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ESC-Künstler 
Jendrik Sigwart „Ich finde das Event so geil. Beim ESC wird Diversität großgeschrieben. Alle dürfen so sein, wie sie sind.“ © NDR
Paradiesvogel

Der Hamburger Jendrik Sigwart nimmt am ESC in Rotterdam teil

Ziemlich grell und bunt kommt das Video für das Lied „I don’t feel Hate“, mit dem der Hamburger Jendrik Sigwart Deutschland beim „Eurovision Song Contest“ (ESC) in Rotterdam vertritt, daher. Ob Bodyshaming, Sexismus oder Rassismus – alles wird in diesem Clip thematisiert. Dabei lassen sich die Betroffenen nicht etwa in die Opferrolle drängen, sie halten ihren Aggressor:innen körperliche Gewalt entgegen. Das findet Jendrik nicht korrekt: „Man darf Hass nicht mit Hass beantworten.“ Aus seiner Sicht sollte man lieber ein Gespräch suchen: „Als Schwuler wurde ich auch schon beleidigt. In so einer Situation ziehe ich eine Diskussion vor, um meinem Gegenüber klarzumachen, dass das, was er gesagt hat, falsch ist.“ 
Foto oben: ESC-Künstler Jendrik Sigwart „Ich finde das Event so geil. Beim ESC wird Diversität großgeschrieben. Alle dürfen so sein, wie sie sind.“ © NDR

„Ich halte mich einfach für stilbewusst. Ich trage immer nur ein buntes Kleidungsstück, dazu kombiniere ich schwarze und weiße Sachen.“ © NDR
Jendrik Sigward: „Ich halte mich einfach für stilbewusst. Ich trage immer nur ein buntes Kleidungsstück, dazu kombiniere ich schwarze und weiße Sachen.“ © NDR

Sich zu behaupten, das hat der 26-Jährige, der in Volksdorf groß wurde und heute in Eilbek wohnt, früh gelernt. Schließlich wuchs er mit vier Geschwistern auf, er ist der Zweitälteste, also ein sogenanntes Sandwichkind. Für seine jüngeren Geschwister fühlt er sich verantwortlich, sein älterer Bruder beschützt ihn: „Er ist der Vernünftige.“ Ein Leben ohne seine Familie kann sich Jendrik nicht vorstellen, allein ist er bis heute ungern: „Ich brauche Gesellschaft, den Kontakt zu anderen Menschen.“

Ein Leben ohne seine Familie kann sich Jendrik überhaupt nicht vorstellen. 

Glück bedeutet für ihn, auf der Bühne zu stehen. Das wusste er allerdings als Junge noch nicht: „Eigentlich wollte ich Grafikdesigner werden.“ In Richtung Musik zog es ihn erst in der Oberstufe. Er studierte am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück Musical und Vokalpädagogik, danach kriegte er ein Engagement in „Street Scene“ in Münster oder tourte mit der Zwanziger-Jahre-Revue „Berlin Berlin“.

Hendrik Sigward: „Ich finde das Event so geil. Beim ESC wird Diversität großgeschrieben. Alle dürfen so sein, wie sie sind.“ © NDR
Jendrik Sigward: „Ich finde das Event so geil. Beim ESC wird Diversität großgeschrieben. Alle dürfen so sein, wie sie sind.“ © NDR

Wie sein „I don’t feel Hate“-Video zustande kam, kann man sich bei TikTok ebenso ansehen wie bei Instagram. Via ebay Kleinanzeigen organisierte sich Jendrik 18 Waschmaschinen gratis, baute im Keller einer Kirche einen Waschsalon auf und trommelte für den Dreh Freund:innen und Kolleg:innen zusammen. Sein Plan: „Ich wollte einen Ort erschaffen, an dem nicht nur die Wäsche, sondern auch die Seele reingewaschen wird.“ Außerdem hoffte er, sich mit seinem Song für den ESC zu qualifizieren. Ist das heutzutage wirklich so erstrebenswert? Abgesehen von Michael Schultes viertem Platz im Jahr 2018 schnitt Deutschland in der jüngeren Vergangenheit immer schlecht ab, einige Kandidat:innen waren gar als Schlusslicht vollkommen abgehängt. Das stört Jendrik aber nicht: „Ich finde das Event so geil. Beim ESC wird Diversität großgeschrieben. Alle dürfen so sein, wie sie sind.“ Auch er gilt mit seiner wasserstoffblonden Wuschelfrisur und seinen Glitzerklamotten als Paradiesvogel. Zu unrecht, behauptet Jendrik, dessen Pullover mit Eulenmotiven beim Videointerview ein echter Hingucker ist: „Ich halte mich einfach für stilbewusst. Ich trage immer nur ein buntes Kleidungsstück, dazu kombiniere ich schwarze und weiße Sachen.“ Dagmar Leischow

INFO Der Eurovision Song Contest findet am 22. Mai statt. Weitere Informationen unter www.eurovision.de

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