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Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle: „Wenn ein Autokonzern in die Krise gerät, werden sie ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Ganz ähnlich sieht es bei einer Veranstaltung aus. Ein Konzert beginnt nicht einfach um 20 Uhr. Dahinter stecken monate- oder jahrelange Vorbereitungen mit etlichen Dienstleistern.“ © Elbphilharmonie / Michael Zapf
„Wir wollen uns solidarisieren“

Sechs Fragen an … Christoph Lieben-Seutter über die Aktion „Night of Light“ und die Krise der Veranstaltungsbranche

Warum hat sich die Elbphilharmonie an der Aktion „Night of Light“ beteiligt? Weil es dabei um unsere Branche ging. Wir wollten uns mit den vielen Partnern solidarisieren, die benötigt werden, damit bei uns wirklich ein Konzert stattfinden kann. Im Gegensatz zu den Autoherstellern wird die Veranstaltungsindustrie nicht unbedingt als Monolith gesehen. Jedem ist klar, dass es für die Produktion eines Fahrzeugs zahlreiche Zulieferer nötig sind. Wenn ein Autokonzern in die Krise gerät, werden sie ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Ganz ähnlich sieht es bei einer Veranstaltung aus. Ein Konzert beginnt nicht einfach um 20 Uhr. Dahinter stecken monate- oder jahrelange Vorbereitungen mit etlichen Dienstleistern.

Foto oben. Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle: „Wenn ein Autokonzern in die Krise gerät, werden sie ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Ganz ähnlich sieht es bei einer Veranstaltung aus. Ein Konzert beginnt nicht einfach um 20 Uhr. Dahinter stecken monate- oder jahrelange Vorbereitungen mit etlichen Dienstleistern.“ © Elbphilharmonie / Michael Zapf

Wie schätzen Sie die aktuelle Situation der Veranstaltungswirtschaft ein? Ich halte sie für sehr kritisch. In den letzten Monaten konnten sich viele Betriebe noch halbwegs über Wasser halten, obwohl ihnen ihre Einnahmen komplett weggebrochen sind. Wenn sich die Situation allerdings nicht spätestens nach dem Sommer verbessert, wird sicherlich mit einer großen Insolvenzwelle zu rechnen sein.

Christoph Lieben-Seutter: „Das Wiedereröffnungskonzertder Elbphilharmonie bestreitet unser Hausorchester, das NDR Elbphilharmonie Orchester. Mit welchen Solisten, welchem Programm und unter welchen Bedingungen, das werden wir demnächst bekanntgeben.“ © Dagmar Leischow
Christoph Lieben-Seutter: „Das Wiedereröffnungskonzertder Elbphilharmonie bestreitet unser Hausorchester, das NDR Elbphilharmonie Orchester. Mit welchen Solisten, welchem Programm und unter welchen Bedingungen, das werden wir demnächst bekanntgeben.“ © Dagmar Leischow

Was bedeutet die Pandemie für die Elbphilharmonie? Sie ist ein Riesenproblem. Die Elbphilharmonie hat so gut wie keine Einnahmen mehr, aber hohe Kosten – sei es für Personal, für Energie oder für die Instandhaltung des Gebäudes. Monat für Monat laufen enorme Defizite auf. Wir haben lediglich den Vorteil, dass wir der Stadt Hamburg gehören. Sie wird uns schon nicht insolvent gehen lassen. Natürlich finden gerade Gespräche statt, in welcher Form wir unterstützt werden sollen.

Ich halte die Situation der Veranstaltungswirtschaft für sehr kritisch. In den letzten Monaten konnten sich viele Betriebe noch halbwegs über Wasser halten, obwohl ihnen ihre Einnahmen komplett weggebrochen sind. Wenn sich die Situation allerdings nicht spätestens nach dem Sommer verbessert, wird sicherlich mit einer großen Insolvenzwelle zu rechnen sein.“

Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle

Halten Sie Kultur eigentlich für systemrelevant? Ja. Es gibt selbstverständlich dringendere Bedürfnisse, etwa die Sicherstellung der Versorgung und Gesundheit. Dennoch würde ich sagen: Kultur ist eben auch ein ganz wichtiger Teil des menschlichen Daseins. Das beginnt oft im Kleinen, es muss gar nicht immer eine Veranstaltung mit mehr als 1.000 Menschen sein. Gerade in einem Land wie Deutschland ist die kulturelle Vielfalt doch ein wesentlicher Teil unseres Lebens.

Christoph Lieben-Seutter: „Ein Shutdown ist schnell gemacht. Für das Hochfahren braucht man dagegen gewisse Anlaufzeit. Es kann durchaus einige Wochen dauern, bis wieder eine Veranstaltung möglich ist. Da heißt es nicht einfach: Morgen machen wir ein Konzert.“ © Elbphilharmonie / Michael Zapf
Christoph Lieben-Seutter: „Ein Shutdown ist schnell gemacht. Für das Hochfahren braucht man dagegen gewisse Anlaufzeit. Es kann durchaus einige Wochen dauern, bis wieder eine Veranstaltung möglich ist. Da heißt es nicht einfach: Morgen machen wir ein Konzert.“ © Elbphilharmonie / Michael Zapf

Die in der aktuellen Situation von der Politik unterstützt werden muss? Meiner Ansicht nach machen die Politiker einen recht guten Job. Nur darf man nicht vergessen, dass hinter einem Konzert nicht bloß die Künstler und Veranstalter stehen. Es wäre falsch, die Künstlervermittlungsagentur, die Technikverleihfirma oder den Personaldienstleister außer Acht zu lassen. Auch sie sollten wahrgenommen werden. Ein weiterer Aspekt sind die Vorläufe. Ein Shutdown ist schnell gemacht. Für das Hochfahren braucht man dagegen gewisse Anlaufzeit. Es kann durchaus einige Wochen dauern, bis wieder eine Veranstaltung möglich ist. Da heißt es nicht einfach: Morgen machen wir ein Konzert.

Sie wollten die neue Saison eigentlich mit einem Auftritt des Pittsburgh Symphony Orchestra eröffnen, nun kann das Orchester Corona-bedingt nicht anreisen. Haben Sie inzwischen einen Ersatz? Das Wiedereröffnungskonzert bestreitet unser Hausorchester, das NDR Elbphilharmonie Orchester. Mit welchen Solisten, welchem Programm und unter welchen Bedingungen, das werden wir demnächst bekanntgeben. 
Die Fragen stellte Dagmar Leischow

Christoph Lieben-Seutter ist Generalintendant der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle.

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