Ja, ist denn schon Manna?

Baakenhöft. Investor Klaus-Michael Kühne bestätigt dem „Hamburger Abendblatt“ sein Elbtower-Engagement und seine temporeichen Opernpläne

Das wird meines Erachtens ein klassischer Wenn-dann-Deal, bei dem es bei einem glücklichen Ende womöglich nur Gewinner geben wird – und bei dem die Privatwirtschaft der Regisseur und Tempomacher ist“, sagt ein bestens vernetzter Bau- und Rathausinsider. Der Deal geht so: Das Konsortium um den Hamburger Investor Dieter Becken, dem auch Milliardär Klaus-Michael Kühne angehört, baut den Elbtower ab 2025 zu Ende. Veröffentlichte Spekulation und von Kühne jetzt in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt bestätigt: „Wir reden da sicher von einer Größenordnung von 400 Millionen Euro (Eigenkapital; Anm. d. Red.), weil der Weiterbau des Elbtowers bis zu einer Milliarde Euro kosten dürfte“, so Kühne. Dadurch bekommt Kühne, der ein Opern-Liebhaber ist, offenbar ein Faustpfand in die Hand. Sinngemäß: Wenn er mithelfe, die Stadt Hamburg von der Elbtower-Ruine zu befreien, dann könnten sie ihm seinen „Herzenswunsch“, Hamburg eine moderne Oper auf dem Baakenhöft „zu schenken“, nicht abschlagen. Eine Wenn-dann-Lösung eben. 
Foto oben:Opern-Fan Klaus-Michael Kühne im Foyer des Kühne+Nagel-Hauptsitzes mit rund 600 Mitarbeitern in der HafenCity am Großen Grasbrook. Er wünscht sich von der Stadt jetzt Auftragserteilung: „Wir sollten jetzt schnell entscheiden und vergeben.“ © picture alliance/dpa | Axel Heimken

Investor Klaus-Michael Kühne sowie „Bild“ und „Abendblatt“ machen öffentlichen Druck. Ist ein weiterer Architektur-Leuchtturm, die neue Oper auf dem Baakenhöft, schon beschlossen? Mäzen Kühne will bis zu 330 Millionen Euro spendieren und fordert schnellen Baubeginn in 2025. Blick vom Ufer des Watermark-Towers auf den Baakenhöft mit dem historischen Schuppen 29, dem provisorischen Cruise Terminal und dem hippen Lighthouse-Design-UFO. © Catrin-Anja Eichinger

Allerdings I: Senat und Bürgerschaft müssten mitspielen, die bislang kolportierten rund 15o Millionen Euro der Stadt für die Grundstückserschließung zu finanzieren. Laut Bild, die aus einer vertraulichen Sitzung des Kulturausschusses der SPD-Fraktion berichteten, war man „begeistert“ von Kühnes Konzept und Architektenentwurf. Und Kultursenator Dr. Carsten Bros­da habe entschlossen gewirkt, die neue Oper solle nach „sehr eingehender Prüfung“ grundsätzlich gerne realisiert werden. „Das ist doch insgesamt durchaus ein Win-win-Plan“, so unser Insider. „Denn alleine die aktuell notwendige Technik-Renovierung der heutigen Oper in der Innenstadt verschlingt satte zweistellige Millionenbeträge, und man hat noch keinen Cent für moderne Opernproduktionen mit internationaler Anziehungskraft für Künstler:innen und Publikum gewonnen.“ Salopp formuliert: Man hätte halt nur mit vielen Euro-Millionen neuen (Technik-)Wein in einen alten denkmalgeschützten (Gebäude-)Schlauch investiert. Kein Wunder, dass nicht nur Kulturjünger die neue Opernidee feiern, sondern inzwischen auch Kühne-Skeptiker, die aus der Kühne-„Schenkung“ das Beste machen wollen. Ja, das hätte Charme. 

Allerdings II: Klaus-Michael Kühne ist inzwischen 87, will mit seiner 300-Millionen-Oper nicht mehr warten und sagt im Abendblatt-Gespräch: „Der endgültige Betrag steht noch nicht fest, es soll aber in dem Kostenrahmen möglich sein. Wenn es nacher fünf oder zehn Prozent mehr sind, wäre das beherrschbar. Man muss sich ein Limit setzen, damit die Kosten nicht davonlaufen. Deshalb sollten wir jetzt schnell entscheiden und den Auftrag vergeben.“ Der Mäzen baut höchsten Zeit- und städtischen Investitionsdruck auf. Er scheint sich sicher zu sein. Das erstaunt, gibt es doch wichtige Abers.

Erstes Aber: Die städtische Investition von bislang bekannten 150 Millionen Euro Gründungskosten (Infrastruktur, Tiefbau und Sockelgeschoss) sind keine Peanuts in diesen Baukrisen-Zeiten. Zweites Aber: Eine Auftragsvergabe zu Beginn 2025 ist nicht realisierbar, denn dazu müsste die Bürgerschaft ihren bisherigen Baakenhöft-Beschluss kippen– keine Nutzungsentscheidung bis Sommer 2028 wegen hoher städtischer Investitionen. Drittes Aber: Kühne will seinen privaten, „schönen“ Architektenentwurf durchdrücken – ohne Wettbewerb. Das geht mit gelebter Hamburger Oberbaudirektor-Kultur unter Franz-Josef Höing nicht – eigentlich. Es bleibt alles spannend. Wolfgang Timpe

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