Konzert. HCZ-Autorin Dagmar Leischow sprach mit der Singer-Songwriterin Amy Macdonald über ihr neues Album, negative Energie und ihre Fans

Starallüren? Fehlanzeige. Trotz mehrerer Nummer-eins-Alben, auch in Deutschland, hat Amy Macdonald nie ihre Bodenhaftung verloren. Bereits vor der vereinbarten Zeit ist die Musikerin dem Videocall beigetreten, sie lässt also keine Sekunde auf sich warten. Mit Bedacht spricht sie über ihren sechsten Langspieler Is This What You’ve Been Waiting For?, der mit lauter energiegeladen Songs gespickt ist. Einen Großteil dieser Stücke hat die Schottin in Berlin aufgenommen – mithilfe des Produzenten Nicolas Rebscher. Er gilt als Hitmacher. Ob Sarah Connor, Alice Merton oder Louis Tomlinson: Dieser Mann hat schon Lieder für viele große Namen geschrieben. Amy Macdonald findet nur warme Worte für ihn: „Nico ist ein supernetter, gechillter Typ mit viel Talent.“
Foto oben: Teenager Amy Macdonald war früher selbst Fan: „Nach den Gigs habe ich auf die Musiker gewartet.“ © Olivia Rose
Gemeinsam zauberten sie unter anderem „I’m Done“ aus dem Hut. Diese Nummer handelt davon, sich endgültig von sogenannten Freunden zu verabschieden, die einem einfach nicht guttun. Genauso könnte man sie aber auch auf eine toxische Beziehung oder Machtmissbrauch am Arbeitsplatz beziehen. „Das Tolle an Songs ist ja, dass alle ihre eigene Geschichte in sie projizieren können“, bringt es Amy Macdonald auf den Punkt. „Niemand muss zwingend meiner Idee folgen.“
Mit 37 blickt die Sängerin schon auf eine ziemlich lange Karriere zurück. Ihr Debütalbum „This Is the Life“ erschien 2007, kurz vor ihrem 20. Geburtstag. Wie schwer hatte sie es damals als junge Frau in der Musikindustrie? „Natürlich haben einige Leute versucht, Einfluss auf meinen Look zu nehmen oder mich dazu zu bewegen, bestimmte Dinge zu tun“, räumt Amy Macdonald ein. „Doch ich hatte immer eine Gruppe von Menschen um mich, die mir in solchen Situationen geholfen haben – von meinen Managern über meine Band bis zu meiner Crew. Sie sind wie eine Familie für mich.“
Von daher hat die Künstlerin, die mit dem Fußballer Richard Foster verheiratet ist, keine wirklich schlimmen Erfahrungen gemacht: „Ich hatte nie das Gefühl, ausgebeutet zu werden.“

Gleichwohl musste sie erst mal lernen, Nein zu sagen: „Als ich jünger war, habe ich durchaus gedacht: Wer länger im Geschäft ist und mehr Erfahrung hat, weiß schon, was zu tun ist.“ Inzwischen hat Amy Macdonald allerdings realisiert, dass das nicht unbedingt stimmen muss. Deshalb verlässt sie sich lieber auf ihre Intuition: „Wenn sich etwas für mich nicht richtig anfühlt, lehne ich einfach ab. Ohne mich zu erklären.“
Genau das würde sie allen raten. Zum Beispiel ihren Fans, zu denen sie einen guten Draht hat. Ihnen hat sie den Titel „One More Shot“ gewidmet: „Ich möchte mich vor allem bei denjenigen bedanken, die von einem Konzert zum nächsten reisen und ihr hart verdientes Geld für mich ausgeben.“
Bis heute kann Amy Macdonald das nicht hundertprozentig fassen: „Manchmal geht mir durch den Kopf: Ich bin es doch nur. Warum wollt ihr mich die ganze Zeit sehen?“ Auf der anderen Seite war sie als Teenagerin selber Fan und hat die schottische Band Travis vergöttert: „Nach den Gigs habe ich draußen auf die Musiker gewartet. Ich war immer da.“ Dagmar Leischow
Info Amy Macdonald tritt Donnerstag, 12. Februar 2026, 19.30 Uhr, in der Sporthalle auf. Karten und weitere Informationen unter www.fkpscorpio.de