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Kann Kunst unpatriotisch sein?

Ausstellung. Eine spannende Entdeckung: Ignacio Zuloaga ab 17. Februar im Bucerius Kunst Forum mit „Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga (1870–1945)“

Die Bilder eines südeuropäischen Künstlers kommen nach Hamburg. Eine Kooperation der Kunsthalle München mit dem Bucerius Kunst Forum ermöglicht es, dass vom 17. Februar bis 26. Mai die Ausstellung „Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga (1870–1945)“ am Alten Wall präsentiert wird. Zum ersten Mal widmet sich in Deutschland eine umfassende Schau mit rund 80 Werken aus dem Zeitraum von 1890 bis 1941 diesem Maler, der zu Lebzeiten ein internationaler Star war und das Spanienbild im Ausland prägte wie keine seiner Kolleginnen und Kollegen. Ob Toreros, Flamenco-Tänzerinnen, einfache Menschen vom Land oder Außenseiter:innen: Ignacio Zuloaga brachte alle auf die Leinwand.

Ignacio Zuloaga: „Junge Gitana“, 1900; Sammlung Dr. Moreno Torres – Spanien. © Sammlung Dr. Moreno Torres / José Antonio Albornoz

Mit den Exponaten des Spaniers endet nun eine zwölfmonatige Phase, die weibliche Kreative in den Fokus gerückt hat. „Unser Ausstellungsjahr der Künstlerinnen in 2023 war vor allem auch ein Jahr der Wiederentdeckungen“, sagt Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums. „Einer unserer Ansprüche ist es, künstlerische Positionen, die in Vergessenheit geraten sind oder bisher nicht die verdiente Aufmerksamkeit erhalten haben, in unserem Haus sichtbar zu machen.“ Auch das künstlerische Leben von Ignacio Zuloaga, findet sie, sei keineswegs auserzählt: „Es reiht sich in solche Wiederentdeckungen ein, auf die sich der Blick einer Ausstellung lohnt.“

Die Historie dieses Malers ist auf jeden Fall interessant. Ignacio Zuloaga wurde 1870 im Baskenland geboren, er stammte aus einer renommierten Kunsthandwerkerfamilie, einen Teil seiner Kindheit verbrachte er in Frankreich. Als jungen Mann zog es ihn immer wieder nach Paris. In dieser Stadt war er mit einigen Künstler:innen befreundet. Er teilte sich ein Atelier mit Paul Gauguin und reiste mit Maurice Ravel. Mitte der 1890er-Jahre zog es ihn nach Sevilla. Er sammelte Erfahrungen als Torero und verbrachte gern Zeit mit den Gitanos, den spanischen Roma.

Diese Stationen seines Lebens zeichnet die Schau im Bucerius Kunst Forum nach. Café- und Straßenszenen sowie erste Porträts schlagen einen Bogen zu Ignacio Zuloagas Frühzeit in Paris. Die Besucher:innen können erkunden, welchen Einfluss spanische Meister wie Velázquez oder Goya auf sein Schaffen hatten. Es gibt Werke, die in das Milieu der Prostitution eintauchen. Natürlich wird auch Ignacio Zuloagas Aufenthalt in Sevilla thematisiert – mit folkloristisch geprägten Stierkampf- und Flamenco-Tanz-Szenerien. Seine wichtigste Schaffensperiode setzte 1898 mit seinem Umzug nach Segovia ein. In diesem Stadium konzentrierte sich der Maler auf die karge, raue Landschaft seines neuen Wohnortes und des Umlandes, aber auch auf die archetypische Bevölkerung.

Ebenso kann man anhand der Ausstellung Ignacio Zu­lo­agas Verbindungen zu Künstler:innen aus der Musik-, Theater- und Tanzwelt nachvollziehen. Neben Auftragsarbeiten finden sich private Darstellungen von Freund:innen. Ein weiterer Aspekt, der den Spanier interessiert hat: die Frömmigkeit seiner Landsleute. Nicht allen gefiel das, was er auf die Leinwand brachte. Einige Spanier:innen hielten ihn für unpatriotisch. Dessen ungeachtet ließen sich aber Kolleginnen und Kollegen wie August Macke, Paul Klee oder Paula Modersohn-Becker von ihm inspirieren. Dagmar Leischow

Info: Die Ausstellung „Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga (1870–1945)“ wird vom 17. Februar bis 26. Mai im Bucerius Kunst Forum präsentiert. Weitere Informationen unter: www.buceriuskunstforum.de

Stierkämpfer. © Ignacio Zuloaga: Halbfigurenbildnis eines Picadors, 1910; Privatsammlung; Leihgabe im Museo de Segovia – Museo Zuloaga de Segovia

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