in der âSendung mit der Mausâ, einfach quick und dirty, sodass alle, aber auch wirklich alle!, es verstehen und nachvollziehen können, denn erst dann gibt es die Chance, dass man die sehr groĂe Mehrheit der Menschen mitnehmen kann. Falls es im Herbst wieder zu RĂŒcknahmen der Freiheiten kommen muss, braucht man eine klare Exit-Strategie, die jeder versteht. Das Corona-Kommunikationsdesaster darf sich nicht wiederholen. Das spaltet die Gesellschaft.
»Wir wollen weiter wachsen«
3 Fragen an … Vesna âViviâ Gluhic und Sascha Habich, ÂGrĂŒnder und Inhaber des Salon Savi, SingapurstraĂe

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Wir freuen uns alle darauf, dass möglichst alle BeschrĂ€nkungen wegfallen. FĂŒr uns als âkörpernahe Dienstleistungâ wird sicher die Maske bleiben, und das ist okay. Wichtig ist fĂŒr das LebensgefĂŒhl, dass man einfach wieder vor die TĂŒr gehen kann und alles, auch die Gastronomie mit ihren AuĂenplĂ€tzen, wieder zum Leben erwacht.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. NatĂŒrlich war der zweimalige Lockdown mit KomplettschlieĂung unseres Salons, damals noch im Schanzenviertel, eine echte Herausforderung, weil man ĂŒberhaupt nicht wusste, wann es wie weitergehen soll. Doch durch unsere treuen wie auch neue Kundinnen und Kunden sowie die UnterstĂŒtzung mit Gutscheinen konnten wir nach den jeweiligen Wiedereröffnungen sogar wachsen. Deswegen konnten wir jetzt auch den Step von unserem 80-Quadratmeter-Salon in die HafenCity und die SingapurstraĂe mit 200 Quadratmetern machen. Wir wollen weiter wachsen.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Wir wissen jetzt, dass wir nichts wissen. Das ist unsere Lehre aus der Pandemie. Das stĂ€ndige Wechseln von guten und schlechten Nachrichten hat uns zwischendurch immer auch mal mĂŒrbe gemacht. Doch unseren unternehmerischen Optimismus hat das nicht gebremst, und wir freuen uns jetzt ĂŒber unseren Neustart in neuen gröĂeren RĂ€umen in der HafenCity. Zwei Jahre Pandemie haben fĂŒr uns auch dazu gefĂŒhrt, dass wir das vollstĂ€ndige Wegfallen aller Regeln wie in den NachbarlĂ€ndern DĂ€nemark oder GroĂbritannien eher kritisch sehen.
»Mehr persönlichen Austausch«
3 Fragen an … Dr. Andreas C. Kleinau, Vorsitzender der GeschĂ€ftsfĂŒhrung der HafenCity Hamburg GmbH, Osakaallee

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Ich fremdele ein wenig mit dem Namen âFreedom Dayâ, da er das Bild einer Befreiung von etwas Aufoktroyiertem suggeriert. Ich freue mich aber sehr, dass wir nun ein Stadium der Pandemie erreicht haben, in dem wir einige der zwingenden SicherheitsmaĂnahmen zum gegenseitigen Schutz zurĂŒcknehmen können. FĂŒr die HafenCity bedeutet es, wieder mehr in persönlichen Austausch mit Menschen zu kommen, den wir alle sehr vermisst haben.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Die Pandemie hat uns wie unter einem Brennglas vor Augen gefĂŒhrt, wie schnell sich unsere Arbeitswelt wandeln kann. Obwohl die Technologien schon Jahrzehnte lang vorhanden waren, brauchte es diesen AnstoĂ, um die Möglichkeiten des mobilen Arbeitens in unseren Alltag zu bringen. Diese neue Situation hat bereits jetzt schon zu vielen kreativen Konzeptideen fĂŒr die Arbeits- und Lebenswelt von morgen und damit auch fĂŒr die Planungs- und Beteiligungsprozesse in unseren Stadtentwicklungsprojekten gefĂŒhrt.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
In der Stadtentwicklung wird der Eigenschaft der Resilienz oder auch Widerstandskraft sehr groĂe Bedeutung beigemessen. Es zeigte sich in der Pandemie, dass die gröĂte Anzahl der Projekte in der HafenCity weiterbetrieben wurde und wir sogar eine zunehmende Nachfrage gespĂŒrt haben. Es gab natĂŒrlich auch RĂŒckschlĂ€ge fĂŒr Bauherren und Bauherrinnen, deren Nutzungskonzepte Elemente vorsehen, die von der Pandemie stark betroffen waren â so zum Beispiel die Hotellerie. Aber im GroĂen und Ganzen sind wir bislang gut durch diese Krise gekommen. Was mich besonders gefreut hat, waren die FĂ€higkeit und Bereitschaft meiner Kolleginnen und Kollegen in der HafenCity Hamburg GmbH, trotz der EinschrĂ€nkungen der Pandemie gute Arbeit abzuliefern.
»Wer glĂŒcklich ist, lebt gesĂŒnder«
3 Fragen an … Annette Mesterharm, Inhaberin Dogâs Gourmet, Ăberseeboulevard

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Den Begriff âFreedom Dayâ halte ich fĂŒr unpassend und ungeeignet. Vielleicht muss die RĂŒckkehr zu einem groĂen Teil der Vor-Pandemie-NormalitĂ€t auch nicht unbedingt in einen Ausdruck gepresst werden, sondern einfach nur bestmöglich von denen gelebt werden, denen es möglich ist. Unsere Kunden bestmöglich mit dem zu versorgen, was sie fĂŒr ihre Hunde brauchen, hat fĂŒr uns gröĂte Bedeutung. Denn glĂŒckliche und gesunde Hunde machen auch ihre Besitzer glĂŒcklich. Und wer glĂŒcklich ist, lebt gesĂŒnder. Wenn das in der Folge dazu beitrĂ€gt, die Pandemie tagtĂ€glich besser zu ertragen oder zu ĂŒberstehen, haben alle viel gewonnen.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Ganz sicher gibt es viele gute Beispiele, wie die Gesellschaften aller LĂ€nder die besonderen Herausforderungen durch die Pandemie gemeistert haben. Manchmal nach anfĂ€nglichen Schwierigkeiten, das bleibt nicht aus. Aber es zeichnet den Menschen seit jeher aus, fĂŒr neue Aufgaben und Herausforderungen neue Lösungen entwickeln zu können. Die Eröffnung von Dogâs Gourmet hĂ€tte es ohne die Pandemie genauso gegeben wie jetzt mit ihr. FĂŒr uns steht im Vordergrund das Wohl der Hunde und die Liebe der Menschen zu ihrem Hund.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Was gut lief und was nicht, liegt oft im Auge des Betrachters und ist hĂ€ufig von individuellen Interpretationen geprĂ€gt. Insgesamt kann man aber festhalten, dass die Menschheit mit dieser sehr neuen Situation, ohne auf aktuelle Erfahrungswerte zurĂŒckgreifen zu können, relativ gut funktio-niert hat. Dass so was nicht immer optimal ablĂ€uft, liegt in der Natur der Sache. Ein Fazit zu ziehen ist insofern auch nicht einfach, weil wir ja noch nichts ĂŒberstanden haben. Die Pandemie ist ja nicht besiegt. Wir mĂŒssen weiterhin lernen, dauerhaft damit umzugehen. Was also gut und was schlecht war oder ist, wird man vielleicht erst in der Zukunft besser einschĂ€tzen können.
»Höherer Stellenwert fĂŒr Sport«
3 Fragen an … Nils Kuprat, GeschĂ€ftsfĂŒhrer von Prime Time fitness, Ăberseeboulevard

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Persönlich halte ich nichts von einem âFreedom Dayâ. Ich denke, allen ist klar, dass uns das Thema weiter beschĂ€ftigen wird, wenn auch nicht in dem AusmaĂ, wie es uns jetzt in den letzten zwei Jahren begleitet hat. Ich bin zuversichtlich und gehe von keinen weiteren Lockdowns fĂŒr unsere Branche aus. Besonders freut mich, dass das Thema Sport und Gesundheit in den letzten zwei Jahren einen höheren Stellenwert in der Bevölkerung und der Politik bekommen hat. Die Sportbranche wurde zu Beginn der Pandemie mit Bars und Diskotheken gleichgestellt. Im zweiten Lockdown wurde dann schon etwas mehr unterschieden. NatĂŒrlich freue ich mich ĂŒber jeden Schritt in Richtung NormalitĂ€t, glaube aber nicht, dass wir einen âFreedom Dayâ feiern und dann alles wieder so sein wird wie frĂŒher.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Wir haben unser Outdoor- und Onlinetraining in den letzten zwei Jahren massiv ausgebaut. Es ersetzt nicht das Training im Studio, ist aber definitiv eine Alternative, falls es indoor nicht möglich oder dem einem oder anderen noch suspekt ist. Wir haben jetzt die Möglichkeit, mit Personal Training oder Kleingruppentraining ĂŒber unseren âVirtual Clubâ zu den Mitgliedern nach Hause zu kommen oder diese auf unserer 220 Quadratmeter groĂen Dachterrasse bestens zu betreuen. Im Indoor-Bereich wurde die LĂŒftungsanlage optimiert, und wir haben permanent eine optimale LuftqualitĂ€t im Club. Diese ist jederzeit durch die CO2-MessgerĂ€te im Club ĂŒber unsere Homepage abrufbar und kontrollierbar. Ich glaube, dass die Zufuhr von permanenter Frischluft den besten Schutz bietet.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Auf einen Spaziergang mit meiner Frau. Ich bin froh, dass wir wieder geöffnet haben. NatĂŒrlich ging die Lockdown-Zeit auch an uns nicht spurlos vorbei. Wir haben es aber ĂŒberstanden und uns in der Krise mit dem neuen Studio in Winterhude sogar vergröĂert. Damals habe ich den Mietvertrag nach dem ersten und vor dem zweiten Lockdown unterschrieben. NatĂŒrlich bin ich nicht davon ausgegangen, dass aus einem anfĂ€nglichen Wellenbrecher-Lockdown sieben Monate werden. Wir konnten dennoch durch viele Initiativen unseren Mitgliedern immer eine Trainingsmöglichkeit anbieten und sind medial dafĂŒr auch gefeiert worden. Ich hĂ€tte gern weiter als kleines gallisches Dorf in der HafenCity unser Outdoortrainig â damals mit den kleinen Zelten â weiter betrieben. Deutschlandweit haben dann aber gröĂere Ketten dies auch umsetzen wollen, und dann hat der Gesetzgeber es vor genau einem Jahr unterbunden. Insgesamt haben wir durch viel Engagement und schnelle Reaktion auf die neuen Regeln immer fĂŒr unsere Mitglieder da sein können. Ich hĂ€tte mir aber gern den einen oder anderen Anruf bei der Stadt erspart. Das hat sehr viel Zeit gekostet.
»Dringend herbeigesehnter Freedom Day«
3 Fragen an … Yvonne und Lutz Kneissl, Inhaber der Hafen-Spezerei, Ăberseeboulevard

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Der âFreedom Dayâ wird von uns dringend herbeigesehnt. Wir freuen uns, wenn die StraĂen wieder belebter und die Angestellten zurĂŒck in ihren BĂŒros sind. Besonders wĂ€hrend der strikten Phasen war die sonst so lebhafte HafenCity wie ausgestorben. Jetzt werden hoffentlich auch die bei unseren Kunden so beliebten Tasting-Termine bald wieder möglich sein.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Im Einzelhandel gehört es ohnehin zum Erfolg dazu, sich stĂ€ndig anzupassen, auf KundenwĂŒnsche und -bedĂŒrfnisse zu hören, neue Strategien auszuprobieren. Insofern ist es fĂŒr uns nichts Neues, unser Angebot stĂ€ndig zu ĂŒberprĂŒfen und BewĂ€hrtes und Neues in ein ausgewogenes VerhĂ€ltnis zu setzen. Zum Beispiel waren wĂ€hrend der Pandemie deutlich weniger Touristen da. FrĂŒher waren 100-ml-Gebinde sehr wichtig, da mit HandgepĂ€ck im Flieger nicht mehr Inhalt pro Flasche erlaubt ist. Jetzt ist die Nachfrage eher nach Flaschen in VorratsgröĂe.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Von den finanziellen AusfĂ€llen mal abgesehen war die groĂe Verunsicherung wohl am schwerwiegendsten. In Sachen klare Kommunikation nach auĂen hĂ€tten wir uns von der Politik deutlich mehr gewĂŒnscht. Vor allem nachvollziehbare MaĂnahmen und Restriktionen. Dass Gerichte immer wieder Regelungen kassiert haben, zeigt, wie unĂŒberlegt teilweise die Politik reagiert hat. Vor allem Hamburg war oft ein schlechtes Beispiel! Immer wieder mussten wir Kunden erklĂ€ren, wie der aktuelle Stand der Regeln im Einzelhandel ist, da ja fast in jedem Bundesland andere Vorgaben herrschten und Kunden von auĂerhalb nie wussten, was gerade in Hamburg Pflicht ist. Aber auch die allgemeinen Regeln im Umgang mit dem Virus waren nicht immer eindeutig. Bis heute haben wir beispielsweise Kunden, die befĂŒrchten, dass das Virus auch durch Bargeld ĂŒbertragen werden könnte. Obwohl seit Langem bekannt ist, dass die Ăbertragung ĂŒber die Luft, durch die Aerosole, geschieht.
»Ehrlich? Es reicht!«
3 Fragen an … Clementine Schmodde, Inhaberin, KuesÂtensilber Concept Store, Ăberseeboulevard

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
âFreedom Dayâ ist mir ein bisschen zu pathetisch. Am 20. MĂ€rz laufen einige MaĂnahmen aus, die von der Bundes-regierung und den LĂ€ndern zur EindĂ€mmung der Corona-Epidemie zur VerfĂŒgung gestellt wurden. Das bedeutet jedoch offenbar weiterhin FFP2-Masken im Einzelhandel, Abstand halten und impfen lassen. Gut so, denn der Herbst kommt bestimmt. Trotzdem freue ich mich natĂŒrlich ĂŒber jede Lockerung und hoffe auf einen unbeschwerten FrĂŒhling und Sommer.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Was die Corona-Pandemie und deren Auswirkung auf den Kuestensilber Concept Store betrifft, haben wir auf die jeweils aktuelle Lage, in kreativer Hinsicht, vor allem mit Werbung reagiert. Strategische, persönliche und/oder berufliche Entscheidungen haben wir möglichst unabhÀngig von der jeweiligen aktuellen Corona-Lage getroffen.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Ehrlich? Es reicht! Der lange Zeitraum und die damit verbundenen EinschrĂ€nkungen machen mĂŒrbe, es wird immer schwerer, optimistisch zu bleiben. Die zuletzt beschlossene 2G-Regel im Einzelhandel hat den Menschen die Lust aufs Bummeln und den SpaĂ zum Shoppen wohl endgĂŒltig verdorben. Die gute Nachricht? Es kann nur besser werden! Wenn der âFreedom Dayâ rĂŒckblickend der Beginn einer Post-Corona-Freiheit werden sollte, dann hĂ€tte er seinen Namen wirklich verdient. Also schauen wir doch wieder optimistisch in die Zukunft. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
»ĂberfĂ€lliger Freedom Day«
3 Fragen an … James Robert âJimmyâ Blum, Bezirksabgeordneter Mitte (FDP) und LangschlĂ€fer-Flohmarkt-Erfinder

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Der âFreedom Dayâ ist mehr als ĂŒberfĂ€llig. Ich hĂ€tte mir gewĂŒnscht, dass unser Senat uns bereits viel frĂŒher und mutiger unsere Grundrechte zurĂŒckgegeben hĂ€tte. Mit Masken und Abstand und gesundem Menschenverstand wĂ€ren diese langen EinschrĂ€nkungen fĂŒr Handel und Gastronomie nicht nötig gewesen. Vom 26. MĂ€rz an bis zum 24. September 2022 können endlich wieder jeden letzten Samstag im Monat die LangschlĂ€fer-FlohmĂ€rkte auf dem Ăberseeboulevard stattfinden.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Wir haben in den vergangenen Monaten erfahren, wie wichtig der persönliche Austausch der Menschen untereinander ist. Trotz der vielen Mitbewerber mit ihren zahlreichen Plattformen im Internet geht nichts ĂŒber den persönlichen Kontakt der Marktbesucher:innen und der Standbetreiber:innen auf den LangschlĂ€fer-FlohmĂ€rkten. Handeln und feilschen fĂŒr neue SchĂ€tzchen und SchnĂ€ppchen sind im realen Leben viel wertvoller als ein schnöder Klick aufs Touchpad.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Der Zusammenhalt der Menschen zu Beginn war enorm. Ich bin auch ĂŒberwĂ€ltigt, wie viele Menschen bei mir Waren bestellt haben, nur um mich zu supporten. Je lĂ€nger die MaĂnahmen dauerten, je mehr Fehler machten unsere Politiker. Das sind auch nur Menschen, und Jens Spahn hat mit seiner Bitte, nach der Pandemie zu verzeihen, auf jeden Fall recht! Dadurch ist leider auch eine groĂe Spaltung in unserer Gesellschaft entstanden. Einige wenige Leugner und Querdenker bringen unser gesamtes System ins Wanken. Nur weil sich wenige nicht impfen lassen, dauert es noch bis Mitte MĂ€rz, bis wir wieder unsere Freiheiten zurĂŒckbekommen. Ich bin gegen die Impfpflicht, ich wĂŒnsche mir von unserer Regierung eine breite, mitnehmende Impfkampagne, um auch die letzten Zweifler mit ins Boot zu holen. Jetzt freue ich mich erst einmal auf unsere RĂŒckkehr zur NormalitĂ€t und den Beginn der LangschlĂ€fer-Saison.
»Auf StÀrken konzentriert«
3 Fragen an … Maximilian Wilm, Restaurantleiter und Sommelier, Kinfelts, Am Kaiserkai

1 Wie bewerten Sie den âFreedom Dayâ, und was bedeutet er unter anderem fĂŒr Ihr Unternehmen?
Ich finde den Begriff âFreedom Dayâ nicht schön. Wenn man die MaĂnahmen in Deutschland mit anderen LĂ€ndern vergleicht, durften wir doch relativ viel in der ganzen Zeit. Aber natĂŒrlich freut man sich, dass weniger Regeln das Leben wieder erleichtern. Wir freuen uns darauf, bald alle GĂ€ste wieder begrĂŒĂen zu können und auch bald wieder unsere Veranstaltungen wie Weinabende und Weinverkostungen durchfĂŒhren zu können.
2 Hat die Pandemie zu neuen kreativen Projekten und Konzepten oder zu einer neuen Strategie/Philosophie gefĂŒhrt?
Wir haben uns noch mehr auf unsere StĂ€rken konzentriert, die Weinauswahl noch individueller und besonderer gestaltet. Wir haben uns auch personell verstĂ€rken können, sodass wir auch wieder ein wunderbares FĂŒnf-GĂ€nge-MenĂŒ mit einer stimmigen und spannenden Weinbegleitung anbieten können.
3 Welche vorlÀufige Schlussbilanz ziehen Sie nach zwei Jahren Pandemie? Was lief gut, was schlecht?
Wir hoffen, dass wir jetzt mit dem Gröbsten durch sind und die Politik im Herbst, auch wenn die Zahlen wieder steigen sollten, die Nerven behĂ€lt. Wir mĂŒssen jetzt einfach mit dem Virus leben. Die letzten zwei Jahre haben uns sehr deutlich gezeigt, dass wir ganz wunderbare GĂ€ste haben, die uns auch in den schweren Zeiten die Treue gehalten haben. Sie haben zum Beispiel unter anderem unsere Take-away-Angebote und Online-Weinproben genutzt und uns somit immer wieder motiviert.