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Blühende Uferzonen

Altstadtküste. Für Pastor Frank Engelbrecht zeigt ein autoloses Quartier Realitätssinn und Zukunft

Stellen Sie sich vor, wir schreiben das Jahr 2021. Wir sitzen am Zollkanal im Herzen der Altstadt und genießen ein erfrischendes Getränk im Biergarten der Gröninger Brauerei. Bienen summen in duftenden Blumenbeeten. Vögel singen in den Bäumen zum Rauschen der Blätter, und zum Plätschern des Elbwassers schreien die Möwen und mischt sich das Tuten der Schiffe ein. Eine Fahrradfahrerin radelt vorbei, den Gepäckträger voll mit Leckereien vom Wochenmarkt vom benachbarten Katharinenkirchhof. 

Drüben an der Speicherstadt hängt Wäsche aus den Fenstern. Hier wird seit etwa zehn Jahren nicht nur gearbeitet, sondern auch gewohnt – selbstverständlich im Drittelmix. Die Turmuhr schlägt zur Mittagszeit, während eine Maschine in der benachbarten Manufaktur klickert. Das einzige Auto ist der italienische Eiswagen.

Ein Oberstufenkurs Geografie mit dem Thema „Stadtplanung“ von der Marienschule aus Fulda besucht den Gröninger Straßenpark neben St. Katharinen. Pastor und Mitglied der Initiative „Altstadt für alle“ Frank Engelbrecht: „Die Altstadtküste blüht auf!“ © St. Katharinen

Wozu Auto fahren und im Stau stehen? Ein stadtweites Stadtbahnnetz mit Neuauflage des guten alten 9-Euro-Tickets im Zwei-Minuten-Takt, dazu Leihfahrräder und die neue Lust an der Bewegung zu Fuß haben den Individualverkehr zum Restposten für Rettungsfahrzeuge, Lieferverkehr, Handwerk sowie Menschen mit Behinderung gemacht. Das senkt die Zahl der Unfälle und mehrt Geselligkeit und Nachbarschaft. 

Dieses Bild von Hamburg malt die Illustration von @monokrom von der Altstadtküste, der Innenstadt am Zollkanal. Alles nur ein Traum? Schlimm wäre es! Denn so ungefähr müsste unsere Stadt ehrlich gesagt in 19 Jahren aussehen und sich organisieren, wenn wir es ernst meinen mit unserem Ziel: eine Stadt, in der Nachhaltigkeit und ein lebendiges Gemeinwesen dauerhaft ihr Zuhause finden. Die Stadt, die bleibt, wie sie ist, zeitigt schon heute Kosten, die wir weder finanziell noch sozial tragen können. Also kein Traum, sondern Realitätscheck: Wie halten wir es mit dem Ziel der nachhaltigen Entwicklung unserer Stadt? Das Gute ist: Wenn wir es in Hamburg ernst meinen, dann geht auch was. 

Schauen wir nur einmal zurück auf die Zeit vor 19 Jahren. Damals kam ich nach St. Katharinen und fand auf dem Gelände der heutige HafenCity nur ein einziges Bürohaus. Ansonsten: weit und breit Baustellen-Brachland und ein paar alte Verwaltungsgebäude. Der Masterplan stand bereits, aber unsere Idee, gleich eine Kita einzurichten, erntete ungläubiges Staunen: „Für wen wollt ihr die denn bauen?“ Und wer damals über die Möglichkeit für geförderten Wohnraum im neuen Stadtteil am Wasser nachdachte, galt als Idealist ohne Realitätssinn. 

Heute hat die HafenCity drei Universitäten, drei Schulen, mehr als sechs Kitas, Restaurants, Bars, Museen, Gale-rien, vielfältiges Gewerbe und Büros. Außerdem hat sie den Drittelmix mit gefördertem Wohnraum im Neubaugebiet durchgesetzt. Das macht Mut für die kommenden 19 Jahre.

Fangen wir also gleich damit an: zum Beispiel indem wir die Altstadtküste im Herzen Hamburgs zum sozialen und nachhaltigen Traumquartier umbauen, das der historischen Würde des Ortes zwischen Speicherstadt und St. Katharinen entspricht. Worauf warten wir? Los geht’s: „Die Altstadtküste blüht auf!“ Frank Engelbrecht

Weitere Informationen unter: www.altstadtkueste.de

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