Kurzer Olaf. Die Hamburger Investoren Dieter Becken und Klaus-Michael Kühne wollen den Elbtower zu Ende bauen. Hilft die Stadt als späterer Mieter?
Und: Zum Elbtower nachgefragt bei Dirk Kienscherf, SPD-Fraktionschef Hamburgische Bürgerschaft
Wer rettet den Hamburger Elbtower? Der Hamburger Bauinvestor Dieter Becken hat nach Informationen des NDR bereits einen Ankermieter für den Elbtower gefunden und will die derzeitige Bauruine an den Elbbrücken mit verschiedenen Hamburger Kapitalgebern zu Ende bauen. Mit im Boot wäre unter anderem Milliardär Klaus-Michael Kühne – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Er will, dass die Stadt das Rettungsprojekt unterstützt. Der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) lehnt das bislang kategorisch ab.
Foto oben: Geplanter Elbtower-Leuchtturm am Stadteingang an den Elbbrücken. Klaus-Michael Kühne: „Es gibt Ideen, Interessen, Beziehungen und Gespräche.“ Seine Holding sei dabei, wenn andere mitziehen. Der Kapitalbedarf liege, so Kühne, bei einigen Hundert Millionen Euro. © Signa Chipperfield
„Die Stadt zeigt sich leider störrisch“, umschreibt Kühne die Haltung der Stadt. Ihr fehle der „Mut, die Entscheidungsfreude“, sagt Kühne im Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“. Nach den Vorstellungen Kühnes müsste die Stadt die Initiative für eine Lösung übernehmen.
Er habe zwar Verständnis dafür, dass die Politik keinen direkten finanziellen Beitrag leisten wolle. „Aber sie könnte mit der Anmietung von Flächen einen wichtigen Beitrag leisten. Der Raumbedarf der Stadt ist groß, da ließe sich sicher eine Lösung finden“, sagt Kühne im „Abendblatt“-Interview. Im „Spiegel“ hatte er kürzlich gefordert, dass die Stadt die Hälfte der Mietflächen des Elbtowers für städtische Behörden verwendet und diese unmittelbar nach Fertigstellung des Gebäudes anmietet, „zu Mietkonditionen, die die Wirtschaftlichkeit des Objektes sicherstellen“.
Da hatte Kühne die Tanzenden Türme möglicherweise schon vor Augen. Denn wie jetzt bekannt wurde, werden die Objekte des Star-Architekten Hadi Teherani auf St. Pauli voraussichtlich zu einem neuen Behördenstandort: Wirtschaftsbehörde, Verkehrsbehörde und die Hamburg Marketinggesellschaften sollen dort einziehen.
Den Elbtower, der bald als Torso seinen ersten Geburtstag feiert, will Kühne unbedingt retten, weil er ihn „als Bauwerk“ interessant findet und überzeugt ist, „dass an den Elbbrücken so eine Ruine“ nicht stehen darf.
Kühne will sich deshalb mit anderen in einem Konsortium engagieren. Drei, vier Parteien seien nötig, die sich am besten paritätisch an der Sanierung beteiligen sollten. Kühne im „Abendblatt“: „Es gibt die Commerz Real, die einen Anteil am Elbtower besitzt, es gibt die Signal Iduna, die stark engagiert ist, es gibt Dieter Becken und noch den einen oder anderen, der durchaus Interesse zeigt. Ein Konsortium gibt es noch nicht, aber es gibt Ideen, Interessen, Beziehungen und Gespräche.“ Seine Holding sei dabei, wenn andere mitziehen. Der Kapitalbedarf liege, so Kühne, bei einigen Hundert Millionen Euro.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat zumindest ein finanzielles Engagement der Stadt beim Weiterbau des Elbtowers bislang klar ausgeschlossen. „Herr Benko, die Signa-Gruppe und ihre Investoren haben in Österreich und Deutschland großen Schaden für das Gemeinwesen angerichtet. Daraus ergibt sich keine moralische Position, um irgendetwas von den betroffenen Städten oder unbeteiligten Dritten zu fordern“, sagte Tschentscher der Deutschen Presse-Agentur. Die Stadt habe das Grundstück für 122 Millionen Euro verkauft und den Bau des Elbtowers genehmigt. Dabei sei immer klar gewesen, dass das Projektrisiko beim privaten Investor liege. „Der Senat beabsichtigt definitiv nicht, die Federführung oder Regie für den Weiterbau zu übernehmen oder sich mit eigenem Kapital an der Fertigstellung zu beteiligen.“ Tschentscher sagte aber auch: „Ich begrüße das Engagement der privaten Bieter und gehe davon aus, dass im zweiten Halbjahr eine Lösung für die Fertigstellung des Elbtowers gefunden wird.“ Wolfgang Timpe
Dirk Kienscherf, SPD, zur Zukunft des Elbtowers
»Keine teure Anmietung von Flächen«
Der SPD-Fraktionschef der Hamburgischen Bürgerschaft, Dirk Kienscherf, widerspricht dem Wunsch des Investors Klaus-Michael Kühne, durch vorgezogene städtische Anmietung von Büroflächen im Elbtower – wie jüngst beim Umzug von Verkehrs- und Wirtschaftsbehörde in die Tanzenden Türme auf St. Pauli – die Investoren dabei zu unterstützen, den „Kurzen Olaf“ fertig zu bauen (siehe auch Editorial Seite 2). Kienscherf: „Bei der Auswahl von Behördenstandorten geht es unter anderem um die Nachhaltigkeit von Gebäuden, deren Eignung für die zu erfüllenden Aufgaben sowie um die Mietkonditionen, also die Wirtschaftlichkeit des Betriebs. Der Elbtower muss jetzt mit einem tragfähigen wirtschaftlichen Konzept vollendet werden. Wenn die Hamburger Verwaltung schon heute bei den existierenden Unsicherheiten eine teure Anmietungsverpflichtung eingehen würde, wäre das für die Hamburger Steuerzahlenden sicher keine gute Lösung.“ Bekommt die SPD kalte Füße und gibt der kleinkarierten Anti-Hochhaus-Stimmung Zucker? „Als SPD sind wir uns unserer Verantwortung beim Einsatz von Steuermitteln sehr bewusst“, so der Fraktionschef, „und erfüllen damit die Erwartungen der Menschen in Hamburg. Die Stadt wird ihrer Verantwortung mehr als gerecht.“ Und wie sieht Plan B aus, wenn der Insolvenzverwalter mit dem Weiterbau scheitert? „Stand jetzt setzen wir auf eine Vollendung des Gebäudes durch private Investoren.“ Wolfgang Timpe