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Frühlingszwitschern HafenCity: Es tschilpt wieder!

Die HafenCity erlebt einen Spatzen-Boom und leidet zugleich unter großer Arten-Not wie der Arbeitskreis Vogelschutzwarte Hamburg die vergangenen Jahre statistisch erhoben hat. Deutsche Wildtierstiftung, Nabu und das Netzwerk HafenCity e.V. versuchen neue alte Vogelarten anzusiedeln

Unüberhörbar tschilpen sie wieder, die kleinen fröhlichen Spatzen, die Haussperlinge. Sie streiten sich, unterhalten sich, fliegen in Gruppen herum, verstecken sich in Knöterich- und Brombeerhecken im Lohsepark und brüten in jeder kleinen Gebäuderitze sowie auch in den unzähligen Immergrün-Hecken der Innenhöfe der HafenCity. Und natürlich in den vielen Nistkästen, die Anwohner:innen, aber auch Netzwerk HafenCity e.V. , Nabu und Deutsche Wildtierstiftung im Quartier aufgehängt haben. Nahrung finden sie unter anderem an den Fütterungsstellen im Grasbrookpark und im Lohsepark, die von Anwohner:innen ganzjährig befüllt werden. Das Resultat: Die Spatzen, die in Hamburg auf der Roten Liste stehen, fühlen sich in der HafenCity wohl, der Bestand ist seit 2016 um sagenhafte 500 Prozent gestiegen. Das ist das Ergebnis der Zählungen des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg, der in den Jahren 1997/98, 2016, 2019 und 2022 den Bestand aller Vögel in der HafenCity ermittelt hat. 
Foto oben: Nistkästen für Haussperlinge im Lohsepark von der ­Deutschen Wildtierstiftung, dem Netzwerk HafenCity e.V. und dem Nabu: Der Spatzen-Bestand in der HafenCity ist seit 2016 um 500 Prozent gestiegen. © Catrin-Anja Eichinger

Auch den Mehlschwalben und Mauerseglern geht es gut im Quartier. Das allerdings ist vor allem der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille zu verdanken, die sie an ihrem Gebäude am Lohsepark nisten lässt. Am Kaiserkai dagegen vergrämen Anwohner:innen dagegen die Schwalben mit Flatterbändern, es wurden sogar Nester entfernt, wie der Arbeitskreis Vogelwarte feststellte. Relativ neue Gäste in der HafenCity sind die Stare. Die schwarzen Vögel mit den hellen Punkten hüpfen gerne in Gruppen über die Wiesen im Lohsepark und suchen nach Futter. Oder sie bedienen sich bei den Meisenknödeln. 

Haussperling-Nistkasten vom Netzwerk HafenCity im Lohsepark. © Catrin-Anja Eichinger
Haussperling-Nistkasten von der Deutschen Wildtierstiftung im Lohsepark. © Catrin-Anja Eichinger

Leider gibt es neben diesen guten auch mehr traurige Nachrichten. Von den 24 Vogelarten, die es in den Neunzigern noch in der HafenCity gab, sind viele verschwunden, so zum Beispiel die Sturmmöwe. Dies liegt unter anderem am Baugelände des Überseequartiers Süd, dessen frühere Bauruine nach der Finanzkrise 2008 mal lange ein Wasservogel-Paradies war – aber möglicherweise auch an den vielen Freizeit-Anglern, manchmal sogar ein Dutzend gleichzeitig etwa am Baakenhafen, die die Fischbestände reduzieren.

Für immer verloren, weil auch der Lebensraum verschwunden ist, sind nach dem Bericht des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Teich- und Blässralle, Steinschmätzer, Wiesenschafstelze, Turmfalke, Gartenrotschwanz, Flussregenpfeifer. Auch Heckenbraunelle und Grünfink sind nicht mehr zu finden, selbst die Zahl der Elstern ist stark rückläufig. Die Bestände des eigentlich überall in Hamburg vorkommenden Hausrotschwanzes haben sich halbiert, die Zahl der kleinen Blaumeisen sinkt auch. Denn es wird in der HafenCity die Natur auch dort zerstört, wo sie eigentlich wachsen könnte. Zum Beispiel duldet die laut Auskunft der Bahn für den Weg entlang der Pfeilerbahn zuständigen HafenCity Hamburg GmbH (HCH), dass die Vegetation dort von illegal parkenden Autos vernichtet wird. Dass von der HCH und von den Hauseigentümern keine Maßnahmen getroffen werden, um Vogelschlag in den überhohen Fenstern der Erdgeschosszonen zu verhindern, hat ebenfalls traurige Folgen: Jedes Frühjahr fliegen die großen Waldschnepfen gegen die spiegelnden Fenster und sterben. Dabei könnten rote Mobiles oder Ähnliches dies ganz einfach verhindern. Hanna Petersen

Der Star, Vogel des Jahres 2018, liebt Formationsflüge und siedelt sich neu in der HafenCity an. © Nabu | Georg Dorff

INFO Informationen zu mehr Biodividersität und Artenvielfalt in der HafenCity unter Arbeitskreis Vogelschutzwarte, Netzwerk HafenCity e.V., Deutsche Wildtierstiftung und Nabu

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