HCZ-Umfrage. Wir haben uns umgehört im Hood bei Bauherren, Quartiersmanagern, Westfield-Mietern sowie Bürgerschafts- und Bezirkspolitikern, die beruflich oder nachbarschaftlich mit dem Westfield-Center zu tun haben, und gefragt, wie Sie die Nichteröffnung beurteilen
»Mitgefühl für Gewerbetreibende«
Antonio „Toni“ Fabrizi, Gründer und Inhaber Club 20457: „Welches Bauwerk in der HafenCity ist überhaupt mal zu einem festgelegten Termin bezugsfähig gewesen? Mein Mitgefühl geht viel mehr an alle betroffenen Gewerbetreibenden und deren Angestellte. Die finanzielle und emotionale Belastung muss enorm sein!“
© Catrin-Anja Eichinger (Foto oben)
»Eine existenzbedrohende Durststrecke«
Arne Platzbecker, SPD, Rechtsanwalt und Bürgerschaftsabgeordneter für Hamburg-Mitte: „Es ist äußerst bedauerlich und besorgniserregend, dass das Westfield Hamburg-Überseequartier erneut nicht wie geplant eröffnet werden kann. Für die Gewerbetreibenden vor Ort bedeutet dies eine weitere, möglicherweise existenzbedrohende finanzielle Durststrecke – besonders im Hinblick auf das nun ausfallende Weihnachtsgeschäft 2024. Die mangelhafte Kommunikation seitens des Bauherrn ist nicht nur unprofessionell, sondern auch respektlos gegenüber allen Beteiligten und der Hamburger Öffentlichkeit. Offenheit und Transparenz in der Projektabwicklung sind dringend notwendig, um das Vertrauen aller Beteiligten wiederherzustellen.
Die Begründung für die Verzögerung, darunter Probleme mit der Gebäudetechnik wie Brandschutz- und Sicherheitsanlagen, ist besonders besorgniserregend. Dass grundlegende Aspekte nach Jahren der Planung und des Baus noch immer nicht gelöst sind, deutet auf schwerwiegende Planungsmängel hin. Die von URW eingeleitete Untersuchung ist ein notwendiger Schritt, und es ist entscheidend, dass die Ergebnisse transparent kommuniziert werden und notwendige Konsequenzen folgen. Die Hamburger Öffentlichkeit und alle beteiligten Parteien haben ein Recht darauf, zu erfahren, wie es zu diesen Problemen kommen konnte.
Denn solche Verzögerungen verlangsamen nicht nur die Entwicklung der HafenCity, sondern werfen auch ein schlechtes Licht auf unsere Stadt. Eine lange Bauzeit kann verständlicherweise frustrieren – doch das Beispiel der Elbphilharmonie zeigt, dass sich Geduld lohnen kann. Dennoch darf dies nicht als Entschuldigung für alle Versäumnisse dienen. Ich hoffe weiterhin, dass das Quartier die positive Entwicklung nehmen wird, die es verdient.
Trotz aller Herausforderungen bleibt das Überseequartier ein zentraler Baustein in der Entwicklung der HafenCity und wird Hamburg als internationale Metropole stärken. Es wird nicht nur einen attraktiven Ort zum Einkaufen, Wohnen und Arbeiten bieten, sondern auch die wirtschaftliche Dynamik unserer Stadt fördern. Mit seiner Mischung aus Einzelhandel, Kultur und Freizeit wird das Quartier einen wichtigen Impuls für die Stadtentwicklung setzen. Solche Projekte sind entscheidend für Hamburgs Zukunft als Wirtschafts- und Tourismusstandort.
Die zusätzliche Zeit bis zur Eröffnung sollte jetzt wenigstens genutzt werden, um die überfällige Anbindung an die Altstadt (Stichwort dazu: die Dom-Achse) voranzutreiben.“ © Wolfgang Timpe
»Nun währt die Vorfreude etwas länger«
Lothar Schubert, geschäftsführender Gesellschafter von DC Developments und Bauherr u. a. von „The Lyte“ (mit Wohnungen und dem Breuninger Store) oder dem „Eleven Decks“-Wohnobjekt im Überseequartier: „Es ist sehr bedauerlich für alle Projektbeteiligten sowie zukünftigen Besucher:innen, dass die Eröffnung des Quartiers erneut verschoben wird. Wir stehen in engem Austausch mit Unibail-Rodamco-Westfield, da wir mit unseren Projekten ,Eleven Decks‘ und ,The Lyte‘ auf dem Areal zwei Wohngebäude realisieren, die dennoch wie geplant dieses Jahr bezogen werden können. Insgesamt ist dieses komplexe städtebaulich einmalige Quartiersprojekt mit einem wegweisenden Nutzungsmix ja fast fertig. Nun währt die Vorfreude etwas länger.“ © Catrin-Anja Eichinger
»Das ist schwer zu ertragen«
James Robert „Jimmy“ Blum, FDP, ezirksabgeordneter für Hamburg-Mitte: „Viel wichtiger als die Frage, was die Nichteröffnung des Westfield Hamburg-Übersequartiers für Hamburg und die HafenCity heißt, finde ich die Frage: Was bedeutet es für die Gewerbetreibenden und deren Angestellten? Die Geschäfte haben jetzt die zweite Saison ohne Umsatz, die Mitarbeiter sind noch monatelang auf Kurzarbeit. Das ist schwer zu ertragen.“ © Catrin-Anja Eichinger
»Wir waren im Frühjahr 2024 bereit,
und wir waren es auch jetzt«
Andreas Wallbillich, Director Corporate Communications, E. Breuninger GmbH & Co. KG: „Wir waren für eine Eröffnung zum ursprünglich avisierten Termin im Frühjahr 2024 bereit, und wir waren es auch jetzt. Dafür haben wir wie geplant maßgeblich investiert, und das gesamte Team Breuninger stand bereit. Wir bedauern die erneute Verzögerung sehr, sind aber überzeugt, dass alle notwendigen Schritte unternommen werden, damit das Quartier im ersten Quartal 2025 eröffnet werden kann.“
»Wir hoffen, dass jetzt alles nach Plan verläuft«
Dr. Claudia Weise, Quartiersmanagerin Überseequartier Nord, BNP Paribas Real Estate Property: „W
ir bedauern die erneute Verschiebung der Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers, da wir uns seit vielen Jahren darauf freuen, dass die beiden Einheiten zusammenwachsen und wir Synergien für Besucher und Bewohner bilden, die zu den verschiedenen Zielgruppen passen.
Dazu gehört sowohl ein vielfältiges Angebot als auch ein bequemer Zugang im Herzen der HafenCity. Wir hoffen, dass jetzt alles nach Plan läuft und wir im kommenden Jahr viele Besucher am Standort begrüßen dürfen.“ © Catrin-Anja Eichinger
»Enttäuschung und keine Planbarkeit«
Gurbir Singh Muhar, Inhaber der Restaurants Goa und Cardamom in Hamburg, der im Überseequartier ein neues, 400 Quadratmeter großes Cardamom eröffnen wird: „Für mich bedeutet die erneute Verschiebung Enttäuschung, Verluste und keine Planbarkeit. Was machen wir denn mit dem eingestellten Personal?
Jedoch bin ich immer noch felsenfest davon überzeugt, dass das Überseequartier die HafenCity auf ein neues Level heben wird – nur leider wieder einmal verspätet!“ © Catrin-Anja Eichinger
»Das tut dem Standort Hamburg nicht gut«
Dr. Gunter M. Böttcher, CDU, Bezirksabgeordneter für Hamburg-Mitte und CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung: „Ich finde es für die Bewohnerinnen und Bewohner der HafenCity sehr enttäuschend, dass die Eröffnung sich so weit verschieben wird. Viele haben mit Vorfreude dem neuen Angebot im Quartier entgegengesehen. Aber schlimmer ist es wirtschaftlich für die betroffenen Gewerbetreibenden, von denen viele Kleinunternehmen sind. Und natürlich auch die Gesamtwirkung der Verzögerung eines solchen Projektes – das tut dem Standort Hamburg nicht gut.
Die Stadt hat die von der CDU im Bezirk beantragte Verlängerung der Buslinie 4 grundsätzlich zugesagt (Drucksache Nr. 22-4297), aber bedauerlicherweise von der Eröffnung des Einkaufszentrums abhängig gemacht. Hier sollte die Hochbahn jetzt bereits in die Umsetzung gehen.“ © Marlene Hoberger
»Nicht für Schäden haften!«
Farid Müller, Die Grünen, Bürgerschaftsabgeordneter für Hamburg-Mitte: „Natürlich ist man als Bürgerschaftsabgeordneter irritiert, wenn so ein großes Projekt mehrmals mit der Eröffnung verschoben wird. Allerdings geht die Sicherheit dieses Neubaus vor, auch wenn mir besonders die kleinen Gewerbemieter und ihre Mitarbeitenden mit dieser erneuten Verschiebung sehr leidtun. Ich gehe davon aus, dass diese nicht für den entstandenen Schaden haften müssen.“
© Catrin-Anja Eichinger
»Alle benötigen eine gesicherte Perspektive«
Dr. Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH: „Die Eröffnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers muss berechtigte geschäftliche Interessen ebenso berücksichtigen wie die Einhaltung notwendiger Sicherheitsstandards. Eine Entscheidung muss jedoch immer die unverzichtbaren Prioritäten im Blick haben. Vor diesem Hintergrund respektieren wir die Entscheidung des privaten Bauherrn, die Eröffnung nochmals zu verschieben. Für die Mieterinnen und Mieter des Westfield – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen oder lokale Marken –, aber auch für die Mitarbeitenden, die mit Ausblick auf die neu entstehenden Arbeitsplätze eingestellt wurden, ist die Situation jedoch sehr herausfordernd. Alle Beteiligten benötigen so bald wie möglich eine gesicherte Perspektive. In den vergangenen Jahren hat sich URW als stets verlässlicher Partner gezeigt, der sich der Verantwortung für diese weiterhin herausragende städtebauliche Quartiersentwicklung in der zentralen HafenCity bewusst war. Umso mehr entspricht es unserer Erwartung, dass URW diese Verantwortung auch weiterhin übernimmt und schnellstmöglich wieder für Verlässlichkeit und Vertrauen sorgt. Dort, wo wir können, unterstützen diesen Prozess nach Kräften.“ © Catrin-Anja Eichinger