Sonnenernte an den Südfassaden, Obst- und Gemüseanbau auf dem 
Dach. Architekt Joachim Eble: „Unsere Philosophie ist, dass Gebäude nicht nur beschützen und beherbergen sollen, sondern dass die Oberflächen zum Beispiel in Kontakt mit Erntemöglichkeiten funktionieren sollen.“ © Eble Messerschmidt Partner Architekten und Stadtplaner PartGmbB, Tübingen
Wohnen mit Werten

Die Siegerentwürfe der Architekten für drei neue Bauvorhaben im Baakenhafen-Quartier stehen fest – grünes und soziales Leben stehen im Vordergrund – Plus: Interviews mit Baudirektor Franz-Josef Höing und Architekt Joachim Eble

„Die Stadt der Zukunft wird ihr Gesicht radikal ändern. Nachhaltige Konzepte wie unser ,We House‘ setzen sich funktional und visuell durch. Öffentlicher Raum, Infrastruktur, Bauweisen und Stadtlandschaft zeigen in einer Ästhetik der Nachhaltigkeit, wie wir den Herausforderungen des Klimawandels gerecht werden. Im nachhaltigen Quartiersbau sind urbane Holzbauten Flaggschiffe dieser Entwicklung.

Foto oben: Sonnenernte an den Südfassaden, Obst- und Gemüseanbau auf dem Dach auf dem Baufeld 98. Architekt Joachim Eble: „Unsere Philosophie ist, dass Gebäude nicht nur beschützen und beherbergen sollen, sondern dass die Oberflächen zum Beispiel in Kontakt mit Erntemöglichkeiten funktionieren sollen.“ © Eble Messerschmidt Partner Architekten und Stadtplaner PartGmbB, Tübingen

Als besonderer Clou versorgt ein Dachgewächshaus die Bewohner und das ,We House‘-Restaurant mit selbst angebautem Obst und Gemüse.“

Das Projekt drückt funktional und gestalterisch diesen Wertewandel und gemeinschaftlichen Wohnsinn einer verantwortungsbewussten Bewohnerschaft aus. So erleben wir das ,We House‘-Konzept als einen Avantgarde-Schritt in diese Richtung. Das neue Gebäude möchte sich als identitätsstiftendes Mitglied in die Familie des Baakenhafen-Quartiers einbringen“, postulieren die Architekten von Eble Messerschmidt Partner aus Tübingen zum „We House“-Konzept ihres Sieger-entwurfs für das Baufeld 98. Überzeugend fürs Preisgericht war u.a. auch das ökologisch ganzheitliche Konzept für Leben und Arbeiten unter einem grünen Dach.

Grünes Leben Richtung Norden auf dem Baufeld 98: „Öffentlicher Raum, Infrastruktur, Bauweisen und Stadtlandschaft zeigen in einer Ästhetik der Nachhaltigkeit, wie wir den Herausforderungen des Klimawandels gerecht werden. Im nachhaltigen Quartiersbau sind urbane Holzbauten Flaggschiffe dieser Entwicklung.“ © Eble Messerschmidt Partner Architekten und Stadtplaner PartGmbB, Tübingen
Grünes Leben Richtung Norden auf dem Baufeld 98: „Öffentlicher Raum, Infrastruktur, Bauweisen und Stadtlandschaft zeigen in einer Ästhetik der Nachhaltigkeit, wie wir den Herausforderungen des Klimawandels gerecht werden. Im nachhaltigen Quartiersbau sind urbane Holzbauten Flaggschiffe dieser Entwicklung.“ © Eble Messerschmidt Partner Architekten und Stadtplaner PartGmbB, Tübingen

„Nachhaltige Holzbauweise, Gemeinschafts-Wohnmodelle und Co-Working-Spaces: Auf den drei Baufeldern 98, 100a und 100b im Baakenhafen-Quartier versammeln sich hoch ambitionierte und überzeugende Konzepte, die allesamt beispielhaft für eine nachhaltige und sozial gerechte Stadt stehen“, fasst die Jury des Architekturwettbewerbs unter Vorsitz des Hamburger Architekten Nikolaus Goetze zusammen. „Die Archy Nova Projektentwicklung GmbH in Partnerschaft mit der DeepGreen Development GmbH (Baufeld 98), die Baugemeinschaft Belle Harbour Hamburg GbR (Baufeld 100a) und die Baugemeinschaft Sportlerhaus GbR, betreut durch die CONPLAN GmbH & Co. KG (Baufeld 100b), haben im Ein-vernehmen mit der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und der HafenCity Hamburg GmbH einen hochbaulichen Realisierungswettbewerb ausgelobt, zu dem insgesamt 17 Architekturbüros geladen waren. Die Jury hat nun ein Architekturbüro aus Tübingen, Berlin und Hamburg als Sieger gekürt.“ 

Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing: „Das ungewöhnliche Haus von Architekt Joachim Eble aus Stuttgart tut der östlichen HafenCity gut und hat mir große Freude gemacht.“ (siehe Interview unten.) © Thomas Hampel
Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing: „Das ungewöhnliche Haus von Architekt Joachim Eble aus Stuttgart tut der östlichen HafenCity gut und hat mir große Freude gemacht.“ (siehe Interview unten.) © Thomas Hampel

Die drei Baufelder liegen im südöstlichen Teil des Quartiers Baakenhafen am künftigen Gretchen-Wohlwill-Platz. Der Baakenpark und die im Bau befindliche neue Grundschule Baakenhafen liegen in fußläufiger Nähe. Insgesamt entstehen 100 Miet- und Eigentumswohnungen, zum Teil in Form von Baugemeinschaften, sowie im Erdgeschoss Flächen für publikumsbezogene Nutzungen (Büros und Gewerbe, Dienstleistungen, Gastronomie, Ateliers) und Gemeinschaftsflächen.

Architekt Joachim Eble, Eble Messerschmidt Partner, Stuttgart: „Meine tiefe Überzeugung ist, dass wir Natur in Form einer städtischen Landwirtschaft und einer Sonnenwirtschaft wieder in die Stadt bringen müssen. Das muss sich noch breiter durchsetzen.“ © Thomas Hampel
Architekt Joachim Eble, Eble Messerschmidt Partner, Tübingen: „Meine tiefe Überzeugung ist, dass wir Natur in Form einer städtischen Landwirtschaft und einer Sonnenwirtschaft wieder in die Stadt bringen müssen. Das muss sich noch breiter durchsetzen.“ © Thomas Hampel

Auf dem Baufeld 98 realisiert die Archy Nova Projektentwicklung GmbH in Partnerschaft mit DeepGreen Development GmbH über sieben Etagen ein innovatives und generationenübergreifendes Wohnmodell, welches sich auch durch ein nachhaltiges Gebäudekonzept auszeichnet. Neben ressourcenschonender Holzbauweise und Minimierung der verbauten grauen Energie sowie einem umfassenden Stoffflusskonzept für Wasser und Biomasse ist eine besonders funktionale Fassade geplant, die eine Verkleidung mit karbonisiertem Holz, eine Photovoltaikanlage und großzügige Fassadenbegrünungen vorsieht. Das Vorhaben folgt dem gemeinschaftlichen „We House“ Konzept, welches sich bundesweit etablieren soll (www.we-house.life). Diesem Modell entsprechend finden sich im Erd- und Galeriegeschoss neben dem „We House“-Restaurant weitere gemeinschaftlich genutzte Flächen wieder, wie u.a. Co-Working-Spaces, ein Saal, ein Waschcenter mit Bewohnertreff, ein Gästeappartement, Werkstätten sowie Flächen z.B. für Yoga, Kinder, Sauna und weitere Nutzungen. Als besonderer Clou versorgt ein Dachgewächshaus die Bewohner und das „We House“-Restaurant mit selbst angebautem Obst und Gemüse. Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing: „Das ungewöhnliche Haus von Architekt Joachim Eble aus Stuttgart tut der östlichen HafenCity gut und hat mir große Freude gemacht.“ (siehe Interview re.)

Das Sportlerhaus auf dem Baufeld 100b; Jim Ulrici von der CONPLAN projektentwicklung: „Die Baugruppe freut sich sehr darauf, über den neuen Sportverein Baakenhafen einen aktiven Beitrag zur Quartiersentwicklung für jung und alt zu leisten und zukünftig in einem architektonisch ansprechenden Gebäude an einer schönen Lage in der HafenCity wohnen und arbeiten zu können." © Spine Architects
Das Sportlerhaus auf dem Baufeld 100b; Jim Ulrici von der CONPLAN projektentwicklung: „Die Baugruppe freut sich sehr darauf, über den neuen Sportverein Baakenhafen einen aktiven Beitrag zur Quartiersentwicklung für jung und alt zu leisten und zukünftig in einem architektonisch ansprechenden Gebäude an einer schönen Lage in der HafenCity wohnen und arbeiten zu können.“ © Spine Architects

Mit dem Ansatz der erweiterten Lebensgemeinschaft wird der Grundgedanke des ,Füreinander da sein‘ aufgenommen.“

Auf dem Baufeld 100a baut die Baugemeinschaft Belle Harbour Hamburg GbR Eigentumswohnungen für unterschiedliche Lebensentwürfe. Das Wohnen im Haus basiert auf dem Konzept der erweiterten Lebensgemeinschaft. Es soll Familien die Chance gegeben werden, den besonderen Inklusionsansatz umzusetzen, Menschen mit Behinderungen in ihrem familiären Zuhause gemeinsam mit Pflegediensten zu unterstützen und somit voll in die Haus- und Lebensgemeinschaft zu integrieren. Darüber hinaus wird ein Inklusionsansatz für Blinde und Menschen mit Sehbehinderungen im Gebäude verwirklicht. Eine Arbeitsstelle für einen Menschen mit Sehbehinderung ist fester Bestandteil des Wohnkonzeptes.

Auf Baufeld 100a errichtet die Baugemeinschaft Belle Harbour ­Hamburg das Gebäude des Siegerentwurfs von Winking • Froh ­Architekten aus Berlin: Die Angebote des Hauses richten sich an ­Menschen mit und ohne Behinderungen im gesamten Quartier, wobei ein Schwerpunkt bei den Jüngsten gesetzt wird: Kinderbibliothek, Computerlernwerkstatt, Bienenzucht und die Sensibilisierung für ­Lebensmittel durch Selbstversorung sind einige der Themenbereiche. © Winking • Froh Architekten, Berlin
Auf Baufeld 100a errichtet die Baugemeinschaft Belle Harbour ­Hamburg das Gebäude des Siegerentwurfs von Winking • Froh ­Architekten aus Berlin: Die Angebote des Hauses richten sich an ­Menschen mit und ohne Behinderungen im gesamten Quartier, wobei ein Schwerpunkt bei den Jüngsten gesetzt wird: Kinderbibliothek, Computerlernwerkstatt, Bienenzucht und die Sensibilisierung für ­Lebensmittel durch Selbstversorung sind einige der Themenbereiche. © Winking • Froh Architekten, Berlin

Mit dem Ansatz der erweiterten Lebensgemeinschaft wird der Grundgedanke des „Füreinander da sein“ aufgenommen. Dies wird u. a. durch qualitätsvolle Gemeinschaftsflächen erreicht. Die Angebote des Hauses richten sich an Menschen mit und ohne Behinderungen im gesamten Quartier, wobei ein Schwerpunkt bei den Jüngsten gesetzt wird: Kinderbibliothek, Computerlernwerkstatt, Bienenzucht und die Sensibilisierung für Lebensmittel durch Selbstversorung sind einige der Themenbereiche.

Dr. Stephanie Gamm von Belle Harbour Hamburg: „Mit dem Siegerentwurf gelingt es dem kleinsten Baufeld im Wettbewerb als Punkthaus mit Lochfassade das Flair der HafenCity aufzunehmen und sich inmitten der Nachbargebäude turmförmig und elegant nach oben zu entwickeln. Es wird höchsten Nutzercomfort mit ressourcenschonender Bauqualität verbinden. Belle Harbour setzt damit ein Zeichen für eine inklusive Wohngerechtigkeit.“

Die Baugemeinschaft Sportlerhaus GbR, die durch die CONPLAN GmbH & Co. KG betreut wird, realisiert auf dem Baufeld 100b die Errichtung von preisgedämpften Eigentumswohnungen. Im Erdgeschoss soll ein Gemeinschaftsraum entstehen, der über seine Funktion als Sport- und Begegnungsraum für die Familien der Baugruppe, welche sich aus dem Handballumfeld des FC St. Pauli kennen, hinaus auch als Vereinsheim des aktuell in Gründung befindlichen Sportvereins Baakenhafen genutzt werden soll. Die Baugruppe möchte alle Bewohner im Quartier Baakenhafen über den neuen Sportverein Baakenhafen zusammenbringen. Die Gruppe fühlt sich stark dem energieeffizienten, nachhaltigen Bauen verpflichtet und realisiert ein KfW-Effizienzhaus 40. 

Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach bringt nachhaltige Energie ins Gebäude, wodurch u.a. die gemeinschaftlichen E-Lastenräder genutzt werden können. Des Weiteren sind Geschäfts- und Büroflächen im Erd- und Zwischengeschoss zur Straßenseite und zum Gretchen-Wohlwill-Platz geplant, welche die Möglichkeit bieten, Wohnen und Arbeiten in einem Gebäude zu kombinieren.

Jim Ulrici von der CONPLAN Projektentwicklung: „Die Baugruppe freut sich sehr darauf, über den neuen Sportverein Baakenhafen einen aktiven Beitrag zur Quartiersentwicklung für jung und alt zu leisten und zukünftig in einem architektonisch ansprechenden Gebäude in einer schönen Lage in der HafenCity wohnen und arbeiten zu können.“

Für Prof. Jürgen Bruns-Berentelg, Chef der HafenCity Hamburg GmbH, steht das Soziale im Vordergrund: „Diese drei neuen Bauvorhaben im Quartier Baakenhafen verfolgen nicht nur hoch anspruchsvolle Nachhaltigkeitskonzepte. Mit ihren inklusiven Wohnmodellen, einer Vielfalt an gemeinschaftlich genutzten Flächen und Angeboten für das ganze Quartier leisten sie auch einen besonders wertvollen Beitrag zu einem solidarischen Charakter des städtischen Lebens.“

Apropos städtisches Leben. Verändert denn die Corona-Pandemie die Ansprüche an das Wohnen und Leben? Für Franz-Josef Höing ändert sich im Alltag erst einmal nichts, aber für das stadtplanerische und bauliche Vorausdenken eventuell schon: „Ich bin da alles andere als repräsentativ“, schmunzelt Höing, „denn durch meine Rolle als Oberbaudirektor führe ich ein etwas anderes Arbeitsleben, bin viel unterwegs und selten nur in meiner Wohnung. Ich finde eine Matraze nicht schlecht und finde manchmal ganz gut, wenn man sich noch hinsetzen und frühstücken kann.“ Und versichert ernst: „Mir ist es extrem wichtig, dass wir gute Grundrisse in neuen Wohnungen haben. Nicht unbedingt große Wohnungen, sondern kluge Grundrisse, die Raum schaffen, auch wenn der begrenzt ist. Es ist banal und ich betone es immer wieder: Das Ankommen in einem Haus, im Eingang schon zu Hause zu sein, sich durch das Haus zu bewegen und auch etwa die Belichtungsfragen sind uralte Themen und wir müssen uns damit vielleicht noch intensiver beschäftigen.“ Wolfgang Timpe

4 Fragen an … Architekt Joachim Eble über Biodiversität im Städtbau und die Wieder-gewinnung von Landwirtschaft im urbanen Raum

Natur muss wieder in die Stadt!

1 Herr Eble, Ihr Siegerentwurf für das Baufeld 98 mutet wie ein sich selbst am Leben erhaltender Organismus an. Was ist Ihre Idee? Für uns Außenstehende zeichnet die HafenCity eine stringente Architektur und viel Stein aus. Unser Anliegen ist es, das Grün in die Stadt zu bringen. Unsere Häuser sind immer Träger von Natur, die auch wild sein darf. Ich hoffe, dass wir ein kleines grünes Ausrufezeichen in der HafenCity sein werden. Der Dachgarten mit Obst- und Gemüseanbau ist nur ein Aspekt. Wie Sie sagen, ist es als eine Art Organismus gedacht. Dazu gehören der Lebensstil der Menschen und das Ambiente, das gesunde Wohnen mit natürlichen Baumaterialien und geringer Energieverbrauch. Und ja, mit dem großzügigen Dachgarten spielt auch die Begegnung mit der Natur und einem Anteil an Selbstversorgung eine Rolle. Das so alles ein Ganzes bilden soll. Neben dem Dachgewächshaus, das in der Ausschreibung gefordert war, ist von uns noch die organfeste Wald-Dachgartenfarm dazugekommen und wir trauen die uns zu. 

2 Diese Individualität ist beim Bauen üblicherweise, auch im Unterhalt, teuer. Wie haben Sie das Thema bewältigt? In unseren Häusern tun wir mehr und die Grünflächen kosten natürlich Geld und das Dachgewächshaus hat ein ordentliches Gewicht, das in die Statik des Hauses eingeht. Das alles hat Folgekosten. Es ist nicht billig und der Holzbau ist eine aufwändige Technik. Durch die sehr langfristig gedachte Finanzierung in einem Genossenschaftsmodell kann man sich das leisten und erzielt auch Mieten, die man bezahlen kann. Bei einem klassischen Investorenmodell ist das komplizierter.

3 Hatten Sie von Anfang an eine Architekten­idee für das Haus? Ja. Es sollte ein plastisches Gebäude sein, das nach allen Seiten hin seine Eigenart darstellt – zur Allee hin sieht es anders aus als zum Baakenhafen hin; auf der einen Seite zur Allee hin ist die Sonnenernte (Photovoltaik), auf der anderen die Aussicht auf den Hafen. Das gibt dem Gebäude eine Plastizität, die individuell nach verschiedenen Himmelsrichtungen, nach Sonnenernte, nach Aussicht mit und ohne Begrünung gestaltet ist. Es soll eine Skulptur sein, die vielfältige Ausstrahlungen hat. Die Herausforderung im Entwurf lag für uns darin, das Gebäude als Einheit zu gestalten und nicht zu zusammenhanglos zu werden. 

4 Beschreibt ein Begriff wie Sonnenernte ein Evolution im Hausbau? Meine tiefe Überzeugung ist, dass wir Natur in Form einer städtischen Landwirtschaft und einer Sonnenwirtschaft wieder in die Stadt bringen müssen. Das muss sich noch breiter durchsetzen. Unsere Philosophie bei Eble Messerschmidt Partner Architekten und Stadtplaner PartGmbB ist, dass Gebäude nicht nur beschützen und beherbergen sollen, sondern dass die Oberflächen zum Beispiel in Kontakt mit Erntemöglichkeiten funktionieren sollen. Auf dem Dach baue ich Obst und Gemüse an, an der Fassade hole ich mir die Sonne für die Energie oder ich habe Flächen, die ich begrünen kann, um Pflanzen, Vögel und Insekten zur Biodiversität einzuladen. Diese vielen unterschiedlichen Kontaktoberflächen sind eine bewusste Bauidee von uns. Wolfgang Timpe
Joachim Eble ist Architekt und Partner bei Eble Messerschmidt Partner Architekten und Stadtplaner PartGmbBg, Tübingen

3 Fragen an Hamburgs Oberbaudirektor … Franz-Josef Höing über neues Wohnen und das Nutzen öffentlicher Räume

Selbstbewusste eigenständige Häuser!

1 Herr Höing, was finden Sie an den Konzepten der drei neuen Gebäude im Baakenhafen wichtig? Bei aller Ungewöhnlichkeit der drei Programme ist mir das 1×1 des Wohnungsbaus wichtig, die ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Wesen des Wohnens. Das hat etwas mit den Grundrissen zu tun und wie die Häuser im Stadtteil stehen und wie ich hineingehe und aus den Wohnungen herausschaue. Das hat mir besonders gefallen. Und die Frage auch hier: Wie streng muss der Städtebau sein? Was hält so ein Ensemble zusammen und wie viel Vielfalt braucht es, damit es nicht monoton wird? Es sind durchaus selbstbewusste eigenständige Häuser, die ganz unterschiedlich in den öffentlichen Raum hinein kommunizieren. Und das ungewöhnliche Haus von Architekt Joachim Eble aus Stuttgart tut der östlichen HafenCity gut und hat mir große Freude gemacht.

2 Entwickelt sich die Ost-HafenCity als eigenständiger Stadtteil in der HafenCity?
Es wurde von Anfang an angestrebt, die HafenCity an der Elbphilharmonie nicht genau so aussehen zu lassen wie an den Elbbrücken. Die HafenCity hat eine Gesamtidee: Sie als einen Raum zu denken und zugleich auch eigenständige kleine Milieus entstehen zu lassen. Die östliche HafenCity, was ja zunächt nur eine Lagebeschreibung ist, wird einen eigenen Charakter, eine eigene Lebendigkeit mit interessanten Nutzungen bekommen. Das ist noch nicht so präsent, weil alles noch mehrheitlich Baustelle ist. Durch die drei neuen Bauprojekte kann man sich das immer besser vorstellen. 

3 Verändert Corona unsere Ansprüche an das Wohnen und so auch Ihre Arbeit? Da bin ich vorsichtig. Interessant ist die Rolle des öffentlichen Raums. Menschen halten sich viel stärker draußen auf. Das Thema wird bleiben: Wie gestalten wir den öffentlichen Raum aus und passen ihn für unterschiedlichste Nutzungen an? Das Thema Homeoffice könnte  Pendlerbeziehungen verändern und Folgen für die Büroausstattung und -organisation haben. Vielleicht gibt es dadurch auch eine Chance, dass Hamburg und sein Umland ihre Beziehungen qualitativ neu formulieren. Wir sehen die Spitze eines Eisbergs und werden uns weiter damit beschäftigen. Auch bei diesen drei Baakenhafen-Projekten werden viele Freiräume rund um das Haus bis auf das Dach hinauf und neue Antworten auf das Draußensein angeboten. Wolfgang Timpe
Franz-Josef Höingist Oberbaudirektor in der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) in Hamburg. 

Nachrichten von der Hamburger Stadtküste

Abonnieren Sie unseren monatlichen Newsletter!

Das könnte Ihnen auch gefallen

»Lust am Mitmachen und Einmischen!«

Augenzeuge. Der langjährige St.-Katharinen-Pastor Frank Engelbrecht war ein gestaltender Zuhörer, Voranbringer und Seelenbetreuer der Menschen