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Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung: „Die Hafenwirtschaft ist ja die Herzkammer unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Es ist wichtig, auch ihre Belange und Sorgen zu hören.“ © GRÜNE Hamburg
„Wir brauchen den Wandel“

Exklusive Fragen der HafenCity Zeitung an die Zweite Bürgermeisterin und Spitzenkandidatin der Grünen Katharina Fegebank zur Bürgerschaftswahl am 23. Februar

Katharina Fegebank will Hamburgs Erste Bürgermeisterin werden.
Die Spitzenkandidatin der Grünen fordert mehr Mut und setzt auf eine autoarme Innenstadt und einen innovativen Hafen.

Frau Fegebank, Sie sind seit knapp fünf Jahren Zweite Bürgermeisterin, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung und Sie sind Spitzenkandidatin von Bündnis ’90/Die Grünen für die Bürgerschaftswahl am 23. Februar. Wie hat das Amt Sie in den vergangenen Jahren verändert? Katharina Fegebank: Ich habe gesehen, dass man für die Stadt etwas bewegen kann, wenn man es wirklich will und wenn man hartnäckig bleibt. Diese Erfahrung hat mich geprägt und motiviert mich umso mehr für die vielen neuen Aufgaben, die vor mir liegen. 

Ich habe die besseren Ideen für die Stadt und die größere Leidenschaft, sie auch umzusetzen.“ Foto oben: GRÜNE Hamburg

Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg

Welche Ihrer Eigenschaften hilft Ihnen, die Herausforderungen der Zweiten Bürgermeisterin und als Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung gut zu bewältigen? Ich bin wissbegierig und ich gehe gerne auf Menschen zu. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Offenheit für neue Impulse und Sichtweisen eine wichtige Voraussetzung ist, wenn man führen möchte. Bei mir geht das einher mit einem großen Durchhaltevermögen. Manche würden auch sagen Penetranz. Wenn ich etwas erreichen will, dann insistiere ich so lange, bis das Ergebnis stimmt.  

Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung: „Die Hafenwirtschaft ist ja die Herzkammer unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Es ist wichtig, auch ihre Belange und Sorgen zu hören.“ © GRÜNE Hamburg
Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und
Gleichstellung: „Die Hafenwirtschaft ist ja die Herzkammer unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Es ist wichtig, auch ihre Belange und Sorgen zu hören.“ © GRÜNE Hamburg

Nach fünf Jahren als Senatorin, erst unter Olaf Scholz und jetzt unter Peter Tschentscher: Was hätten Sie gerne besser hinbekommen? Wir hätten früher erkennen müssen, dass es ein Fehler sein würde, den G-20-Gipfel in Hamburg stattfinden zu lassen. 

Sie gehen bei der Wahl aufs Ganze: Sie fordern den heutigen rot-grünen Senatschef und Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher direkt heraus. Warum trauen Sie sich das zu und warum sind Sie eine bessere Erste Bürgermeisterin? Ich habe in den vergangenen Jahren gezeigt, wie man Herausforderungen erfolgreich meistert. Wissenschaft und Forschung sind von einem wenig beachteten Politikfeld zum zentralen Thema des Senats und der Stadt geworden. Die Universität Hamburg ist Exzellenzuniversität. Ich weiß, wie man ehrgeizige Ziele formuliert und sie erreicht. Wir Grüne haben viel vor mit der Stadt. Klimaschutz soll zur Chefinnen-Sache werden, wir brauchen eine echte Verkehrswende und Hamburg muss sich viel stärker zur Innovationsmetropole entwickeln. All das will und kann ich vorantreiben.

Katharina Fegebank ist seit 15. April 2015 Zweite Bürgermeisterin von Hamburg sowie Senatorin und Präses der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung im rot-grünen Senat. Die 43-Jährige ist Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen in der Bürgerschaftswahl am 23. Februar und direkte Herausforderin vom Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD). Sie schloss 2002 ihr Studium von Politikwissenschaft, Anglistik und Öffentlichem Recht an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als Magister Artium (MA) ab. Bis zur Ernennung als Senatorin war Fegebank von 2008 bis 2015 u.a. Landesvorsitzende und jüngste Parteichefin der Grünen in Hamburg. Sie lebt mit dem Unternehmer Mathias Wolff zusammen und die beiden haben Zwillingstöchter.

Bitte so knapp es irgendwie geht: Warum sollen die Wähler*innen Sie und nicht den Amtsinhaber wählen? Weil ich die besseren Ideen für die Stadt habe und die größere Leidenschaft, sie auch umzusetzen. 

Was ist das wichtigste, das eine grün-rote Thema, dass nur Sie und Herr Tschentscher in einer grün-roten Koalition für Hamburg besser verwirklichen können als jetzt unter rot-grün? Eine echte Mobilitätswende, dafür braucht man Mut. Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen und Prioritäten zu setzen.

»­Klimaschutz soll zur Chef­innen-Sache werden, wir brauchen eine echte Verkehrswende und Hamburg muss sich viel stärker zur Innovationsmetropole entwickeln.« Foto unten: © GRÜNE Hamburg

Katharina Fegebank, Spitzenkandidatin der Grünen
bb © GRÜNE Hamburg

Sie betonen im Wahlkampf immer wieder, dass Sie den Hamburgern im positiven Sinne für Fortschritt und Nachhaltigkeit mehr zumuten wollen. Sie fordern mehr Mut, Dinge auszuprobieren. Warum und hauptsächlich in welchem Bereich? Zum Beispiel bei der autofreien Innenstadt. Wir haben heute schon im Rathausviertel oder in Ottensen Pilotprojekte, die gut funktionieren. Warum nicht auch in anderen Bereichen den Menschen mehr Platz zulasten des Autoverkehrs geben? Mehr Parks, mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität. Da wünsche ich mir mehr Flexibilität und Pioniergeist. 

Apropos HafenCity: Wann waren Sie zuletzt in Hamburgs jüngstem Stadtteil und aus welchem Grund? Zuletzt habe ich eine Veranstaltung in der Elbphilharmonie besucht. Sie ist die Ikone der HafenCity, und es ist jedes Mal etwas Besonderes, die Rolltreppen hoch zufahren und einen Blick auf die Elbe und die Stadt von oben zu erhaschen. 

Könnten Sie sich vorstellen, in der HafenCity zu wohnen? Ja, durchaus. Ein täglicher Blick auf die Elbe, das könnte mir ziemlich gut gefallen. 

Was gefällt Ihnen an der HafenCity? Ich mag die Mischung aus Tradition und Moderne. Es gibt so viele Dinge in der HafenCity, die uns an unsere maritimen Wurzeln erinnern, die ein Heimatgefühl auslösen. Die moderne Architektur ist oftmals ein harter Bruch, macht für mich aber den Reiz aus.. 

Was fehlt Ihnen in der HafenCity und warum ist es nicht umgesetzt? Ich persönlich finde, es könnte in der HafenCity mehr Bäume und Grün geben. Aber das ist Geschmackssache.

Wie erklären Sie sich, dass die HafenCity innerhalb Hamburgs in den Medien ein schlechtes Image als Reichenviertel hat, in dem kaum jemand wohnt und das abends menschenleer sei? Die Quadratmeterpreise sind in der HafenCity hoch, nicht jeder kann es sich leisten, dort zu wohnen. Und es gibt immer wieder Geschichten von Immobilien, die leer stehen. Aber jeder, der mit offenen Augen durch die HafenCity geht, der sieht, dass der Stadtteil sich und sein eigenes Profil entwickelt. Und das ist viel lebendiger als das Klischee. Außerdem gibt es auch die anderen Geschichten. Beispielsweise von der SAGA, die 180 öffentlich geförderte Wohnungen zwischen den Quartieren Baakenhafen und Elbbrücken baut.  

Wie stehen Sie zur Forderung der Initiativen des Netzwerks HafenCity e.V. und Lebenswerte HafenCity e.V., die HafenCity zum Tempo-30-Stadtteil zu machen? Ich finde es richtig, wenn Menschen für ihren Stadtteil Ideen und Leitbilder entwickeln. Wenn es der Wunsch der Anwohner*innen ist, dass es ruhiger wird und Autos die Hafencity nur noch mit Tempo 30 durchfahren dürfen – warum nicht? Die Stadt ist ja für die Menschen gemacht und nicht für den Durchgangsverkehr.

Die Anwohner der HafenCity bekommen besonders viel und direkt die Luftverschmutzung durch Kreuzfahrt- und andere Schiffe ab. Will Ihre Partei, die Grünen, das ändern und zu wann? Wir fordern, dass perspektivisch alle Schiffe im Hafen nur noch mit Landstrom versorgt werden. Der Ausbau der Anlagen läuft. Sobald es eine breite Grundversorgung gibt, sollte man die Reedereien auch dazu verpflichten, den Landstrom zu nutzen.

Sie sind ein großer Fan der Wissenschaft und stolz auf die jüngste Exzellenzauszeichnung der Hamburger Universität. Jetzt entwickelt Hamburg den neuen Standort Science City in Bahrenfeld. Warum und was soll das Konzept für den Wissenschaftsstandort Hamburg neu bewegen? In der Science City Bahrenfeld wird erstmals die Wissenschaft zum Motor von Stadtentwicklung, das hat es in Hamburg noch nie gegeben. Wir möchten damit die Innovationsfähigkeit Hamburgs und die Jobs von morgen sichern. Ich sehe neben Hafen und Handel die Hochschulen als ein essentielles Standbein für die wirtschaftliche Zukunft der Stadt. Mit der Science City bringen wir Wissenschaft und Forschung direkt mit Wirtschaft und Wohnen zusammen. 

Gegenüber der HafenCity entsteht mit dem Grasbrook ein weiterer neuer Stadtteil. Warum ist kein „großer“ Grasbrook-Wurf ohne Hafenwirtschaft gelungen, deren Nutzung dort endlich sein wird? Die Hafenwirtschaft ist ja die Herzkammer unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Es ist wichtig, auch ihre Belange und Sorgen zu hören. Natürlich brauchen wir den Wandel und neue wirtschaftliche Zukunftsfelder. Aber diese zu entwickeln, das geht nur gemeinsam, nicht gegeneinander. Die Planung für den Grasbrook ist ein gut gelungener Kompromiss.

Denkt die Hafenwirtschaft noch zu konventionell und beharrt auf alten Besitzflächen? Die Hafenwirtschaft realisiert auch, dass die Welt sich um sie herum radikal wandelt. Digitalisierung und Dekarbonisierung sind die Megatrends des 21. Jahrhunderts. Und sie machen nicht vor Hamburg halt. Wir alle müssen uns fragen: Trägt unser Geschäftsmodell auch für die nächsten Jahrzehnte? Werden unsere Kinder noch ausreichend gut bezahlte Zukunftsjobs in Hamburg finden? Auf diese Fragen müssen wir jetzt gemeinsam mit Politik und Hafenwirtschaft Antworten finden.“ 

Wie wird man Fußballfan von Werder Bremen, wenn man in Schleswig-Holsteins Bargteheide bei Hamburg aufwächst? Wenn der Vater aus Bremen kommt und einem diese Liebe in die Wiege legt. 

Was lesen Sie gerade privat und wie entspannen Sie vom 24/7-Wahlkampf zur Bürgerschaft am 23. Februar? Ich entspanne mich, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin. Die meisten Leute mit kleinen Kindern kennen das: ein durchgelesener Roman ist ein seltener Luxus.
Die Fragen stellte Wolfgang Timpe

Katharina Fegebank ist seit 15. April 2015 Zweite Bürgermeisterin von Hamburg sowie Senatorin und Präses der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung im rot-grünen Senat. Die 43-Jährige ist Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen in der Bürgerschaftswahl am 23. Februar und direkte Herausforderin vom Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (SPD). Sie schloss 2002 ihr Studium von Politikwissenschaft, Anglistik und Öffentlichem Recht an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als Magister Artium (MA) ab. Bis zur Ernennung als Senatorin war Fegebank von 2008 bis 2015 u.a. Landesvorsitzende und jüngste Parteichefin der Grünen in Hamburg. Sie lebt mit dem Unternehmer Mathias Wolff zusammen und die beiden haben Zwillingstöchter.

»­Klimaschutz soll zur Chef­innen-Sache werden, wir brauchen eine echte Verkehrswende und Hamburg muss sich viel stärker zur
Innovationsmetropole
entwickeln.«

„Ich habe die besseren Ideen für die Stadt und die größere Leidenschaft, sie auch umzusetzen.“ Foto oben: GRÜNE Hamburg

Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung: „Die Hafenwirtschaft ist ja die Herzkammer unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Es ist wichtig, auch ihre Belange und Sorgen zu hören.“ © GRÜNE Hamburg

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