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Wahlumfrage Spitzenkandidaten des Bezirks Mitte zu den 10 wichtigsten Fragen der HafenCity: Vom eigenen Kandidatenprofil über HafenCity-Verkehr und Schulbau. © Wolfgang Timpe / HafenCity Zeitung
Wahlumfrage 2020 für die HafenCity

Bürgerschaftswahl 2020: Die Spitzenkandidaten des Bezirks Mitte beantworten die 10 wichtigsten Fragen für die HafenCity. Was die sechs Kandidaten der sechs Parteien in der Hamburger Bürgerschaft  zur HafenCity denken und was sie nach der Wahl am 23. Februar 2020 verbessern und verändern wollen
Von Wolfgang Timpe

Foto oben: Wahlumfrage Spitzenkandidaten des Bezirks Mitte zu den 10 wichtigsten Fragen der HafenCity: Vom eigenen Kandidatenprofil über HafenCity-Verkehr und Schulbau. © Wolfgang Timpe / HafenCity Zeitung

1. Warum sollen die Anwohner und Gewerbetreibenden der HafenCity Sie wählen?

Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2020, Hamburg-Mitte, St. Pauli/HafenCity: Arne Platzbeker, SPD. © SPD
Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2020,
Hamburg-Mitte, u.a. St. Pauli/HafenCity:
Arne Platzbeker, SPD. © SPD

Arne Platzbecker, SPD: Hamburg braucht eine starke Sozialdemokratie, die einen realistischen Plan für Hamburg hat, Entscheidungen konsequent und mutig trifft und ständig im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, den Gewerbetreibenden, den Verbänden und Institutionen der Stadt agiert. Wir stehen mit unseren mehr als 10.000 Mitgliedern aus allen Stadtteilen Hamburgs für eine enge Einbindung der gesamten Stadtgesellschaft. Wir machen allen Bürgerinnen und Bürgern das Angebot, gemeinsam mit uns die Zukunft dieser schönen Stadt zu gestalten. Wir nutzen nicht einzelne Interessen und Lebenswelten als Blaupause für alle Hamburgerinnen und Hamburger, sondern wir haben die ganze Stadt im Blick. Das ist das Versprechen einer sozialen Demokratie. Dafür steht die SPD als die Hamburg-Partei! Dafür stehe ich persönlich!

Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2020, Hamburg-Mitte, HafenCity: Jörg Hamann, CDU. © CDU
Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2020,
Hamburg-Mitte, u.a. HafenCity:
Jörg Hamann, CDU. © CDU

Jörg Hamann, CDU: Ich wohne selbst am Großneumarkt und begleite die Entwicklung der HafenCity im politischen Bereich jetzt seit über 20 Jahren. Die HafenCity ist für mich „Herzensangelegernheit“.

Kandidatin zur Bürgerschaftswahl 2020, Hamburg-Mitte, HafenCity: Heike Sudmann, Die Linke. © Die Linke
Kandidatin zur Bürgerschaftswahl 2020,
Hamburg-Mitte, u.a. HafenCity:
Heike Sudmann, Die Linke. © Die Linke

Heike Sudmann, Die Linke: Als Stadtplanerin und Bürgerschaftsabgeordnete haben mich bisher schöne Worte und Pläne für die HafenCity nicht von einem kritischen Hinterfragen abgehalten. Sei es z.B. bei dem völlig überdimensionierten Einkaufszentrum, der geplanten Schrumpfung der Schulfreiflächen am Lohsepark oder der fehlerhaften Verkehrsplanung. Gemeinsam mit  aktiven Bewohner*innen habe ich für Änderungen, Verbesserungen gestritten -–und werde das auch weiterhin tun.  

Kandidatin zur Bürgerschaftswahl 2020, Hamburg-Mitte, HafenCity: Ewald Aukes, FDP. © FDP
Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2020,
Hamburg-Mitte, u.a. HafenCity:
Ewald Aukes, FDP. © FDP

Ewald Aukes, FDP: Ich stehe für eine realistische, zukunftsorientierte und moderne Verkehrspolitik für Hamburg. Dabei beachte ich die aktuellen klimatischen Probleme genauso wie die Bedürfnisse, die sich aus einer Wirtschaftsmetropole wie Hamburg ergeben. Nur einseitige Betrachtungen und Aktivitäten schaden unserer Stadt und dem Wohlstand unserer Bürger. Ich bin selbständiger Mittelständler seit mehr als 30 Jahren und kenne daher deren Bedürfnisse und Schwierigkeiten. Dafür setze ich mich mit Sachverstand seit vielen Jahren auf allen politischen Ebenen ein.

Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2020, Hamburg-Mitte, HafenCity: Farid Müller, B’90/Die Grünen. © GRÜNE Hamburg
Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2020,
Hamburg-Mitte,u.a. HafenCity:
Farid Müller, B’90/Die Grünen. © GRÜNE Hamburg

Farid Müller, B’90/Die Grünen: Politik ist auch immer Zuhören und Vermitteln. Ich biete mich für die Anwohner und Gewerbetreibenden als bekannter Ansprechpartner und Bindeglied zur Rathauspolitik und Hafencity GmbH an, der sich für die besten Lösungen in der HafenCity einsetzt. Über die HafenCity hinaus stehe ich wie die Grünen für die Energie- und Verkehrswende, verbesserte Mobilität in der ganzen Stadt, bezahlbare Mieten und eine weltoffene, liberale Demokratie.

Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2020, Hamburg-Mitte, HafenCity: Peter Wolfslast, AfD. © AfD
Kandidat zur Bürgerschaftswahl 2020,
Hamburg-Mitte, u.a. HafenCity:
Peter Wolfslast, AfD. © AfD

Peter Wolfslast, AfD: Als gebürtiger Hamburger stehe ich wie kein anderer für hanseatische Werte. Politik muss sich stärker an den Bedürfnissen der Bürger orientieren. Sie muss vor allem zuhören und die Probleme der Bürger wahrnehmen. Bei wichtigen Themen ist der Bürger in die Entscheidungsfindung mit einzubeziehen.

2. Was mögen Sie an der ­HafenCity?

Arne Platzbecker, SPD: Ich mag die Mischung aus Moderne und Tradition und die Möglichkeit, eine rasante städtebauliche Entwicklung hautnah mitzuerleben. Ich liebe es, wenn ich zur Elbphilharmonie oder ins Astor Kino gehe, dass am Sandtorhafen geangelt wird oder im Lohsepark die Sportler und Sportlerinnen vom Crossfit gerade Ihre Übungen machen.

Jörg Hamann, CDU: An der HafenCity mag ich besonders die Lage am Wasser, die teils spektakuläre Architektur und das (immer mehr) pulsierende Leben.

Heike Sudmann, Die Linke: Entgegen dem Ruf eines abgehobenen Reichenviertels gibt es hier viele Menschen, die sich für ein gutes Miteinander, für die Unterstützung von Geflüchteten und für soziale Projekte einsetzen. Die Lage an der Elbe gegenüber dem Hafen ist was ganz Besonderes. Die unterschiedlichen Gesichter der HafenCity sind reizvoll.

Ewald Aukes, FDP: Die HafenCity ist modern, aufgeschlossen und elbenah, das mag ich als Hamburger gern. Von Anfang an habe ich die Entwicklung mitverfolgt und schätze die derzeitige Vielfalt und Aufgeschlossenheit.

Farid Müller, B’90/Die Grünen: Mich fasziniert natürlich die einmalige Lage an der Elbe. Und das Wagnis, mitten im Hafen Wohnen, Arbeiten, Kultur, Muße in den Parks und in der Gastronomie zu genießen, aber auch mit Gedenkorten, wie dem Hannoverschen Bahnhof und dem geplanten Dokumentationszentrum unsere Geschichte zu erleben und zu verstehen.

Peter Wolfslast, AfD: Als waschechter Hamburger Jung liegt mir der Hafen und die HafenCity am Herzen. Dieser Stadtteil ist für mich Heimat. Ein Spaziergang am Hafen, insbesondere bei „Hamburger Schmuddelwetter“, löst bei mir Glücksgefühle aus und bestätigt mir immer wieder, warum ich diese Stadt liebe.

3. Was gefällt Ihnen an der HafenCity nicht und wie wollen Sie es ändern?

Arne Platzbecker, SPD: Ich würde mich über etwas mehr Grün freuen und halte auch ein Schwimmbad in der HafenCity für wünschenswert. Dies kann auch ein mobiles auf dem Wasser sein.

Jörg Hamann, CDU: Für die HafenCity würde ich mir insgesamt noch mehr Bäume und Grün wünschen; hier und da auch einige Parkplätze.

Heike Sudmann, Die Linke: Das geplante Einkaufszentrum am Überseequartier wirkt nicht nur wie ein UFO, das hier zufällig landet, sondern hat mit dem Stadtteil nichts zu tun. Ich werde weiterhin die Aktivitäten gegen diese Fehlplanung mit meinen parlamentarischen Mitteln unterstützen. 

Ewald Aukes, FDP: Manche Bauten sind zu eng gebaut, der Kiezfaktor hat sich noch nicht so entwickelt und die Branchenvielfalt insbesondere im Dienstleistungsbereich ist noch nicht ausreichend.

Farid Müller, B’90/Die Grünen: Zu allererst müssen wir an die Verkehrsplanung ran und den Durchgangsverkehr begrenzen. Die HafenCity ist noch in einer anderen Zeit geplant worden: Fuß- und vor allem der Fahrradverkehr wurden kaum mitgedacht. Gerade die zentrale Hafencity muss Vorbild sein und auf die Mobilität von morgen, nicht auf die von gestern, ausgerichtet sein. Und ein Wunsch für den zweiten Teil der HafenCity: mehr ungewöhnliche Architektur wagen!

Peter Wolfslast, AfD: Die Angebote für Touristen sind gut, die Angebote für die Menschen, die in diesem jungen Stadtteil wohnen leider nicht. Ich wünschte mir mehr Freizeitangebote. Investoren dafür wird man aber nur gewinnen, wenn die Grundstücke und die Mieten dafür erschwinglich sind.

4. Im Lohsepark wird zurzeit eine weiterführende Schule für die Stadtteile HafenCity, Rothenburgsort und die Veddel für rund 1.500 Schüler geplant. Wann wird die Schule eröffnet und was ist Ihnen am Schulkonzept am wichtigsten?

Arne Platzbecker, SPD: Die Campus-Stadtteilschule HafenCity befindet sich in Gründung, es sollen dort insgesamt 8 Klassenzüge eingerichtet werden. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2023/24 geplant. Wir halten das Projekt auch für sehr relevant für den Stadtteil und sind sicher, dass hier gemeinsam ein gutes Schulprojekt gestaltet werden kann.

Jörg Hamann, CDU: Eine weiterführende Schule für die HafenCity ist immer Teil aller CDU-Konzepte gewesen. Wir wollen gemeinschaftliches und gutes Lernen auf – unbedingt – hohem Niveau! Zu Bau und Eröffnung machen wir Druck.

Heike Sudmann, Die Linke: Das Konzept der Campus-Schule sehe ich sehr kritisch. Es geht nicht um ein gemeinsames, inklusives System Schule, sondern um einen Stadtteilschul- und gymnasialen Schulzweig, getrennt voneinander im selben Gebäude untergebracht. Für diese Trennung gibt es keine pädagogischen Gründe, ganz im Gegenteil:. Nur eine gemeinsame Beschulung im Ganztag ist in der Lage, den engen Zusammenhang von Herkunft und Bildungserfolg positiv aufzubrechen.

Ewald Aukes, FDP: Da wir Oppositionspartei sind, können wir wenig zum schnellen Schulstart beitragen, haben in den beschließenden Gremien aber immer auf eine schnelle und bevölkerungsadäquate Lösung gepocht.

Farid Müller, B’90/Die Grünen: Die Schule soll zum Schuljahr 2021/22 mit vier Stadtteilschul- und vier Gymnasialzügen eröffnen. Uns ist wichtig, dass das Konzept Campusschule dort funktioniert: hier soll in Jahrgang 5 und 6 sowie in der Oberstufe in Klassen und in der Mittelstufe in verschiedenen Lerngruppen und unterschiedlichem Tempo unterrichtet werden. Neben dem innovativen Schulkonzept ist uns eine gute Anbindung für die Schülerinnen und Schüler sehr wichtig

Peter Wolfslast, AfD: Ich hätte mir die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Lohsepark gewünscht. So weit ich weiß, soll die Schule bis 2023 fertig sein. Eine aus meiner Sicht unrealistische Zeitplanung. Positiv beim jetzigen Projekt ist allenfalls, dass dabei die Nachbarstadtteile eingebunden werden

5. Schon heute ist die Ver­kehrs­be­lastung an den Ein- und Ausfall­straßen der HafenCity enorm. Werden Sie dafür sorgen, dass 4-spu­rige Straßen auf 2-spurig zurückgebaut werden und Tempo 30 in der HafenCity eingeführt wird?

Arne Platzbecker, SPD: Die HafenCity ist noch im Bau. Ein Rückbau vor vier- auf zwei Spuren kann nicht pauschal beantwortet werden. In Hamburg sind die Straßen hierarchisch in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Darunter sind Straßen, auf denen Tempo 30 gilt sowie ein übergeordnetes Straßennetz mit Tempo 50. Letzteres muss erhalten bleiben, um eine Verlagerung der Verkehre gerade in das nachgeordnete Netz und somit die Wohngebiete zu vermeiden. Eine flächendeckende Tempo-30-Zone in der HafenCity kommt daher nicht in Frage.

Jörg Hamann, CDU: Die Verkehrsbelastung muss so gering wie möglich gehalten werden, dazu gehört auch die Reduzierung von Straßenspuren. Das wird aber nicht überall möglich sein.

Heike Sudmann, Die Linke: Tempo 30 soll aus meiner Sicht zur Regelgeschwindigkeit in der ganzen Stadt werden: für mehr Verkehrssicherheit und für weniger Lärm. Zwei Spuren für den motorisierten Individualverkehr werden zukünftig auch in der HafenCity reichen (müssen). Die anderen zwei Spuren können z.B. für einen auszubauenden ÖPNV und/oder Radverkehr genutzt werden.

Ewald Aukes, FDP: Der Verkehr muss auch in der HafenCity fließen. Wo die Bewohner aber eine Veränderung wollen und wo sie sinnvoll und milieugerecht ist, werden wir diese unterstützen. Das haben wir auch im Koalitionsvertrag für HH-Mitte sehr ausführlich und projektspezifisch beschlossen.

Farid Müller, B’90/Die Grünen: An vielen Stellen kann eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h eingeführt werden. Mit dem auf fünf Jahre angelegten Experiment der zweispurigen Versmannstraße hat man auch eine verkehrliche Setzung für die nachfolgenden Straßen vorgenommen, so dass die positiven Effekte z.B. auch den Bewohnern der Shanghaiallee zugutekommen. Über Anwohnerbeteiligung muss eine Abwägung von Verkehrsminderung und gleichzeitiger Erreichbarkeit erfolgen.

Peter Wolfslast, AfD: Entscheidend ist, wie viel Verkehr wir in der Innenstadt wollen und brauchen. Kurz- und mittelfristig wird der derzeitige Verkehr nicht abnehmen. Das Experiment in der Versmannstr. wird zeigen, ob eine Verengung Sinn macht und die ersehnten Lösungen bringt. Eine generelle Tempobeschränkung  lehne ich ab.

6. Durch teure Quadratmeter-Miet­preise in der HafenCity fehlt eine lebendige Mischung an Einzelhandels- und Gewerbean­geboten. Was unter­neh­men Sie dagegen?

Arne Platzbecker, SPD: Wir haben die Entwicklung im Blick. Im Zuge der Verbindung der Innenstadt mit der HafenCity gibt es Potenziale der gegenseitigen Stärkung. Die HafenCity ist Bestandteil des Innenstadtkonzeptes. Der Zuwachs an Bevölkerung bietet ferner die Chance, mehr Kundschaft zu generieren. Und wir wollen die Innenstadt von Alster und Elbe noch attraktiver machen und damit als belebtes Zentrum der Stadt weiterentwickeln: Deshalb wollen wir für den weiteren Entwicklungsprozess eine Stadtwerkstatt Innenstadt 2030 gründen, um die Entwicklung neuer attraktiver Räume und Angebote für alle voranzutreiben. Außerdem wollen wir attraktive Einkaufserlebnisse schaffen, aber auch mehr kulturelle Veranstaltungen in die Innenstadt holen, um sie als attraktives Zentrum weiterzuentwickeln.

Jörg Hamann, CDU: Zur Belebung des Gewerbe-Angebots haben wir schon vor über 15 Jahern Konzepte entwickelt.

Heike Sudmann, Die Linke: Da-für habe ich bisher kein fertiges Konzept. Gefragt sind hier alle Beteiligten aus den Reihen der Grundeigentümer*innen/Vermieter*innen, der Gewerbetreibenden und der Politik. Mietkonzepte wie in Einkaufszentren, wo umsatzstarke Unternehmen mehr pro Quadratmeter zahlen als z.B. Schuhmacher*innen oder Schneidereien sind eine Idee. Leider hat die Stadt Hamburg mit ihrem Finanzierungsmodell der HafenCity die Grundstückspreise in die Höhe getrieben.

Ewald Aukes, FDP: Wir Liberale stehen für freie Marktwirtschaft, wir sind aber auch für einen verträglichen Mix an günstigen und teuren Miet- wie Eigentumswohnungen. Wir wollen Wohnungsbau, denn nur über die Erhöhung des Angebots lassen  sich letztendlich die Mietkosten stabil halten. Eine erhöhte Beteiligung von Genossenschaften oder Mieterinitiativen unterstützen wir.

Farid Müller, B’90/Die Grünen: Im Neubau der HafenCity gelingt es, publikumsbezogene Nutzungen in die Erdgeschosse zu integrieren. Die Verankerung in den Kaufverträgen und Bebauungsplänen für durchweg fünf Meter hohe Erdgeschosse, der reduzierte Preis für EG-Geschossbodenwerte und die Bauherrenverpflichtung, passende Nutzer zu suchen, erzeugen die Voraussetzung für neue Lebendigkeit. Die hohe Vermietungsquote der Erdgeschossflächen (aktuell ca. 93 Prozent) bestätigt diesen Weg.

Peter Wolfslast, AfD: Die Mietpreise sind deshalb so hoch, weil die Grundstückspreise zu hoch sind. Der Ausbau der HafenCity erfolgt überwiegend durch private Investoren, die angesichts der hohen Grundstückspreise ohnehin nicht Schlange stehen und lieber teure Büro- und Gewerbeflächen bauen statt Wohnraum zu schaffen.

7. Entgegen dem realen Erleben der Bewohner gilt die HafenCity als seelenloses Reichenviertel. Braucht die HafenCity eine Imagekampagne für mehr Lebensqualität?

Arne Platzbecker, SPD: Nein, dieses Image hat die HafenCity meines Erachtens schon lange abgelegt. Die Besucherzahlen steigen und auch der Wohnungsmarkt zeigt, dass es viele Menschen zum Wohnen in die HafenCity drängt.

Jörg Hamann, CDU: Die HafenCity ist kein „seelenloses Reichenquartier“ und es ist auch nicht mein Eindruck, dass die HafenCity so wahrgenommen wird.

Heike Sudmann, Die Linke: Nein, gerade weil das reale Erleben anders ist. Wenn Geld vorhanden ist, sollte es statt für eine Imagekampagne lieber genutzt werden, um Sachen zu finanzieren, von denen die Menschen in der HafenCity profitieren.

Ewald Aukes, FDP: Imagekampagnen werden die Probleme nicht lösen können, ein vernetztes und von den Bewohnern gewolltes aktives Quartiersmanagement könnte kurzfristig Abhilfe schaffen. Die Bewohner selbst sollten sich engagieren.

Farid Müller, B’90/Die Grünen: Manchmal ist es ganz einfach: Was die HafenCity braucht, ist keine weitere Imagekampagne für mehr Lebensqualität, sondern ganz einfach mehr Lebensqualität. Daher ist es richtig, dass wir zum einen für eine Durchmischung im weiteren Teil der Hafencity 33 Prozent sozial geförderten Wohnungsbau umsetzen und zum anderen – gerade mit der Nähe zum Hafen – gut gepflegte Grünflächen haben, die das Stadtklima und die Aufenthaltsqualität verbessern.

Peter Wolfslast, AfD: Nein.Wir müssen mehr bezahlbaren Wohn- und Gewerberaum schaffen, denn die HafenCity ist  als Wohnort sicherlich für viele Hamburger Bürger äusserst attraktiv. Die Universität hat neues, junges Leben in den Stadtteil gebracht. Die Freizeitangebote für diese jungen Menschen sind allerdings dürftig.

8. Beschreiben Sie mit drei knappen Sätzen, was die HafenCity heute ausmacht?

Arne Platzbecker, SPD: Die HafenCity ist der Beweis dafür, dass man ein neues lebendiges Quartier schaffen kann. Hier liegen zukunftsweisende Architektur und der Charme des Vergangenen sehr nah beieinander. Zudem ist die HafenCity das Zuhause zahlreicher Attraktionen geworden, die nicht nur Touristen, sondern auch viele Hamburger und Hamburgerinnen anziehen. Gerade die HafenCity zeigt, dass es möglich ist, Hochkultur wie in der Elbphilharmonie mit kulturellen Freiräumen wie im Oberhafen zu verbinden.

Jörg Hamann, CDU: ­HafenCity bedeutet: Wohnen am Wasser, tolle Architektur und städtisches Leben.

Heike Sudmann, Die Linke: 

• Ein Wohnstandort, der sich langsam für andere Einkommensschichten öffnet. 

• Ein Experimentierfeld für Architektur und nachhaltiges Bauen.

• Ein Tourist*innenmagnet – der vor allem im Sommer für viele Bewohner*innen auch anstrengend ist. 

Ewald Aukes, FDP: Die HafenCity ist Hamburgs realistisches Beispiel für heutige

Stadtentwicklung. Sie ist aber auch praktisches  Versuchslabor für neue Wohn- und Arbeitsformen. Daher wird sie sich kontinuierlich wandeln und den jeweiligen Bedürfnissen schrittweise anpassen. Dabei werden die Prozesse auch  nicht immer allen gefallen.

Farid Müller, B’90/Die Grünen: Die HafenCity ist der spektakulärste Stadtteilneubau am Wasser nach den ‚Docklands‘ in London und mit ihrer Lage so zentral in der Stadt ein Prunkstück. Mit der Stubnitz und der Astor Film Lounge haben wir zwei außergewöhnliche Freizeitangebote vor Ort. Und auch unsere Geschichte hat einen Gedenkort: Hannoverscher Bahnhof.

Peter Wolfslast, AfD: Für mich persönlich steht die HafenCity für Heimat. Sie ist zu Recht ein Touristenmagnet. Und die HafenCity wird – wenn wir es richtig machen – wie kein anderer Stadtteil für die Verbindung von Moderne und Tradition stehen.

9. Je nach Parteizugehörigkeit sind Sie jeweils absehbar in der Regierung (SPD, Grüne) oder in der Opposition (CDU, FDP, Die Linke, AfD). Wie und mit welchen Themen wollen Sie sich als Spitzenkandidat Gehör verschaffen?

Arne Platzbecker, SPD: Mein wichtigstes Thema als Wahlkreiskandidat sind vor allem funktionierende Stadtteile mit ausreichend Kitas, Schulen, Jugend- und Seniorentreffs, Park- und Sportanlage,  Einkaufsmöglichkeiten und natürlich bezahlbarem Wohnraum. Das ist der Garant für ein starkes Gemeinwesen, was unsere Stadt lebendig hält und ausmacht. In Zeiten der rasanten Digitalisierung ist es aber auch wichtig, sich um das Thema Datenschutz zu kümmern. Als Datenschutzbeauftragter für eine Vielzahl von Unternehmen und Sportverbänden werde ich mich intensiv für den Schutz personenbezogener Daten einsetzen.

Jörg Hamann, CDU: Die CDU geht von einer Regierungsbeteiligung zusammen mit FDP und SPD aus, „Deutschland-Koalition“. Aber auch in der Opposition haben wir viel erreicht und bewegt, siehe zuletzt die Diskussion über die Entwicklung der Schule. Wir unterstützen örtliche Initiativen.

Heike Sudmann, Die Linke: Als Die Linke haben wir in den vergangenen Jahren bewiesen, dass Oppositionsarbeit wichtig ist und auch Veränderungen bewirkt. Mein persönlicher Schwerpunkt liegt weiterhin bei der Schaffung dauerhaft günstigen Wohnraums und bei einer Mobilität, die für die Umwelt und für die Menschen gut ist. Unsere Forderungen nach einem Mietendeckel, nach Tempo 30 oder einer Stadtbahn werden gehört – und von immer mehr Menschen unterstützt.

Ewald Aukes, FDP: Wie schon gesagt, sind wir die Partei der selbstbewussten und

eigenverantwortlichen Menschen, davon gibt es sicher besonders viele in der HafenCity. Unser Angebot an diese Menschen heißt: Übernehme die Verantwortung für dich und deine Familie, engagiere dich für die Gesellschaft, wir geben dir die Möglichkeit und Freiheit, das zu tun.

Farid Müller, B’90/Die Grünen: Im Unterschied zu einigen Kolleginnen und Kollegen haben wir früh klargemacht, wo wir hinwollen und was die Wählerinnen und Wähler bekommen, wenn sie Grün wählen. Wir wollen mit Grün-Rot die erste grüne Bürgermeisterin stellen und verschaffen uns mit den Themen Gehör, die auch die Hamburgerinnen und Hamburger bewegen: Energie- und Verkehrswende, verbesserte Mobilität in der ganzen Stadt, bezahlbare Mieten und eine weltoffene, liberale Demokratie.

Peter Wolfslast, AfD: Als Rechtsanwalt liegt mein Fokus auf unserer Justiz und der inneren Sicherheit. Die Judikative als eine der wichtigsten Säulen unserer Demokratie wurde in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt.  Diesen Zustand will ich ändern. Der Bürger muss das Vertrauen in den Rechtstaat zurückgewinnen.

10. Wenn Sie nach dem 23. Februar 2020 an der Regierung wären: Was würden Sie in den ersten 100 Tagen sofort ändern?

Arne Platzbecker, SPD: Wir werden den Kurs unter unserem sehr erfolgreichen Bürgermeister Peter Tschentscher weiterführen und uns für eine sichere Zukunft Hamburgs einsetzen, die die Belange aller Bürgerinnen und aller Stadtteile im Blick hat und sowohl die Interessen der Wirtschaft als auch die Interessen der Wohnbevölkerung miteinander in Einklang bringt. Aber eines ist sicher: Ohne eine stabile und funktionsfähige Wirtschaft wäre der Erfolg Hamburgs undenkbar.

Jörg Hamann, CDU: In den ersten 100 Tagen würden wir für mehr Sicherheit sorgen, die Grünplanung überprüfen und den Bus der Linie 6 verstärken!

Heike Sudmann, Die Linke: Ich gestehe, bisher kein 100-Tage-Programm zu haben. Damit dringend notwendige Investitionen in die soziale Infrastruktur möglich werden, würde ich die Schuldenbremse abschaffen und statt dessen ein Zukunftsinvestitionsprogramm für soziale Dienstleistungen, Bildung, Umwelt- und Klimaschutz sowie den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und des Rad- und Fußverkehr starten.

Ewald Aukes, FDP: Den Hamburger Bürgern schnell und unkompliziert mehr Möglichkeiten im Bereich Arbeitswelt, Digitalisierung und Verkehr geben; unsinnige, lähmende Bürokratie abbauen, mittelständische Wirtschaft stärken, Bürgerbeteiligung erweitern, Bildung modernisieren.

Farid Müller, B’90/Die Grünen: Ich würde sofort eine Fußgänger- und Radbrücke zum Großmarkt und Hammerbrooklyn in Auftrag geben und den Baubeginn für einen Tunnel unter dem Bahndamm so schnell wie möglich starten, damit die U-Bahnhaltestelle HafenCity Universität auch für Hammerbrook und das Oberhafenquartier einen Zugang hat und die Mobilität in der Umgebung weiter verbessert.

Peter Wolfslast, AfD: Zunächst muss alles unternommen werden, damit sich unsere Bürger wieder sicher fühlen. Auch muss die Justiz und Verwaltung stärker digitalisiert werden. Die Entscheidungen in diesen Bereichen dauern viel zu lange. Außerdem würde ich den rechtswidrigen Zustand in Sachen „Rote Flora“ beenden.
Die Fragen stellte Wolfgang Timpe


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