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Power-Posen fürs Wohlbefinden

Coaching. Körperhaltung und Denkweise beeinflussen sich wechselseitig. Wie können wir Einfluss nehmen?

Hach, wie herrlich! Die Tage werden länger, das eine oder andere Vogelgezwitscher ist schon zu hören – der Lenz liegt definitiv in der Luft. Und jedes Mal, wenn wir das Büro, die Wohnung verlassen und die stärker werdende Sonne spüren, den Frühling riechen, dann machen wir uns unwillkürlich groß und atmen tief ein. Die Gefühle? Kraft, Motivation, Tatendrang.

Und ganz selbstverständlich und ohne nachzudenken, wenden wir hier das Prinzip des Embodiment an:

Embodiment bezeichnet die Wechselwirkung von Körper und Geist: Einen selbstbewussten Menschen beschreiben wir in der Regel als jemanden mit aufrechter Haltung, forschen Bewegungen und einem Lächeln im Gesicht. Ein Gegenüber mit herunterhängendem Kopf, gebücktem Rücken und trüben Augen bezeichnen wir hingegen selten als lebensfroh. Unsere aktuelle Gefühlswelt beeinflusst maßgeblich unsere Körperhaltung, unser Benehmen, wie wir in Alltagssituationen agieren. Doch es funktioniert auch andersherum – eine aufrechte Position sorgt für gute Gefühle, wie beim eingangs beschriebenen Frühlingserwachen. Unser Gehirn verbindet im Laufe der Jahre bestimmte Körperhaltungen mit Gefühlen und Befindlichkeiten und bestimmt so unser Mindset, unsere Denkweise mit.

Forscher untersuchen und verifizieren diese Abläufe und Zusammenhänge seit einigen Jahren durch Experimente – mit eindeutigen Ergebnissen. So ließ etwa der Sozialpsychologe Fritz Strack bereits 1988 Probanden einen Bleistift quer in den Mund nehmen, damit die Mundwinkel automatisch nach oben gezogen werden. Anschließend sollten sie sich Cartoons ansehen. Das Erstaunliche: Mit Bleistift im Mund empfanden die Versuchsteilnehmer die Cartoons deutlich lustiger als ohne Stift. Daraus schloss Strack, dass selbst unbewusstes, gar ungewolltes Lächeln im Menschen eine fröhliche Grundstimmung erzeugt.

Coachen Andrea K. Huber. © Privat

Rund 25 Jahre später, 2012, sorgte Dr. Amy Cuddy mit den „Power-Posen“ für Aufsehen. Die Harvard-Sozialpsychologin hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in stressigen oder beängstigenden Situationen zu stärken, beispielsweise bei Vorstellungsgesprächen oder freiem Sprechen vor anderen. Sie konnte das Wechselspiel von Körperhaltung und Gefühlen sogar hormonell nachweisen und wirkungsvolle Techniken entwickeln. 

In Cuddys Versuchen sollten die Teilnehmer sich für jeweils eine Minute in unterschiedliche Körperhaltungen begeben. Einmal sogenannte High–Power-Posen, raumeinnehmende Gesten, die größer machen und einen hohen Machtstatus ausdrücken. In die Hüften gestemmte Arme, ein breiter Stand und eine offene Körperhaltung signalisieren hier – auch unserem Inneren – Stärke, Erfolg und Selbstbewusstsein. 

Im Gegensatz dazu gab es auch „Low-Power-Posen“, die Unterwürfigkeit, ein geringes Selbstbewusstsein vermitteln. Sie sind gekennzeichnet durch eine geschlossene, eingefallene, gebückte Körperhaltung, ein „Sich-kleiner-Machen“. Die Studie zeigte faszinierende Ergebnisse. Bei den High-Power-Posern stiegen die Testosteron- und sanken die Cortisol-Werte. Bei den Low-Power-Posern geschah genau das Gegenteil – Testosteron runter, Cortisol rauf. Dabei sorgen hohe Testosteron-Werte für Entschlusskraft, Tatendrang und Entscheidungsfreude. Hohe Werte des Stresshormons Cortisol hingegen steigern das Risiko chronischer Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes sowie Osteoporose, und sie fördern die Gewichtszunahme.

Mit diesem Wissen hat es also jeder selbst in der Hand. Im Coaching kann ich damit Wohlbefinden und Erfolg über zwei Ansatzpunkte erreichen. Wir arbeiten zusammen daran, bewusst mit den Situationen des Alltags und den Emotionen umzugehen und mentale Stärke aufzubauen. Gleichzeitig kräftige ich im Personal-Training die aufrichtende Muskulatur, sodass sie die Körperhaltung und damit die Gefühlswelt positiv beeinflusst. Andrea Huber

Info

Andrea K. Huber ist ausgebildete Coachin im Leistungssport, hat sich auf Stress­management spezialisiert und berät Unter­nehmen und Privatpersonen in heraus­fordernden Situationen. Mehr unter: www.andrea-huber-coaching.de

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