Affenbrotbaum, Madagaskar, Menabe Area: Die bis zu 25 Meter hohen Baumriesen mit ihren flachen Baumkronen sind die Wahrzeichen von Madagaskar. © Thorsten Milse | WWF
Überlebenskünstler

Die 23. Open-Art-Ausstellung „Survivor“ von Fotograf Thorsten Milse präsentiert ab Mitte April auf dem Überseeboulevard bedrohte Tierarten und Naturräume

Unschuldig, leicht skeptisch und neugierig schaut das kleine schwarz-weiße Flaumenknäuel in die Welt hinaus wie auf der Titelseite unserer Zeitung. Und das leicht melancholische Knopfauge des Kuschelpinguins rührt alle menschlichen Beschützerinstinkte an. In den ersten Monaten können die Kaiserpinguin-Küken noch nicht selbstständig aufs antarktische Eis hinaus, weil sie erfrieren würden. Also müssen sie nach ihrem Schlüpfen auf den Füßen ihrer Eltern wohnen und die ersten Monate Zuflucht in einer wärmenden Hautfalte suchen. 
Foto oben: Affenbrotbaum, Madagaskar, Menabe Area: Die bis zu 25 Meter hohen Baumriesen mit ihren flachen Baumkronen sind die Wahrzeichen von Madagaskar. © Thorsten Milse | WWF

In den ersten Monaten können die Kaiserpinguin-Küken noch nicht selbstständig aufs antarktische Eis hinaus, weil sie erfrieren würden. Nach ihrem Schlüpfen müssen sie auf den Füßen ihrer Eltern wohnen und die ersten Monate Zuflucht in einer wärmenden Hautfalte suchen. © Thorsten Miles | WWF
In den ersten Monaten können die Kaiserpinguin-Küken noch nicht selbstständig aufs antarktische Eis hinaus, weil sie erfrieren würden. Nach ihrem Schlüpfen müssen sie auf den Füßen ihrer Eltern wohnen und die ersten Monate Zuflucht in einer wärmenden Hautfalte suchen. © Thorsten Miles | WWF

Schnitt. Majestätisch und in natürlicher, unerschütterlicher Selbstgewissheit reihen sich die afrikanischen Affenbrotbäume in der Menabe Area auf Madagaskar auf und der aufsteigende Morgennebel und das irisierende Licht der aufgehenden Sonne tauchen die Szenerie und die bis zu 25 Meter hohen Baumriesen in eine magische Atmosphäre. Ihre flachen markanten Baumkronen und ihre lebenslang geraden und schlanken Stämme verkörpern einen friedlichen Selbstbehauptungswillen. Natürlich, einzigartig.

„Es tut weh zu wissen, dass manche Tierarten in einigen Jahrzehnten ausgestorben sein werden.“

Erschaffer dieser Schöpfungsbildsprache ist der Tier- und Naturfotograf Thorsten Milse, der seit über 25 Jahren bedrohte Natur und Tiere von Affenbrotbäumen bis zu Kaiserpinguinen, von Lemuren bis zu Nashörnern, von Gorillas bis zu Eisbären auf die digitale Fotoplatte gebannt hat – ermöglicht auch durch die Unterstützung des World Wildlife Fund (WWF). Die Ausstellung „Survivor“ zeigt in der 23. Open-Art-Ausstellung vom 15. April bis zum 31. August 2021 auf dem Überseeboulevard 50 seiner Aufnahmen auf großformatigen Outdoortafeln – 24/7 und an frischer Luft. Gelebte Pandemie-Kultur.

Natur- und Tierfotograf Thorsten Milse mit seinem Dritten Auge, dem Teleobjektiv: „Mit meinen Aufnahmen möchte ich das Bewusstsein für die Natur und deren Schutz schärfen und die zerbrechlichen Lebensräume der ‚Survivor‘ aufzeigen.“	© Matthias Hempel
Natur- und Tierfotograf Thorsten Milse mit seinem Dritten Auge, dem Teleobjektiv: „Mit meinen Aufnahmen möchte ich das Bewusstsein für die Natur und deren Schutz schärfen und die zerbrechlichen Lebensräume der ‚Survivor‘ aufzeigen.“ © Matthias Hempel

Bei aller Natur- und Schöpfungsromantik der elegischen Bilder geht es Fotograf Thorsten Milse auch um den möglichen Verlust unwiederbringlicher biologischer Arten-Vielfalt und Natur-Gebiete. Rund 32.000 Tier- und Pflanzenarten gelten als bedroht und stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Für Milse verbindet sich sein Engagement für Natur und Umwelt mit seiner Leidenschaft für Fotografie: „Es tut weh zu wissen, dass manche Tierarten in einigen Jahrzehnten wahrscheinlich ausgestorben sein werden. Fossa, Ozelot und Schneeleoparden sind so einzigartig, doch sie werden immer mehr aus ihren natürlichen Lebensräumen verdrängt und kämpfen ums Überleben. Mit meinen Aufnahmen möchte ich das Bewusstsein für die Natur und deren Schutz schärfen und die zerbrechlichen Lebensräume der ‚Survivor‘ aufzeigen“, erklärt er und fügt hinzu: „Die Ausstellung in der HafenCity wirft eine andere Perspektive auf die Schönheit unseres Planeten.“ 

„Viele Tiere sind wahre Überlebenskünstler, aber ihren Anpassungsfähigkeiten sind Grenzen gesetzt.“

Larvensifaka, Madagaskar, Berenty Reserve: Die vom Aussterben bedrohte Lemurenart Larvensifaka lebt nur auf Madagaskar. © Thorsten Milse | WWF
Larvensifaka, Madagaskar, Berenty Reserve: Die vom Aussterben bedrohte Lemurenart Larvensifaka lebt nur auf Madagaskar. © Thorsten Milse | WWF

Klimawandel, Wilderei und Rodungen sorgen im Wasser und zu Land unter anderem dafür, dass sich Tierbestände verkleinern und natürliche Lebensräume vernichtet werden. Milses Bildmotive vom Amazonas-Regenwald bis zur Antarktis entstanden in freier Wildbahn, um die natürliche Kraft und Energie der bedrohten Tiere und ihrer Umgebung festzuhalten. „Gerade jetzt, wo eigentlich nur ein Thema in den Köpfen präsent ist, sollte die prekäre Lage in der Tierwelt nicht aus den Augen verloren werden. Mit der aktuellen Ausstellung möchten wir“, so Quartiersmanagerin Claudia Weise vom Überseequartier Nord, „dieses gesellschaftlich relevante Thema wieder in den Fokus rücken und erneut einen Beitrag zu Hamburgs Kulturszene leisten, die aktuell nach draußen und in die Onlinewelt verlagert wird.“ Das Konzept der Open-Art-Galerie findet seit 2010 statt und bietet nationalen und internationalen Fotografen zwischen Speicherstadt und Elbe eine individuelle Möglichkeit ohne Museums- oder Ausstellungshürden direkt den Anwohner:innen und Gästen ihre Arbeiten nahezubringen.

Schimpansen, Tansania, Greystoke: Etwa 700 Individuen leben noch im Mahale Mountains Nationalpark im Westen Tansanias am Tanganjikasee. © Thorsten Milse | WWF
Schimpansen, Tansania, Greystoke: Etwa 700 Individuen leben noch im Mahale Mountains Nationalpark im Westen Tansanias am Tanganjikasee. © Thorsten Milse | WWF

Als Markenbotschafter für den WWF und den Kamerahersteller Canon macht Thorsten Milse seit 13 Jahren den Verlust der Biodiversität unseres Planeten zum Gesprächsthema. „Er erlebt hautnah mit, wie gravierend sich die ökologischen Nischen vieler Organismenarten verändern. Viele Tiere sind zwar wahre Überlebenskünstler, aber auch ihren Anpassungsfähigkeiten sind Grenzen gesetzt“, erklärt Jörn Ehlers, Direktor News des WWF. „Wir freuen uns sehr, diese Ausstellung und ihre Botschaft als Kooperationspartner unterstützen sowie die Reise des Fotografen vom Moment des Auslösens bis hin zur Präsentation der Ergebnisse begleiten zu können“, ergänzt Michael Lorenzmeier, Marketing Manager Canon.

Am überzeugendsten sind die Tiere selbst mit ihrer oftmals humorvollen Überzeugungskraft.

Na, und am überzeugendsten setzen sich für diese Botschaften die Tiere selbst mit einer manchmal für den Menschen ungelenken humorvollen Überzeugungskraft ein, wie etwa der junge verspielte Kronenmaki aus Madagaskar, der versucht, sich am Objektiv der Milse-Kamera festzuhalten. „Survivor“ bietet berührende Momentaufnahmen. Wolfgang Timpe

INFO

Am 15. April 2021 eröffnet die 23. Open-Art-Ausstellung auf dem Überseeboulevard im Überseequartier Nord. Der Tier- und Naturfotograf Thorsten Milse präsentiert mit „Survivor“ rund 50 Aufnahmen von Tieren in wilder Natur und ihren Lebensräumen. Die Ausstellung ist kostenlos und rund um die Uhr bis zum 31. August 2021 auf dem Überseeboulevard zu besuchen. Mehr unter: www.ueberseequartier-nord.de

Aktion + Bildband

Nach der Ausstellung werden die Fotografien für einen guten Zweck versteigert. Die „Survivor“-Fotografien gibt es auch im gleichnamigen Bildband von Thorsten Milse.  Das Buch, 300 Seiten, ist ab 19. März 2021 beim Tecklenborg Verlag erhältlich. Von jedem verkauften Buch gehen 2,- Euro an Artenschutzprojekte des WWF, des World Wildlife Fund.

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