Grasbrook. Der Hamburger Senat bestätigt die Funktions- und Freiraumplanung für den neuen Stadtteil Grasbrook gegenüber der HafenCity. Das grüne autoarme Quartier kommt
Mitten in Hamburg entsteht am Süd-ufer der Norderelbe ein komplett neuer Stadtteil: der Grasbrook. Er soll künftig Wohnungen für 6.000 Menschen und 16.000 Arbeitsplätze bieten. Mit der Bestätigung der Funktions- und Freiraumplanung durch den rot-grünen Senat wurden am 6. Dezember im ausgehenden Jahr noch wichtige Weichen für die kommenden Realisierungsschritte gestellt. Das neue nachhaltige Quartier erhält so – wie seinerzeit die Elbphilharmonie und inzwischen auch der Elbtower – den Status einer Unumkehrbarkeit der Hamburger Stadtplanung am Wasser. Für Dr. Andreas Kleinau, Chef der HafenCity Hamburg GmbH, ist es jedoch nicht nur ein grünes nachhaltiges Mobilitätsprojekt für urbanes Zukunftswohnen, sondern, so der HafenCity-Geschäftsführer im Interview mit der HafenCity Zeitung (siehe Seite 13), für Hamburg auch ein sozial- und gesellschaftspolitisches Projekt: „Ich bin ein Fan der Veddel, von Rothenburgsort und von Wilhelmsburg. Der Grasbrook kann eine große unterstützende Kraft für diese Nachbarschaften entwickeln. Ich schaue dieses neue Quartier nicht von Norden an, aus der Perspektive der HafenCity, sondern genau aus den anderen Richtungen, von Süden und Osten. Und wenn Sie sich mit diesen Quartieren und deren vollkommen anderen sozialen Voraussetzungen im Vergleich zur HafenCity befassen, sehen Sie, welche Chancen das stärkere Zusammenwachsen mit dem Grasbrook hat. Das ist herausfordernd, aber möglich“, so Andreas Kleinau.
Foto oben: Blick von Osten auf das neue Quartier mit der U4-Brückenhaltestelle Grasbrook: Der neue Stadtteil umfasst eine Landfläche von 47 Hektar und wird aus zwei Quartieren bestehen, die durch den Moldauhafen getrennt werden: das Moldauhafenquartier im Norden und das Hafentorquartier im Süden. Das südwestlich an das Hafentorquartier angrenzende Terminalgelände O’Swaldkai bleibt in aktiver Hafennutzung. © moka-studio
Für Hamburgs Oberbaudi-rektor Franz-Josef Höing mit Sitz in der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in Wilhelmsburg bringt das Projekt neben dem Infrastruktur-Highlight U-Bahn 4 mit großer Brückenstation über dem Moldauhafen den so oft zitierten Sprung über die Elbe. „Der Grasbrook hat aufgrund seiner zentralen Lage für die künftige Stadtentwicklung Hamburgs eine bedeutende verbindende Rolle, als eine Art gebauter Trittstein für den Sprung über die Elbe“, so Höing. „Der neue Stadtteil am Südufer der Elbe fügt sich in Hamburgs Stadtbild ein und setzt doch eigene selbstbewusste Akzente. Der Grasbrook führt die bauliche Identität der grünen Metropole am Wasser fort und zeigt dabei neue Wege der Transformation von Hafen- und Industrie-Arealen in urbane Stadtquartiere auf.“
»Ich bin ein Fan der Veddel, von Rothenburgsort und von Wilhelmsburg. Der Grasbrook kann eine große unterstützende Kraft für diese Nachbarschaften entwickeln. Ich schaue dieses neue Quartier nicht von Norden an, aus der Perspektive der HafenCity, sondern genau aus den anderen Richtungen, von Süden und Osten.«
Andreas Kleinau zum neuen Blick auf Hamburg
Durch seine zentrale Lage stellt der Grasbrook neue stadträumliche, wirtschaftliche und soziale Verbindungen her: zwischen der Hamburger Innenstadt und der Elbinsel, zwischen den beiden Stadtteilen Grasbrook und der Veddel sowie zwischen Stadt und Hafen. Wo vormals Güter umgeschlagen wurden, nimmt in den kommenden Jahren eines der wichtigsten Stadtentwicklungsvorhaben Hamburgs Gestalt an. Der neue Stadtteil umfasst eine Landfläche von 47 Hektar und wird aus zwei Quartieren bestehen, die durch den Moldauhafen getrennt werden: das Moldauhafenquartier im Norden und das Hafentorquartier im Süden. Das südwestlich an das Hafentorquartier angrenzende Terminalgelände O’Swaldkai verbleibt in aktiver Hafennutzung.
Für Dr. Dorothee Stapelfeldt, bis vor Kurzem verantwortliche Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen und maßgebliche Unterstützerin des Grasbrook-Projekts, die den aktuellen Senatsbeschluss noch auf den Weg brachte, birgt es historische Chancen: „Der Grasbrook bietet unserer Stadt die große Gelegenheit, in zentraler Lage ein Stück Zukunft zu bauen und dabei den großen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen – von gerechten und sozialen Wohnangeboten über Klima- und Ressourcenschutz bis hin zu neuen Arbeitswelten. Es ist eine geradezu historische Chance auf einen Brückenschlag zwischen Veddel, Rothenburgsort, HafenCity und Grasbrook. So entsteht an der Nahtstelle zum Hafen ein ganz neuer lebendiger und lebenswerter Ort für alle Hamburger:innen.“
Beide Quartiere haben einen sehr eigenen Charakter: Im Norden, zwischen Elbe und Moldauhafen, liegt das überwiegend vom Wohnen bestimmte Moldauhafenquartier. Hier werden circa 460.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche (BGF) realisiert, mit rund 3.000 Wohneinheiten, gewerblichen Nutzungen, Nahversorgung, einer Grundschule, sozialer Infrastruktur und Kulturangeboten. Die sechs-, neun- und punktuell bis zu elfgeschossigen Gebäude bilden zur Norderelbe eine eindrucksvolle Silhouette. Dahinter liegen grüne Wohninseln, die mit großzügigen begrünten Wohnhöfen weite Blicke auf den Park und das Wasser gewähren. Südlich des Moldauhafens liegt das gewerblich geprägte Hafentorquartier, in dem mit circa 440.000 Quadratmeter BGF urbane gewerbliche Nutzungen und eine Vielzahl an Arbeitsplätzen entstehen. In eindrucksvoller Wasserlage befinden sich in diesem Quartier auch die drei denkmalgeschützten Lagerhäuser D, F und G, die erhalten bleiben und wenn möglich schon frühzeitig für Pioniernutzungen geöffnet werden. Ein Zentrum des neuen Stadtteils ist das Moldauhafenbecken. Es wird gerahmt von drei Hochhäusern und dem Hafenbeckenpark. Die neue U4-Station liegt zentral und ist schnell zu Fuß erreichbar. Wolfgang Timpe